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Eins, zwei, drei und du bist frei

Eins, zwei, drei und du bist frei

Titel: Eins, zwei, drei und du bist frei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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in ihrem Wagen auf mich.
    »So schlimm war es nun auch wieder nicht«, sagte sie. »Wenigstens hat man nicht auf uns geschossen.«
    »Wie findest du eigentlich meine Haare?« fragte ich sie. »Meinst du, ich sollte mir ein paar rote Strähnen reinmachen lassen?«
    Lula wuchtete sich zur Seite und sah mich an. »Rot käm’ echt geil.«
    Ich setzte Lula vorm Büro ab und fuhr nach Hause, um meinen Anrufbeantworter abzuhören und meine Finanzlage zu überprüfen. Es gab keine Nachrichten auf dem Band, und ich hatte nur noch ein paar Dollar übrig. Meine Rechnungen waren fast alle beglichen, die Miete einen Monat im voraus bezahlt. Wenn ich mich weiter bei meiner Mutter durchfutterte, konnte ich mir Strähnen leisten. Ich betrachtete mich im Spiegel, gab meinen Haaren etwas Fülle und stellte mir dabei eine grelle neue Farbe vor. »Na los, gib dir einen Ruck«, ermunterte ich mich selbst – schon deswegen, weil die Alternative gewesen wäre, mich mit Leroy Watkins zu beschäftigen.
    Ich verließ meine Wohnung und fuhr zu dem Friseur im Einkaufszentrum. Es gelang mir, Mr. Alexander dazu zu überreden, mich in seinen Terminplan einzubauen. Eine dreiviertel Stunde später saß ich unter der Trockenhaube, und meine Haare steckten in 52 Röllchen aus Aluminiumfolie. Stephanie Plum, das fremde Wesen aus dem All. Ich blätterte in einer Zeitschrift, aber von der Hitze und den Dämpfen tränten ständig meine Augen. Ich tupfte mir die Augen ab und schaute durch die geöffnete Flügeltür und das Schaufenster in die Einkaufspassage.
    Es war Samstag, und es herrschte viel Betrieb. Die Passanten sahen mich an. Ihre Blicke waren ausdruckslos, dumpfe Neugier. Mütter mit ihren Kindern. Jugendliche, die rumgammelten. Stuart Baggett. Wie bitte? Stuart Baggett? Nicht zu fassen! Trieb sich doch glatt diese Niete Stuart Baggett hier rum.
    Unsere Blicke trafen sich, und wir beide stutzten einen Moment. Dann erfolgte das Wiedererkennen. Stuart formte mit seinen Lippen meinen Namen und rannte los. Ich stieß die Trockenhaube nach hinten und fuhr wie von der Tarantel gestochen aus meinem Sitz hoch.
    Wir befanden uns im Kellergeschoß und bewegten uns auf das Kaufhaus Sears zu. Stuart hatte einen gewaltigen Vorsprung und hechtete die Rolltreppe hoch. Er schubste die Leute beiseite, entschuldigte sich ausgiebigst und sah dabei noch umwerfend süß aus.
    Ich war mit einem Satz auf der Rolltreppe, boxte mir meinen Weg durch die Massen, holte allmählich auf. Dabei versperrte mir eine streitsüchtige Frau mit ihren Einkaufstüten den Weg.
    »Entschuldigung«, sagte ich. »Darf ich mal durch?«
    »Ich habe ein Recht, hier zu stehen«, sagte sie. »Glauben Sie vielleicht, die Rolltreppe gehört Ihnen allein?«
    »Ich bin hinter dem Jungen her!«
    »Sie spinnen ja. Hilfe!« kreischte sie. »Die Frau ist verrückt. Hier ist eine Verrückte.«
    Stuart trat von der Rolltreppe und lief oben durch die Passage wieder zurück. Ich hielt die Luft an, hopste auf der Stelle herum und behielt ihn im Auge. Zwanzig Sekunden später war ich endlich oben angelangt und raste wie eine Irre los, die Folie flatterte mir um den Kopf und der braune Friseurkittel, den ich immer noch umgebunden hatte, um die Beine.
    Plötzlich war Stuart wie vom Erdboden verschluckt. Ich verlangsamte mein Tempo, verschaffte mir einen Überblick, schaute in die Läden links und rechts. Ich trabte durch die Abteilungen von Macy’s: Tücher, Sportkleidung, Kosmetik, Schuhe. Ich erreichte den Ausgang und warf einen Blick auf den Parkplatz. Keine Spur von Stuart.
    Zufällig erwischte ich mich im Spiegel. Ich sah aus wie eine Kreuzung aus Papiertiger und Tiefkühlfee. Sterntalers Auftritt im Einkaufszentrum. Wenn mich ein Bekannter in diesem Aufzug gesehen hätte, ich wäre vor Scham im Boden versunken.
    Ich mußte noch mal durch Macy’s, um wieder in die Passage zu gelangen, wieder durch die Kosmetikabteilung, wo mir immerhin Joyce Barnhardt über den Weg laufen konnte, die Queen der Rundumverschönerung. Nach Macy’s mußte ich mich dann auf die Rolltreppe zurückbegeben und noch einmal die ganze Hauptpassage des Einkaufszentrums durchqueren – nicht gerade das, was ich mir in meinem gegenwärtigen Zustand am sehnlichsten wünschte.
    Ich hatte meine Handtasche in dem Schönheitssalon hängen lassen, den Kauf eines Kopftuchs mußte ich mir also abschminken. Ich hätte die kleinen Aluminiumröllchen in meinem Haar herausreißen können, aber schließlich hatte ich 60 Dollar dafür

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