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Einmal scheint die Sonne wieder

Einmal scheint die Sonne wieder

Titel: Einmal scheint die Sonne wieder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betty McDonald
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letzten Platz. An beiden Seiten und hinten im Saal standen Betten mit hochgestellten Kopfstützen und in der Mitte gewöhnliche Stühle. Ich überlegte, wo ich mich wohl hinsetzen mußte, als eine unfreundliche fremde Schwester mich am Arm ergriff, mich an der linken Wand entlangsteuerte, mir neben Eleanor vorn in ein Bett half, mein Kissen hinter meinen Kopf stopfte, mich mit meiner Decke zudeckte und anwies, nicht zu sprechen.
    Rings um mich herum waren robuste, gesund aussehende Leute, die sich Stühle suchten oder in Betten kletterten, aber nirgendwo ein Geräusch. Nicht ein Laut. Hier waren nun junge Amerikaner zu einer Abendveranstaltung zusammengekommen, aber es wurde weder gelacht noch geredet oder gerufen. Nicht einmal ein aufgeregtes kleines Quieksen. Der Raum war völlig still, nur gelegentlich scharrte ein Stuhl über den Zementboden, ein Fuß im Pantoffel trat leise auf, selten klapperte schuldbewußt ein hoher Absatz. Es war wie ein Film ohne Tonstreifen.
    Wie immer im Fichtenhain waren auch hier die Geschlechter reinlich geschieden. Alle Männer auf einer, alle Frauen auf der anderen Seite, der Raum dazwischen von bohräugigen Schwestern mit großen Taschenlampen sorgfältig bewacht, damit sich die Geschlechter nicht etwa im Dunkeln mischten.
    Mit einem Kissen hinter meinem Kopf auf einem Bett zu sitzen, empfand ich als die denkbar bequemste Art, einen Film anzusehen; aber der Film selbst schien mir ziemlich taktlos gewählt für die heitere Zerstreuung von Patienten in einem Tuberkulose-Sanatorium. Es war die Kameliendame mit Greta Garbo.
    Um mir zu beweisen, daß bei Tuberkulose nichts sicher ist, daß alle Pfade des Tuberkulosekranken über Treibsand führen, wurde ich am Montag früh, drei Tage, nachdem ich den Film gesehen und meinen ersten Schritt in das normale Leben getan hatte, davon benachrichtigt, daß ich am kommenden Donnerstag in die Chirurgie müßte. Der Arzt, der mir den Pneumothorax auffüllte – es war jetzt nicht mehr der Chefarzt, sondern einer der anderen Anstaltsärzte – hatte mir beim letzten Mal sehr beiläufig gesagt, daß mir „einige Bänder durchschnitten werden“ müßten, genau gesagt, eine intrapleurale Pneumolyse notwendig sei. Er erklärte mir, daß kleine Verwachsungen zwischen Lunge und Brustfell, die durch eine Flüssigkeit oder eine frühere Infektion entstanden seien, sich häufig lösten, wie zuerst auch bei mir, daß aber bei großen, starken Verwachsungen ein chirurgischer Eingriff notwendig sei. Daß ich eine oder zwei große Verwachsungen hätte, und bevor sie nicht durchschnitten seien, könne meine Lunge nicht richtig stillgelegt werden.
    Ich brachte den Morgen des 10. Januar in der Röntgenstation zu, indem ich Modell stand, mit einem Arm über dem Kopf, einer Hand auf der Hüfte, beiden Händen auf den Hüften, beiden Armen über meinem Kopf, und den Abend verbrachte ich damit, daß ich mir Eleanors Erzählungen über die letzten Todesfälle im Fichtenhain anhörte. Da sie sonst nie abends mit mir redete, wußte ich, daß sie nur vom Tod sprach, weil bei mir eine Operation gemacht werden sollte, hörte aber trotzdem fasziniert vor Entsetzen zu.
    Sie sagte, wenn Patienten, gewöhnlich nach mißlungenen Operationen, im Sterben lägen, bekämen sie heftigen Durchfall und Anfälle von Übelkeit, würden immer dünner, immer schwächer, und schließlich erschiene der Chefarzt und sage ihnen, sie sollten ihre Angelegenheiten ordnen, weil sie sterben müßten. Sie erzählte, wenn ziemlich sicher mit dem Tod zu rechnen sei, würden die Patienten in die Unfallstation verlegt; wenn absolut sicher und in absehbarer Zeit, kämen sie in das Bestrahlungszimmer.
    Sie erzählte, daß Beryl Hanford, die Arbeiterin aus der Schokoladenfabrik, sterben würde; die beiden Mädchen in meinem früheren Einzelzimmer würden sterben; Margaretta, das schöne Negermädchen, würde keine zwei Wochen mehr leben; das kleine dreizehnjährige Mädel würde sterben; das Mädchen in der Unfallstation, die nach jeder Mahlzeit heiße Packungen auf ihren Magen bekäme, der Bellende Hund, Eileen Kelly, mehrere Patienten, die schon aufstehen durften, mehr als die Hälfte der Männer in der Bettlägerigen-Station würden sterben. Ich fragte sie, wie sie das wissen könne, und sie entgegnete geheimnisvoll, sie könne das Voraussagen. Sie kenne die Anzeichen. Die Sanatoriums-Zeitschrift brächte Listen der Eingänge und Ausgänge, und die Todesfälle würden einfach unter die Ausgänge

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