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Einmal scheint die Sonne wieder

Einmal scheint die Sonne wieder

Titel: Einmal scheint die Sonne wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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Sachen zu stecken, und machen, daß ich gesund werde, damit ich wieder an die Arbeit kann.“ Oder: „Oma hat ’ne alte Rechnung gefunden, wo ich 15 Dollar für ein paar grüne Schuhe bezahlt habe, Junge, Junge, die ist vielleicht hochgegangen.“ Oder: „Oma geht immer mit der blöden alten Wallady in die Kirche. Mrs. Wallady wohnt neben uns und ist stocktaub und redet in der Kirche laut los; wenn die zur Beichte geht, hört man drei Häuser weit, wie sie ihre Sünden rausbrüllt. Aber Oma läßt es nicht. Mrs. Wallady tut ihr leid, sagt sie.“
    Trotz des Gezankes schienen Omas Besuche Eileen aufzuheitern. Daß sie über vertraute Angelegenheiten ihr Urteil abgab, darüber, ob man auf Busbys Markt einholen könnte, oder ob mein mit der blöden alten Wallady zur Kirche gehen sollte, oder wieviel sie für ein paar grüne Schuhe bezahlen könnte, dies alles ließ den Fichtenhain, seine Spucknäpfe, Vorschriften und Bettpfannen so weit in den Hintergrund treten, daß sie bis lange nach dem Abendbrot am Sonntag unsichtbar blieben.
    Donnerstags kam Eileens „Freund“ Jackie Fiske zu Besuch. Jackie hatte einen kleinen schwarzen Schnurrbart, hohe Absätze unter seinen spitzen schwarzen Halbschuhen und langes, glattes, öliges, schwarzes Haar, das er hinten übereinandergelegt trug. Er war Musiker und sah krank aus. Jedesmal brachte er Eileen Blumen mit und manchmal eine Schachtel Konfekt oder ein großes ausgestopftes Tier, das er an einem Glücksrad gewonnen hatte, aber er blieb nie länger als fünfzehn Minuten. „Er kann Krankenhäuser nicht leiden,“ erklärte Eileen, „und überhaupt hält er’s nicht länger als fünf Minuten ohne ’ne Zigarette aus. Jesses, der Junge raucht was zusammen !“
    Nach seinem ersten Besuch fragte Eileen Kimi und mich, ob wir nicht fänden, daß Jackie „was von einem rassigen Draufgänger“ hätte. Gewiß fanden wir das, sagten es aber nicht. Eileen liebte Jackie und wollte ihn irgendwann heiraten, zeigte in der Zwischenzeit aber heißhungriges Interesse für alles, was Hosen trug.
    Innerhalb von vierundzwanzig Stunden nach ihrer Einlieferung hatte sie heraus, daß die Männer-Betten-Station im gleichen Stockwerk lag wie der Zahnarzt und daß jeder Patient, gleichgültig welchen Geschlechts, durch die Männerstation gefahren werden mußte, wenn er zum Zahnarzt wollte. Den ganzen Abend über arbeitete sie an dem Plan, sich ihre Zähne einen nach dem anderen ziehen zu lassen.
    Am nächsten Morgen besprengte sie sich ausgiebig mit' „Schwache Stunde“ und klagte bei der Oberschwester über Zahnschmerzen. Sie wurde zum Zahnarzt geschickt. Als sie zurückkam, erzählte sie, der Zahnarzt hätte sie beinahe umgebracht, weil er kein Novocain verwenden wollte; aber daß die Oberschwester sie durch die Männerstation gefahren hätte, hätte die Schmerzen gelohnt. „Die alte Dame ging so rasch, daß die Reifen quietschten; aber ich hab zwei wirklich dolle Burschen unten beim Zahnarzt gesehen. Ich muß mal Charlie fragen, wer das ist.“
    Charlie konnte ihr auf ihre Frage gleich die Namen sagen; einer hieß Sandy und einer Arthur, aber er glaubte, daß keiner von den beiden noch sechs Monate durchstehen würde. Eileen meinte, wenn das so wäre, wollte sie ihnen mal lieber ein Briefchen schreiben und sie aufheitern; aber Charlie wandte ein, daß schriftliche Mitteilungen zwischen Männern und Frauen streng verboten wären und er die nicht weiterbefördern würde; so schlug sich Eileen Sandy und Arthur vorübergehend aus dem Kopf und fing an, sich kurz vor den Visiten des Stationsartzes reichlich mit „Hingabe“ zu besprengen.
    Donnerstagmorgen beim Frühstück teilte mir eine Schwester mit, daß Donnerstag der für mich angesetzte Badetag sei und ich mich sofort nach dem Messen und Pulsfühlen fertigzumachen hätte. Ich war sehr froh, einmal weil Donnerstag der beste von allen Badetagen war, denn auf diese Weise war ich an einem Besuchstag ganz und am anderen verhältnismäßig sauber, und dann, weil ich wußte, daß das Badezimmer warm war.
    Während ich Puder, Seife und einen sauberen Schlafanzug heraussuchte, summte ich eine kleine Melodie in mich hinein und überlegte mir, welche Schwester ich wohl zum Baden kriegen und wie lange sie mich in der Wanne lassen würde. Ehrlich gesagt, setzte ich meine Hoffnung auf Granitauge und ihr „Alle Patienten müssen gekocht werden“.
    Meine erste Enttäuschung war, daß ich eine ängstliche kleine, neue Schwester bekam. Der zweite Schlag

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