Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
Vom Netzwerk:
Leroy wäre gestern abend spät nach Hause gekommen. Sie hätten sich gestritten, und Leroy hätte irgend etwas auf Shirlenes Kopf zerdeppert und sie dann auf die Straße gesetzt. Shirlene meint, wir könnten den Kerl haben.«
    Ich hielt die Autoschlüssel schon bereit, und der Reißverschluß meiner Jacke war hochgezogen. »Na, dann komm.«
    »Das wird ein Kinderspiel«, sagte Lula, als wir in die Stark Street bogen. »Wir brauchen uns nur an Leroy ranzuschleichen. Wahrscheinlich denkt er, es wäre Shirlene an der Tür. Hoffentlich hat er bloß sein Gerät nicht wieder dabei, wenn du weißt, was ich meine.«
    Ich wußte genau, was sie meinte, aber darüber wollte ich lieber gar nicht nachdenken. Ich hielt vor Leroys Haus an, und wir blieben schweigend sitzen.
    »Tja«, sagte Lula. »Ein zweites Mal wird er seine Tür ja wohl nicht zerdeppern. Wahrscheinlich hat ihm der Vermieter längst die Leviten gelesen. Türen fallen schließlich nicht vom Himmel.«
    Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. »Vielleicht ist er ja auch gar nicht zu Hause«, fügte ich hinzu. »Wann hat Shirlene ihn zuletzt gesehen?«
    »Gestern abend.«
    Wir blieben immer noch sitzen.
    »Wir können ja hier draußen auf ihn warten«, sagte Lula. »Das Haus überwachen.«
    »Oder anrufen.«
    Lula sah hoch zum Fenster im zweiten Stock. »Anrufen ist vielleicht gar keine so schlechte Idee.«
    Wieder vergingen einige Minuten.
    Ich holte tief Luft. »Also gut. Bringen wir es hinter uns.«
    »Scheiß drauf«, sagte Lula.
    Wir blieben im Hausflur stehen und sondierten das Terrain. Irgendwo plärrte ein Fernseher, ein Kind schrie. Langsam erklommen wir die Treppe zum ersten Stock, lauschten, während wir uns Schritt für Schritt vorwagten. Auf dem Absatz machten wir halt und holten ein paarmal tief Luft.
    »Du wirst doch wohl nicht hyperventilieren, oder?« fragte Lula. »Ich möchte auf keinen Fall, daß du vor lauter Hyperventilation auf mich drauf kippst.«
    »Keine Sorge, mir geht’s gut«, beruhigte ich sie.
    »Ja, ja«, sagte sie. »Mir auch.«
    Als wir in den zweiten Stock kamen, hielten wir beide die Luft an.
    Wir standen da und sahen uns die Tür an, die mit Pappe und zwei Sperrholzbrettern geflickt worden war. Ich bedeutete Lula, zur Seite zu rücken. Sie stand still und drückte sich an die Wand, ich machte das gleiche auf der anderen Seite der Tür.
    Ich klopfte an die Tür. »Pizzaservice«, rief ich.
    Keine Antwort.
    Ich klopfte fester, und die Tür öffnete sich von allein. Lula und ich hielten immer noch die Luft an, und in den Augenhöhlen spürte ich das Blut pochen. Weder Lula noch ich rührten uns eine geschlagene Minute lang. Wir drückten uns bloß an die Wand und gaben keinen Ton von uns.
    »Leroy?« rief ich noch mal. »Wir sind’s. Lula und Stephanie Plum. Sind Sie da, Leroy?«
    Nach einer Weile sagte Lula: »Ich glaube, er ist nicht da.«
    »Bleib stehen«, sagte ich. »Ich gehe rein.«
    »Nach dir«, sagte Lula. »Ich würde ja als erste reingehen, aber ich will dir nicht die Durchsuchung vermasseln.«
    Zentimeterweise rückte ich in die Wohnung vor und sah mich um. Es war alles so wie vorher. Es wirkte verwahrlost. Ich warf einen Blick ins Schlafzimmer. Es war niemand da.
    »Und?« rief Lula vom Treppenhaus.
    »Sieht leer aus.«
    Lula steckte ihren Kopf durch die Tür. »Jammerschade. Ich hatte mich so auf eine Festnahme gefreut. Hätte so gern gezeigt, was ich kann.«
    Ich ging auf die geschlossene Badezimmertür zu, mit gezücktem Abwehrspray. Ich stieß die Tür auf und sprang vor Schreck zurück. Die Tür krachte gegen die Wand, und Lula ging hinter dem Sofa in Deckung.
    Ich sah erst in das leere Badezimmer, dann hinüber zu Lula.
    Lula raffte sich wieder hoch. »Ich wollte nur meine Reaktionsfähigkeit testen«, sagte sie. »Ich probiere gerade eine neue Technik aus.«
    »Hmhm.«
    »Nicht, daß du denkst, ich hätte Angst«, sagte sie. »Um mir Angst einzujagen, braucht es schon mehr als so einen wie Leroy.«
    »Du hattest wohl Angst«, sagte ich.
    »Hatte ich nicht.«
    »Hmhm.«
    »Von wegen hmhm. Soll ich dir sagen, wer hier Angst hat? Ich jedenfalls nicht. Ich kann auch Türen aufmachen.«
    Lula stapfte zum Schrank und riß die Tür mit einem Ruck auf. Die Flügel öffneten sich weit, und Lula starrte wie gebannt auf die dicht hängenden, zusammengedrückten Mäntel und Kleider.
    Die Kleider teilten sich wie ein Vorhang, und Leroy Watkins, splitterfasernackt und mit einem stolzen Loch mitten in der Stirn, fiel Lula

Weitere Kostenlose Bücher