Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einmal rund ums Glück

Einmal rund ums Glück

Titel: Einmal rund ums Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paige Toon
Vom Netzwerk:
Drang, im Internet nach allem zu suchen, was dort über Johnny Jefferson zu finden sein mag. Doch ich verdränge den Wunsch tief in mir. Damit werde ich nicht wieder anfangen.
    Langsam lichtet es sich auf dem Startgrid, weil das Rennen in Kürze beginnt. Ich atme mehrmals tief durch, um mich zu beruhigen, und gehe dann zu den Fernsehmonitoren, wo ich den Start verfolgen kann. Die Kamera zoomt auf die beiden schwarz-weiß-goldenen Wagen an der Spitze, und ich verdränge die Gedanken an meinen Ex und konzentriere mich stattdessen auf Will und Luis.
    »Du bist ja immer noch da!«, ruft Holly erstaunt.
    Ich nicke und lächle gezwungen. Die Fahrer starten zur Aufwärmrunde um den Kasinoplatz und durch den Tunnel, danach taucht der schimmernde Hafen mit den unzähligen weißen Yachten vor ihnen auf. Die Wagen biegen um die letzte Kurve und nehmen ihre Plätze auf dem Startgrid ein. Dann leuchten nacheinander die fünf Lampen auf, und los geht’s!
    Will hat einen guten Start und kann Luis in der ersten Kurve beinahe überholen, doch Luis behält die Nerven. Die Monitore wechseln zu Wills Cockpit-Kamera, und auf einmal beginne ich zu ahnen, wie es wäre, mit ihm in diesem Auto zu sitzen. Er fliegt um die Kurven, weicht den Streckenbegrenzungen aus Stahl und Beton nur um Zentimeter aus. Diese Strecke ist um ein Vielfaches gefährlicher als die modernen Pisten.
    Bei dem Gedanken beginnt mein Herz zu rasen, und mir wird schwindelig, doch diesmal weiß Holly sofort, was zu tun ist.
    »Bist du etwa schwanger?«, zischt sie mich an, nachdem sie mich zu einem Stuhl hinten in der Garage geführt hat.
    »Was? So ’n Quatsch! Woher soll ich denn schwanger sein? Ich hatte seit fast zwei Jahren keinen Sex mehr!«
    »Gütiger Himmel! Kein Wunder, dass du so heiß auf Will bist – du bist völlig ausgehungert!«
    »Gib mir bitte mal das Wasser«, sage ich schwach. Ich sehe, dass Laura wieder in dem weißen Kästchen in Wills Garage steht. Sie blickt auf den einzelnen Monitor über ihrem Kopf.
    »Wow!«
    Mehrere Teammitglieder schreien auf. Ich wirbel herum und schaue auf den Bildschirm. Will ist Luis eng auf den Fersen und versucht gerade, ihn zu überholen. Laura schlägt die Hände vor den Mund. Kurzfristig lasse ich mich von ihr ablenken. In dem Moment ertönt erneut ein kollektiver Aufschrei aus den Garagen. Beide Autos kommen nebeneinander aus dem Tunnel gerast, und Will drängt Luis in die Schikane. Aber nein, es ist zu eng, der Platz reicht nicht. Plötzlich kommen die Wagen ins Schleudern und prallen nacheinander in die Leitplanken, Fahrzeugteile fliegen über die Strecke.
    Die Fingerknöchel weiß vor Angst, verfolge ich, wie die Kamera sich den Wracks nähert. Dann steigen Luis und Will aus ihren Cockpits und bringen sich über die Abtrennung in Sicherheit. Sie haben ihre Helme noch auf – man kann die Gesichter nicht erkennen –, aber man muss kein Genie sein, um zu wissen, dass beide vor Wut nur so schäumen.
    Simon kommt vom Kommandostand an der Boxenmauer herunter und geht steifen Schrittes in die Garage. Mit versteinerter Miene öffnet er die Tür zum Besprechungszimmer. Luis trifft als Erster in den Boxen ein, Will ist nur wenige Meter hinter ihm. Keiner von beiden hat auf dem Weg mit der Presse gesprochen – geschweige denn mit dem anderen. Zornig nehmen beide die Helme ab und gehen zu Simon. Der technische Direktor des Teams folgt ihnen ins Besprechungszimmer, und Simon schließt die Tür mit Nachdruck hinter sich. Laura streckt Will die Hand entgegen, als er an ihr vorbeigeht, doch er weicht ihrem Blick aus.
    Holly und ich sehen uns bedeutungsvoll an. Auf den Fernsehmonitoren wird gezeigt, wie ein Kran die Schrottwagen von der Piste hievt.
    »Zwei neue Autos … Mannomann«, murmelt Holly. »Das kostet. Frag nicht nach Sonnenschein. Simon ist mit Sicherheit stinksauer.«
    Du wirst ihn bestimmt wieder aufheitern, denke ich bei mir. »Zum Glück wurde niemand verletzt«, sage ich stattdessen.
    »Wahrscheinlich müssen sie trotzdem zur Untersuchung zum Doc«, erwidert Holly.
    An diesem Abend wird nicht gefeiert. Die Stimmung ist deutlich gedämpft. Will entdecke ich im Gästebereich, nachdem die Ärzte Luis und ihm das Okay gegeben haben, aber Laura ist an seiner Seite, daher kann ich nicht in seine Nähe, will es auch gar nicht. Schließlich schickt Frederick mich zum Aufräumen in die Boxen, und als ich zu den schon teilweise abgebauten Motorhomes zurückkehre, sind Luis und Will bereits fort.

Kapitel 15
    So

Weitere Kostenlose Bücher