Einmal siebter Himmel und zurueck
verschwunden, und Shelbys dunkles Haar war länger geworden. Gillian drückte sie zärtlich an sich. Wie schön es war, die Kleine im Arm zu halten! “Nicht so wie ich dich!” Die Ärmchen lagen fest um ihren Hals.
Shelby war fünf Jahre alt, schlank und zierlich, hatte die schwarzen Haare ihrer Mutter und blaue Augen, In zehn Jahren würde sie umwerfend aussehen.
“Ich hab oft an dich gedacht. Bleibst du länger?” Shelby sah ihren Vater fragend an. “Tut sie das?”
Alex lächelte. “Hol erst mal Luft, Kleines.”
Shelby kicherte. “Was gibt es zu essen?”
“Tacos.”
“Hm, die mag ich.” Sie schaute Gillian an. “Daddy hat gesagt, er macht heut Abend welche. Magst du Tacos?”
Sie hat sich nicht verändert, dachte Gillian, während Shelby nun von einem verloren gegangenen Hamster erzählte, vom Kindergarten und von einer neuen Freundin.
Sie hielt Gillians Hand ganz fest. “Willst du den Gorilla sehen, den du mir geschickt hast? Er ist in meinem Zimmer.”
Gillian nahm Shelby auf den Arm und warf Alex einen entschuldigenden Blick zu. “Ist es dir recht, wenn ich dich einen Moment allein lasse?”
„Schon gut. Ich kümmere mich inzwischen um dein Gepäck.”
“Alex, lange bleiben kann ich nicht! “
“Natürlich kannst du das. Du schläfst in meinem Zimmer.”
“Nein, ich möchte auf keinen Fall jemanden aus meinem eigenen Bett verdrängen.”
“Das tust du auch gar nicht. Morgen kannst du Joes Zimmer haben. Er fährt für einige Tage weg. Du bist genau richtig gekommen.”
Shelby sah Gillian an. “Heute Nacht kannst du bei mir schlafen. Das geht doch, Daddy, nicht?”
“Aber dann muss Gillian das Gästebett mit all den Plüschtieren teilen.”
“Macht nichts. Bis ich siebzehn war, hatte ich auch einen ganzen Stall davon.”
“Wirklich?” fragte Shelby. “Und? Hast du sie jetzt nicht mehr?”
“Nein. Als ich das Haus verließ, mochte ich meine Schwester nicht bitten, sie für mich aufzubewahren.”
“Daddy wird meine immer aufbewahren, nicht?”
So wie Alex lächelte, war klar, dass er das tun würde.
“Komm, Shelby, wir beide holen mein Gepäck.”
“Das mache ich”, bot Alex an.
“Nein, du bist beschäftigt”, sagte Gillian auf dem Weg nach draußen.
Gillian war wie ein Wirbelwind, der in sein Leben hinein-und wieder hinauswehte. Immer freute er sich, sie zu sehen. Auch wenn sie manchmal recht anstrengend war.
Er putzte einen Salatkopf und dachte an ihren letzten Besuch. Sie war auf dem Weg nach Alaska gewesen, um das Iditarod-Hundeschlittenrennen zu sehen.
Und als sie Wochen später mal wieder anrief, war sie gerade in Japan. Danach auf einem Flug nach San Francisco, wo sie bei einer Friseurmesse als Model auftrat. Dauernd tat sie etwas Neues, war immer unterwegs, so als könnte sie etwas verpassen.
Im Flur hörte man Gelächter. Shelby zog einen Kofferkuli hinter sich her, Gillian folgte ihr mit einem Kleidersack und einer Tasche.
“Gib her”, sagte Alex.
Gillian überließ Alex den Koffer.
“Da ist Daddys Zimmer.” Shelby wies auf eine Tür.
Es war weiß gestrichen, die Tagesdecke hübsch gemustert, die Möbel waren aus Kirschholz. Über einem antiken Sekretär hing ein Wandbord, auf dem alte Bücher, Keramiken und afrikanische Masken standen.
Gillians Blick glitt vom Buch auf dem Nachttisch zur offenen Kleiderschranktür. Dort hingen die Hemden und Hosen nach Farben geordnet.
“Alex, du bist zu methodisch”, bemerkte Gillian etwas spöttisch. Dabei bewunderte sie ihn im Grunde. Sie selbst lebte immer in einem leichten Chaos.
“Und das hier ist mein Zimmer”, verkündete Shelby stolz aus dem Raum nebenan.
Es war nicht sehr groß, aber es standen zwei schmale Betten an den Wänden, mit gemusterten Tagesdecken. Alles war in Hellblau und Weiß gehalten. In der Ecke lag die riesige Plüschtiersammlung, und auf einem Bord standen Dutzende von Büchern. Puppen und Puppenkleider lagen verstreut herum.
“Gefällt es dir?” wollte Shelby wissen.
„Ja, natürlich! ” Wie ein Prunkstück saß der kindsgroße Gorilla, den Gillian Shelby geschickt hatte, in der Mitte der Plüschtiersammlung.
Alex brachte das Gepäck. Er sagte nichts über die Unordnung. Da er selbst so ordnungsliebend war, fand Gillian, dass er ein Lob für seine elterliche Toleranz verdiente. Sie blieb noch ein paar Minuten bei Shelby. Dann sagte sie: “Ich werde jetzt deinem Dad helfen.”
Aus der Küche erklang Beethovens Fünfte. Alex liebte es, mit irgendeinem
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