Eins, zwei, drei und du bist frei
und verätztem Backstein gebannt. Selbst die Nachteulen, die Betrunkenen und die Kinderhorden waren sicher verwahrt und hatten die gelegentlichen Neonlichtpfützen den herumstreunenden Tauben überlassen, die auf dem Gehsteig stolzierten und an Essensresten pickten.
Was für Menschen trieben sich zu dieser nachtschlafenden Zeit in den Straßen herum? Polizisten, Schichtarbeiter, Bösewichte und Kopfgeldjäger.
Ich fuhr mit Schwung auf den Parkplatz vor meinem Haus und stellte den Motor ab. Der große viereckige Kasten vor mir war übersät mit gelben Tupfen. Mrs. Karwatt, Mrs. Bestler, die Wohnung der DeKunes, Mr. Paglionne. Rentner verlieren keine Zeit mit Schlafen. Mr. Walesky von gegenüber saß wahrscheinlich vor dem Fernseher.
Ich wollte gerade zum Haus gehen, als ich hörte, wie hinter mir eine Autotür geöffnet und wieder zugeschlagen wurde. Mein Herz vollführte den reinsten Stepptanz bei dem Geräusch. Ich schaute hinüber zum Hauseingang und sah zwei Gestalten aus dem Schatten hervortreten. Meine Waffe steckte noch in der Tasche. Ich zog sie hervor, drehte mich mit einem Ruck herum und hätte einem kleinen, drahtigen Kerl beinahe das Nasenbein zertrümmert.
Er sprang sofort zurück, die Hände erhoben. »Immer mit der Ruhe«, sagte er.
Ich behielt die beiden anderen in meinem Blickfeld. Sie waren stehengeblieben und erhoben ebenfalls die Hände. Alle drei Männer trugen Skimasken und braune Overalls über der Straßenkleidung.
»Wer sind Sie?« fragte ich. »Was soll das?«
»Wir sind engagierte Bürger dieser Stadt«, sagte der kleine Drahtige. »Wir wollen Ihnen nicht weh tun, aber wenn Sie Mo weiter belästigen, kriegen Sie es mit uns zu tun.« Er faßte in seine Brusttasche und zog einen Briefumschlag hervor. »Sie sind selbstständig. Dafür haben wir Verständnis. Hier also unser Vorschlag. Das Geld in diesem Umschlag entspricht Ihrem Honorar, das Sie von Vinnie bekämen, wenn Sie Mo schnappen würden, dazu eine Prämie in Höhe von zweihundert Dollar. Nehmen Sie das Geld und buchen Sie einen Flug nach Barbados.«
»Erstens: Ich will Ihr Geld nicht. Zweitens: Ich will ein paar Antworten.«
Der drahtige Kerl gab mit der Hand ein Zeichen, und hinter ihm leuchteten Autoscheinwerfer auf. Der Wagen kam langsam angerollt, und eine hintere Tür wurde geöffnet.
»Wenn Sie einsteigen, schieße ich«, sagte ich.
»Ich bin unbewaffnet. Sie wollen doch einem Unbewaffneten nicht in den Rücken schießen.«
Da hatte er recht. Auch wenn es keinen Unterschied gemacht hätte – es war sowieso eine leere Drohung gewesen.
Ich stellte meinen Wecker auf Viertel vor fünf und erschrak mich dermaßen, als er klingelte, daß ich aus dem Bett fiel. Ich hatte mir nicht genug Zeit zum Duschen gegeben, also putzte ich mir lediglich die Zähne, zog mir irgendwelche Klamotten an, die vom Vortag auf dem Boden lagen, und stolperte die Treppe hinunter.
Ranger wartete auf dem Parkplatz auf mich. Er zog einen zweimal gefalteten Zettel aus der Jackentasche und gab ihn mir. »Eine Liste der Hausbewohner in der Montgomery Street«, sagte er. »Fällt dir irgendein Name auf?«
Ich erkundigte mich lieber nicht danach, wie er an die Liste gekommen war. Ich wollte die näheren Einzelheiten von Rangers verschlungenen Wegen gar nicht wissen. Ich vermutete, daß zu seinen Methoden der Beschaffung von Informationen manchmal auch Knochenbrüche und kleinkalibrige Einschußlöcher gehörten.
Ich gab ihm die Liste zurück. »Ich kenne keinen einzigen von denen.«
»Dann gehen wir um neun Uhr Klinkenputzen.«
Ach du Scheiße.
»In der Zwischenzeit nehmen wir uns die Eingangshalle und die Tiefgarage vor.«
Rangers Plan sah vor, daß ich die Eingangshalle und er die Garage übernahm, daß wir jeweils am Aufzugschacht Posten bezogen und die Bewohner befragten, wenn sie das Haus verließen, um zur Arbeit zu gehen. Um neun Uhr, nachdem wir zuerst nichts erreicht hatten, fingen wir damit an, die Stockwerke abzuklappern.
Die ersten drei Stockwerke waren ein Reinfall.
»Ich habe keine große Hoffnung mehr«, sagte ich zu Ranger. »Wir haben schon mit so vielen Leuten geredet, und bis jetzt hat nicht einer angebissen.«
Ranger zuckte mit den Schultern.
»Die Leute sind abgestumpft. Vor allem in so Häusern wie diesen. Es gibt keinen Gemeinschaftssinn mehr. Und außerdem könnte es noch einen anderen Grund geben, warum er niemandem aufgefallen ist.«
»Jackie hat sich vielleicht geirrt.«
»Sie ist nicht gerade die genaueste
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