Einmal rund ums Glück
um mich und gehe raschen Schrittes, um mich warm zu halten.
Der Leibwächter folgt in gewissem Abstand. Ehrlich gesagt, ist er ziemlich überflüssig. Auch wenn die Stadt voller Formel- 1 -Fans ist, würden wohl nicht viele damit rechnen, einen der besten Rennfahrer noch nachts auf der Piste zu sehen. Die übrigen Teilnehmer liegen wahrscheinlich längst in ihrem Bett oder schlürfen Proteinshakes.
»Willst du meine Jacke?«, fragt Luis, als er hört, wie meine Zähne klappern. Ich schüttel den Kopf. »Na los, nimm schon!« Er zieht sie aus und reicht sie mir, ich werfe sie mir über.
»Ich kann es immer noch nicht fassen«, sage ich, nachdem wir eine Weile schweigend gegangen sind.
»Das mit Holly und Simon?«, fragt Luis nach.
Ich nicke. »Und ich weiß, dass sich das sehr geheuchelt anhört.«
Luis antwortet nicht, und sein Schweigen macht es nur noch schlimmer.
Er folgt mir durch die Drehtür in die helle Hotellobby. Ungewollt sehe ich zur Rezeption hinüber und bleibe wie angewurzelt stehen, als ich Will dort entdecke, der mit einer Angestellten spricht.
»Achtung!« Luis rempelt mich an und hält sich an meinen Armen fest, um nicht hinzufallen. Will dreht sich um und zuckt fast unmerklich zusammen.
»Hi«, sagt er und kommt zu uns.
»Hallo!«, erwidere ich argwöhnisch. »Wieso bist du denn noch auf?«
»Ich hab nachgesehen, ob Mitteilungen für mich reingekommen sind.« Er zeigt auf die Rezeption. »Wart ihr beiden wieder zusammen unterwegs?«
»Ja, mit den anderen«, sage ich zögernd.
Wir laufen hinüber zum Fahrstuhl, und Luis drückt auf die Taste. Die Lifttüren öffnen sich, Luis tritt hinein und wartet, dass ich ihm folge.
»He …« Will packt mich am Ellbogen und zieht mich zurück. Luis drückt mit dem Finger auf eine Taste, damit die Türen nicht schließen. Fragend sehe ich Will an. Sein Blick fliegt zwischen Luis und mir hin und her. »Kann ich mal kurz mit dir sprechen?«
»Ähm, klar«, sage ich und mache einen Schritt nach hinten.
»Sie nimmt den nächsten«, sagt Will zu Luis.
Luis sieht ihn finster an und nimmt den Finger von der Taste. Die Fahrstuhltür schließt sich.
»Was ist?«, frage ich Will demonstrativ gleichgültig.
»Trinkst du noch schnell was mit mir?« Er weist mit dem Daumen in Richtung Hotelbar.
»Musst du nicht eigentlich früh ins Bett wegen des Rennens morgen?«, frage ich argwöhnisch.
»Kann nicht schlafen«, erwidert er.
»Aha …« Ich sehe ihn verdattert an und folge ihm zur Bar. »Ich weiß nicht, ob ich noch mehr Alkohol trinken will«, sage ich, als er wissen will, was ich haben möchte. »Ich nehme einen Cranberrysaft.«
»Ich auch«, sagt Will zum Barkeeper. »Schreiben Sie’s auf Zimmer 516 . Komm, wir gehen da rüber.« Er weist auf einen Zweiertisch am Fenster.
Ich folge ihm und merke dabei, dass ich immer noch Luis’ Jacke trage. Ich ziehe sie aus und hänge sie über die Rückenlehne, bevor ich mich setze.
»War nett heute Abend?«, erkundigt sich Will.
»Ja«, erwidere ich. »Wie war’s auf der Yacht?« Gegen die Unterkühltheit in meiner Stimme kann ich einfach nichts tun.
»Ganz okay.« Er sieht mich mit gerunzelter Stirn an. »Ist alles in Ordnung?«
»Ja, warum?« Ich rutsche unbehaglich herum.
»Ich habe das Gefühl, dass du dich an diesem Wochenende mir gegenüber anders verhältst.«
»Ich habe dich doch kaum gesehen«, gebe ich zurück. »Keine Ahnung, wie du darauf kommst.«
Er lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und streckt die Beine unter dem Tisch aus.
»Wo ist Laura?« Ich versuche, die Frage ganz beiläufig klingen zu lassen.
»Im Bett.«
»Wundert sie sich nicht, wo du bleibst?«
Er zuckt mit den Schultern. »Wahrscheinlich schläft sie längst.«
Ich streiche das Haar hinter die Ohren. Ob er es offen immer noch am besten findet? Ich merke, dass er mich beobachtet. Ich muss an etwas denken, das er mir in Italien erzählt hat. Vor Eifersucht krampft sich alles in mir zusammen.
»Wart ihr beiden zusammen auf Haussuche?«
»Hier? In Monaco?«, fragt er.
»Ja. Du hast doch erzählt, du würdest überlegen, ob du dir hier was kaufst.«
»Ah, ja.« Er zieht die Nase kraus und schüttelt den Kopf. »Aber nicht an diesem Wochenende.«
»Warum nicht?«
»Nicht genug Zeit.«
»Aha.« Ich nehme mein Glas vom Tisch und rühre die Eiswürfel um, bevor ich einen Schluck trinke. Heute Abend trage ich einen Rock. Einen kurzen schwarzen. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, oder hat Will mir gerade wirklich auf
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