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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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weiß, daß du da bist«, sagte Morelli. »Du kannst ruhig drangehen. Früher oder später mußt du sowieso mit mir reden.«
    Später war mir lieber.
    »Ich habe Neuigkeiten für dich. Ich weiß, wer Mos Anwalt ist.«
    Ich riß den Hörer hoch. »Hallo?«
    »Das wird dir bestimmt gefallen«, sagte Morelli.
    Ich schloß die Augen. Ich hatte eine böse Vorahnung, um wen es sich bei dem Anwalt handelte. »Sag es mir lieber nicht.«
    Ich spürte, wie Morelli am anderen Ende der Leitung grinste. »Dickie Orr.«
    Dickie Orr. Mein geschiedener Mann. Dummschwätzer hoch drei. Das war ein Schlag ins Kontor, an einem Tag, den ich ohnehin als Verlust abschreiben konnte.
    Dickie hatte am juristischen Seminar in Newark seinen Abschluß gemacht. Er war Sozius bei Kreiner und Kreiner, deren Kanzlei sich in dem alten Shuman-Haus befand. Mangelnde Begabung machte Dickie durch kreative Buchführung wett. Er war dabei, sich einen Ruf als »Staranwalt« zu erwerben. Ich war überzeugt, daß dieser Umstand seinen überzogenen Honorarforderungen und nicht seinen erfolgreichen Prozeßabschlüssen zuzuschreiben war. Die Klienten glaubten eben gern, daß sie etwas für ihr Geld bekamen.
    »Seit wann weißt du das?«
    »Seit zehn Minuten.«
    »Will Mo sich der Polizei stellen?«
    »Er überlegt es sich noch. Vermutlich sucht er einfach nur einen guten Verhandlungsführer.«
    »Er wird verdächtigt, acht Menschen umgebracht zu haben. Worum will er da verhandeln? Jeden Freitag Hummer zum Mittagessen, solange er in der Todeszelle sitzt?«
    Ich nahm eine Packung Frosties vom Küchenregal und stopfte mir den Mund damit voll.
    »Was ißt du da?« wollte Moralli wissen.
    »Frosties.«
    »Das ist für Kinder.«
    »Was will Mo denn nun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich will gleich mal zu Dickie rüber und mit ihm reden. Hast du nicht Lust mitzukommen?«
    Ich warf mir noch eine Handvoll Frosties ein. »Aber das hat doch bestimmt seinen Preis?«
    »Alles hat seinen Preis. Wir treffen uns in einer halben Stunde in der Cafeteria im Shuman-Haus.«
    Mir fiel ein, in welchem Zustand sich mein Haar befand. »Es wird vielleicht ein paar Minuten später.«
    »Ich warte solange«, sagte Morelli.
    Wenn alle Ampeln auf Grün standen, konnte ich es in zehn Minuten zum Shuman-Haus schaffen. Frisur und Make-up würden mindestens zwanzig Minuten in Anspruch nehmen. Mit einer Mütze auf dem Kopf konnte ich auf das Frisieren verzichten, das würde die Hälfte der Zeit einsparen. Ich beschloß, daß eine Mütze die beste Lösung war.
    Ich lief im Eiltempo zum Hinterausgang und hatte nur noch wenige Minuten Zeit. Ich hatte braungrauen Eyeliner aufgetragen, rostrotes Rouge, natürliches Lip-Gloss und jede Menge schwarze Wimperntusche. Das Geheimnis eines gelungenen Kater-Make-ups ist Abdeckstift für die Tränensäcke, und darüber eine gute flüssige Grundierung. Ich trug meine Rangers-Baseballmütze, und eine knatschorange Krause rahmte mein Gesicht ein. Wie Rotkäppchen, zum Dahinschmelzen.
    An der Ampel Hamilton, Ecke Twelfth mußte ich stehenbleiben, und ich merkte, daß der Nissan im Leerlauf ziemlich stotterte. Zwei Straßen weiter gab es eine Fehlzündung, und der Motor soff mir ab. Mit Geduld und Spucke schaffte ich es ins Stadtzentrum. Ffft, ffft, ffft, Krawumms! Ffft, ffft, ffft, Krawumms!
    An einer Ampel schob sich ein Bus neben mich. Der Bus war voller Schulkinder. Ein Bengel steckte seinen Kopf durch ein Fenster.
    »He, Sie da«, sagte er. »Ihr Auto hat die Furzeritis.«
    Ich zeigte ihm den italienischen Freundschaftsgruß und zog die Baseballmütze in die Stirn. Als ich einen Parkplatz vor dem Shuman-Haus gefunden hatte, jagte ich den Motor hoch, ließ die Kupplung los und schoß mit abartiger Geschwindigkeit rückwärts in die Lücke. Der Nissan hüpfte über den Bordstein und rammte eine Parkuhr. Ich knirschte mit den Zähnen. Stephanie Plum, die Tollwütige. Ich stieg aus und betrachtete den Schaden. Die Parkuhr war heil geblieben, dafür hatte der Wagen eine dicke Beule in der Stoßstange. Na wunderbar. Jetzt paßte die Rückseite wenigstens zur Vorderseite. Der Truck sah aus, als hätte ihn jemand mit einer riesigen Pinzette hochgehoben.
    Ich stürmte in die Cafeteria, entdeckte Morelli und eilte auf ihn zu. Ich muß immer noch wie eine Tollwütige ausgesehen haben, denn Morelli versteifte sich plötzlich, als er mich sah, und machte eine der typischen Gesten, die Bullen häufig unbewußt vollführen, als überprüften sie zur Sicherheit heimlich, ob ihre

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