Einmal siebter Himmel und zurueck
hatten, noch nie über seine Mutter gesprochen. Gillian wusste nur, dass er bei ihrem Tod verzweifelt gewesen war. “Und wie hat deine Mutter das gesehen?”
“Sie liebte ihn und wäre mit ihm sonst wohin gegangen. Aber ich war als Jugendlicher sauwütend. ” Er umklammerte das Bierglas fest. “Meine Mutter und ich blieben schließlich in San Diego, weil sie krank war und ärztliche Betreuung brauchte. Als sie starb, hielt Joe sich gerade in Beirut auf. Er kam nur zur Trauerfeier nach Hause und erledigte alle Formalitäten.”
“Und was wurde aus dir?”
“Joe beschloss, dass ich eine militärische Ausbildung machen sollte. Gleich nach der Beerdigung brachte er mich zu der entsprechenden Schule, dann fuhr er wieder. Er kennt mich gar nicht, wir sind uns eigentlich fremd. Und wenn man ihn danach fragen würde, würde er nur sagen, dass ich nicht der Sohn sei, den er sich gewünscht habe.”
„Alex … “
Er hob die Hand. “Ich weiß, dass ich für ihn eine Enttäuschung bedeute. Ich bin eben ganz anders als er.”
“Ich weiß nicht, wie du darauf kommst, dass du Joe enttäuscht hast.
“Das ist doch ganz klar. Er wollte einen Sohn, wie er selbst ist, einen Supermann.”
Gillian hatte Alex gelegentlich auch als Macho gesehen, aber als sie ihn bei der Expedition erlebte, änderte sie ihre Meinung.
Er setzte sich für andere ein, war hilfsbereit und rettete auch sie damals aus einer gefährlichen Situation. “Aber das bist du doch auch! “
Alex lachte freudlos. “Danke, aber das stimmt nicht.”
Er sah sich wohl anders. “Wieso hast du eigentlich die Leitung für die Expedition in die Türkei abgelehnt? So etwas wolltest du doch immer schon machen.”
“Ein Mal reichte mir. Jetzt gibt es Wichtigeres.” Er entdeckte Shelby in der Tür. “Sie ist jetzt mein Lebensinhalt.”
Shelby stürzte auf sie zu und umarmte ihren Vater. “Kann ich spielen, bis das Essen kommt?” Sie zeigte auf die Spielzeugecke.
“Erst mal sagst du Guten Tag.”
Shelby hielt ihren Vater noch immer umarmt. “Hallo, Gillian.”
“Gut, du kannst spielen, bis das Essen kommt”, sagte er lächelnd. Und schon rannte Shelby zu den anderen Kindern.
Alex stand auf und dankte Jennas Mutter dafür, Shelby betreut zu haben.
Gillian dachte an das, was er über Joe gesagt hatte. Dazu fiel ihr nichts Tröstliches ein. Sie empfand Mitleid für beide. Sie selbst hatte sich wunderbar mit ihrem Vater verstanden. So wie Shelby mit Alex.
Die Kleine winkte ihnen gelegentlich zu.
“Du hast wirklich Glück, sie zu haben”, sagte Gillian, sobald Alex wieder saß.
“Das finde ich auch. Seit dem Tag ihrer Geburt ist sie das Wichtigste in meinem Leben. Sie soll nie das Gefühl haben, nicht geliebt zu werden.”
So wie es ihm wohl als Kind ergangen war, vermutete Gillian traurig.
“Tut mir Leid, so sollte der Abend nicht verlaufen. Eigentlich wollten wir doch über dich sprechen. Zumal ich eine Information für dich habe.”
“Über Lenore?” hoffte Gillian.
“Ja, ich habe mit der Bibliothekarin gesprochen. Sie kannte Lenore nicht, aber eine gewisse Mildred Nevins war damals Sekretärin an der Uni, die vermutlich jeden kannte und außerdem mit Edith Selton befreundet war.”
Das waren ja Neuigkeiten! “Hast du mit ihr gesprochen?”
“Nein, Mrs. Nevins ist in Pension, aber ich habe ihre Adresse und Telefonnummer. Und ich habe bereits mit ihrer Vermieterin gesprochen.
Mildred war nicht da, sie hatte vor kurzem eine Knieoperation und erholt sich gerade bei ihrer Tochter in Payson. Mehr weiß ich bislang nicht.”
“Das ist schon unglaublich viel! Mrs. Nevins wird uns sicher helfen, Edith ausfindig zu machen und damit auch Lenore.”
“Das mag ich besonders an dir.” Alex nahm Gillians Hand. “Du siehst immer die positive Seite einer Sache.” Er beugte sich vor und küsste Gillian.
Es dauerte nur eine Sekunde, traf Gillian aber mitten ins Herz.
“Daddy! “
Gillian hatte Mühe, sich auf Shelby zu konzentrieren, die auf sie zurannte.
“Jenna fährt nach San Diego, da sieht sie Wale und Schildkröten im Sea World’!
Da möchte ich auch hin!” Sie setzte sich neben Gillian auf die Bank und schaute ihren Vater an.
“Das machen wir auch irgendwann.”
Gillian fragte sich, wie Alex seiner Tochter bei den großen blauen Augen irgendetwas abschlagen konnte.
Shelby seufzte tief. “Das sagt er immer, wenn etwas noch sehr lange dauert.”
“Sie kennt dich schon ganz gut”, scherzte Gillian.
“Zu gut.” Er
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