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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Ranger die Töpfe umgeworfen haben mußte, als er unter dem Türspalt durchgeschlüpft war.
    »Es bringt wohl nichts, wenn ich dich frage, wie du reingekommen bist«, sagte ich.
    »Wenn mal gerade nicht viel zu tun ist, weihe ich dich in die hohe Kunst des Einbrechens ein.«
    »Schon mal von Türklingeln gehört?«
    Ranger grinste bloß frech weiter.
    Na gut, ich hätte ihm nicht aufgemacht. Ich hätte durch den Spion geguckt, Ranger draußen stehen sehen und mich wieder ins Bett verkrochen.
    »Ich gehe nicht joggen«, sagte ich. »Ich war gestern joggen. Ich fand’s schrecklich. Ich geh nicht noch mal joggen. Nie wieder. Aus und vorbei.«
    »Sport ist gut fürs Liebesleben«, sagte Ranger.
    Ich hatte nicht vor, meine intimsten Geheimnisse vor Ranger auszubreiten, aber mein Liebesleben war an einem absoluten Tiefpunkt angelangt. Was nicht existiert, läßt sich auch nicht verbessern.
    »Schneit es?« fragte ich.
    »Nein.«
    »Regnet es?«
    »Nein.«
    »Du erwartest doch wohl nicht, daß ich wieder einen von deinen Kehlenschmierern trinke, oder?«
    Ranger musterte mich von oben bis unten. »Es würde dir nicht schaden. Du siehst aus wie Smokey Bear in deinem Nachthemd.«
    »Ich sehe nicht aus wie Smokey Bear! Na gut, ich habe mir ein paar Tage die Beine nicht rasiert, aber deswegen sehe ich noch lange nicht aus wie Smokey Bear. Und so dick wie Smokey Bear bin ich schon gar nicht.«
    Ranger grinste unbeirrt weiter.
    Ich stapfte wütend ins Schlafzimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Ich zog mir lange Unterhosen und den Jogginganzug an, schnürte meine Laufschuhe und marschierte zurück in den Flur, wo Ranger ungerührt wartete, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Denk bloß nicht, ich würde das jetzt jeden Tag machen«, zischte ich zwischen zusammengepreßten Zähnen hervor. »Ich mache das nur, damit du deinen Willen kriegst.«
    Eine Stunde später schleppte ich mich in meine Wohnung zurück und ließ mich auf das Sofa plumpsen. Mir fiel die Waffe auf meinem Nachttisch ein, und ich überlegte, ob sie wohl geladen war. Ich dachte daran, sie auf Ranger zu richten. Und dann dachte ich daran, sie auf mich zu richten. Beim nächsten Frühsport würde ich sowieso tot zusammenbrechen. Warum es nicht gleich hinter mich bringen.
    »Ich suche mir einen Job in der Tamponfabrik«, sagte ich zu Rex, der sich in seiner Suppendose versteckte. »Für die Arbeit braucht man wenigstens nicht fit zu sein. Tampons einpacken kann jeder. Und wenn ich wie ein Hefeteig aufginge und drei Zentner wöge, ich würde immer noch gute Arbeit leisten.« Ich quälte mich aus den Schuhen und schälte die klatschnassen Socken von den Füßen. »Wieso rackere ich mich deswegen bloß so ab? Ich muß mit einem Verrückten zusammenarbeiten, und beide haben wir uns darauf versteift, einen alten Knacker zu suchen, der Eistüten verkauft.«
    Rex kroch rückwärts aus seiner Suppendose hervor und sah mich an. Seine Barthaare schwirrten.
    »Genau«, sagte ich zu ihm. »Es ist blöd. Einfach saublöd.«
    Ich räusperte mich und stand vom Sofa auf. Ich trottete in die Küche und fing an, Kaffee zu kochen. Wenigstens war Ranger nicht wieder mit hochgekommen, um mein Frühstück zu überwachen.
    »Er mußte nach Hause. Wegen dem Unfall«, sagte ich zu Rex. »Ehrlich. Ich wollte ihm kein Bein stellen. Ich wollte ihm auch nicht die Hose am Knie aufreißen. Ganz ehrlich. Und wegen der Leistenprellung habe ich ein furchtbar schlechtes Gewissen.«
    Rex warf mir einen seiner typischen Blicke zu: Ja, ja, ich weiß Bescheid.
    Als kleines Mädchen wollte ich unbedingt ein Rentier sein, aus der Gattung der fliegenden Rentiere, versteht sich. Jahrelang galoppierte ich durch die Gegend, auf der Suche nach Flechten und dem passenden Freund. Dann sah ich eines Tages Peter Pan, und meine Rentierphase war vorbei. Das ganze Getue darum, daß man nicht erwachsen werden wollte, verstand ich zwar nicht, weil sich jedes Mädchen in Burg nichts sehnlicher wünschte, als endlich erwachsen zu werden und einen Busen zu kriegen. Aber ich verstand, daß ein fliegender Peter Pan allemal besser war als ein fliegendes Rentier. Mary Lou hatte Peter Pan auch gesehen, aber Mary Lous Ehrgeiz richtete sich darauf, so wie Wendy zu werden, und so gaben Mary Lou und ich ein tolles Paar ab. Man sah uns fast nur Hand in Hand, wir liefen durch unser Viertel und trällerten: »Ich kann fliegen! Ich kann fliegen!« Wenn wir älter gewesen wären, hätten sich die Leute wahrscheinlich so ihre

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