Einmal siebter Himmel und zurueck
forschend an. “Sehen wir das wirklich richtig?” fragte er.
Nein, bestimmt nicht, dachte Gillian. Sonst hätte sich ihr Pulsschlag bei seinem Anblick nicht erhöht. „Ja, ich glaube, wir sehen es richtig”, behauptete sie dennoch.
“Richtig genug, dass du mit mir zum Essen ausgehen kannst?”
„Oh, das wäre wunderbar!” Ihr flatterte der Magen.
„Shelby geht heute nach dem Kindergarten zu Jenna, ihrer Freundin. Jennas Mutter könnte Shelby später zum Restaurant bringen.” Er ging zur Tür. “Also dann bis später! “
Sie zum Essen einzuladen war vermutlich seine Art, ihr zu sagen, dass sich nichts zwischen ihnen geändert hatte.
Gillian schaute versonnen aus dem Küchenfenster zu den dunklen Kiefern und dem bedeckten Himmel, dann griff sie zum Telefon.
“Du bist spät dran”, sagte Grant erstaunt, während er neben Alex über das Universitätsgelände ging. “Also, erzähl, wie war dein Date?”
“Allison ist recht sympathisch.” Alex ging mit langen Schritten auf den Vorlesungssaal zu. Er hasste es, zu spät zu kommen. Noch mehr beunruhigte ihn jedoch, was am Morgen geschehen war. Es hatte ihn Mühe gekostet, die Hände von Gillian zu lassen. Da gab es Wünsche, die er lieber unterdrücken sollte!
“Hat dein Mangel an Begeisterung für Allison etwas mit deinem Gast zu tun?”
Grant zog eine Braue hoch. “Erzähl mir nicht, sie ist bloß eine gute Freundin.
Die Frau ist super! Intelligent scheint sie außerdem zu sein.”
“Ist sie auch.”
“Und amüsant.”
Alex verlangsamte den Schritt. Wohin sollte das Gespräch führen?
“Und man kann gut mit ihr reden?” fragte Grant weiter.
Ja, er konnte Gillian alles sagen. Fast alles. “Das kann man.”
Grant hielt Alex am Arm fest. “Wo liegt dann das Problem? Knistert es nicht zwischen euch? Wieso willst du nichts von ihr?“ Sie erreichten die Vorlesungsräume. “Oder tust du es?”
Nach zehn Minuten Vorlesung über das 3. Jahrtausend des vorchristlichen Ägypten war Alex ‘ noch immer durch Grants Worte abgelenkt. Er hörte förmlich sein Lachen.
An diesem Tag lief es nicht gut, er war zu irritiert. Ein Student senkte gelangweilt den Kopf. Da Alex wusste, dass der sich für alles Sexuelle interessierte, bot er ihm etwas, was seine Aufmerksamkeit wecken konnte.
“Kegelartige Gefäße, mit parfümiertem Fett gefüllt, wurden von Frauen auf dem Kopf getragen. Das Fett diente, um den Körpergeruch zu überdecken. Man hielt das Mittel auch für ein Aphrodisiakum.”
Bei der Vorstellung lächelte eine Studentin amüsiert. Der Schläfer schaute müde auf. Zum ersten Mal, seitdem er unterrichtete, wäre Alex lieber woanders gewesen.
Nach der Vorlesung steckte er die Unterlagen in seine Aktentasche. Er musste an Grants Worte denken. Aber eine ernsthafte Beziehung war bestimmt nichts für Gillian. Sie hatte ganz andere Vorstellungen vom Leben als er. Dennoch gefiel es ihm, über ein “Was wäre, wenn” nachzudenken. Könnten ihre Gefühle sich vertiefen, könnten sie vielleicht eine Weile zusammenbleiben?
Sobald sie allein war, rief Gillian ihren Bruder Sean an. Das Gespräch über Lenores Kind war nur kurz. Noch bevor sie vom Tod des Babys erfahren hatten, hatte Sean seine Schwestern auf die rechtlichen Probleme hingewiesen, wenn sie das uneheliche Kind ihres Vaters je finden würden. Nun war das wohl kein Thema mehr.
“Wie lange bleibst du noch bei Alex?” wollte Sean wissen.
“Ich weiß es nicht, ich möchte erst Lenore Selton finden.
“Wozu? Wir haben doch offenbar keine Schwester oder einen Bruder. “
“Vielleicht hat es auch nie eins gegeben. ” Warum sollte sie Sean und Rachel verheimlichen, was sie befürchtete.
“Was meinst du?”
“Vielleicht gab es nie eins”, wiederholte Gillian. “Ich möchte Lenore persönlich befragen und herausfinden, ob sie tatsächlich von Dad schwanger war.”
“Manche Leute gehen fremd.”
Gillian schwieg einen Moment lang. Sean hatte da seine eigenen Erfahrungen.
“Ich glaube trotzdem nicht, dass Dad untreu war. “
“Egal, wie nahe wir jemandem stehen, wir kennen ihn nie wirklich. “
Sean dachte sicher an seine Exfrau Cassie und ihre Lügen.
“Gil, was soll das, willst du weiter herumschnüffeln?”
“Genau das.”
“Und was ist, wenn du herausbekommst, dass Dad untreu war?”
“Dann muss ich es eben akzeptieren.”
“Du solltest dich gleich jetzt an den Gedanken gewöhnen.” Als nüchternem Strafrechtler lag ihm jugendlicher Idealismus inzwischen
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