Einsame Herzen
eingegangen. Das wäre unter ihrer Würde gewesen. Alles, was sie dazu sagen konnte, war, dass Roger nicht sie sondern sie Roger verlassen hatte. Das hatte Darko wohl überlesen, als er die Klatschblätter durchschnüffelt hatte, auf der Suche nach Informationen über sie.
Unruhig warf sich Danielle im Bett hin und her.
Du riechst gut
, hörte sie Darkos Worte wieder. Und dann:
Schon lange her, dass ich das Shampoo einer Frau gerochen habe
.
Es war genauso, wie sie angenommen hatte. Darko war schon lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen. In der Folge hatte er sich ihre Not zum Vorteil gemacht. Er sah in ihr nichts Besonderes, fand sie wohl kaum übermässig reizvoll. Aber sie war eine Frau und diese Tatsache allein machte sie in seinen Augen attraktiv.
Danielle seufzte schwer.
Du wirst dich schon noch an mich gewöhnen
, hörte sie wieder Darkos Stimme. Ärgerlich knipste sie ihre Nachttischlampe an, in der Hoffnung, der sanfte Lichtstrahl würde Darkos Worten den Garaus machen. Sie nahm ihre Bettlektüre vom Nachttisch und versuchte sich darin zu vertiefen. Es wollte ihr aber nicht gelingen. Immer wieder musste sie an Darko zurückdenken, daran, wie sich sein Körper an ihrem angefühlt hatte. Sie hatte seine Muskeln deutlich spüren können, hart und fest, und war in dem stählernen Griff seiner starken Arme unruhig geworden. Sie hatte sich in seinen Armen gefangen gefühlt wie eine Maus in der Falle. Sie hatte gewusst, dass sie sich nicht aus seiner Umarmung befreien konnte, dass sie nicht von ihm loskommen würde, ausser er würde sie freiwillig gehen lassen. Das hatte sie eingeschüchtert. Das hatte ihr Angst gemacht. Es war nicht etwa sein Kuss gewesen, der sie aufgewühlt hatte, sondern viel mehr das Gefühl seines grossen, männlichen Körpers, der so viel stärker war als der ihre und der ihr das Gefühl vermittelt hatte, schwach und wehrlos zu sein. Ein Gefühl, das ihr zutiefst widerstrebt war, das sofort eine innere Ablehnung gegen Darko hervorgerufen und ihren Körper hart und steif hatte werden lassen. Das Gefühl des Ausgeliefertseins war völlig neu für sie. Roger hatte sie nie eingeschüchtert. Ihr Ex-Mann war etwa gleich gross wie sie, etwas kräftiger gebaut vielleicht, aber er besass niemals Darkos Muskelmasse, in Anbetracht derer sie sich klein und hilflos fühlte.
Sie würde sich schon noch an ihn gewöhnen, hatte Darko gemeint, doch Danielle zweifelte daran. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie in Darkos Armen je Ruhe und Entspannung finden sollte. Der Gedanke, sie könne jemals vertrauensvoll unter ihm liegen, überstieg ihr Vorstellungsvermögen. Wann immer er sie umarmen würde, wäre sie mit ihrer eigenen Hilflosigkeit ihm gegenüber konfrontiert, ein Gefühl, dass sie zutiefst beunruhigte. Wann immer Darko sie festhalten würde, wäre sie sich ihrer eigenen Verletzlichkeit nur zu sehr bewusst.
Nein, dachte Danielle entschieden. An einen Mann wie Darko Coda würde sie sich nie gewöhnen.
Einmal mehr wünschte Danielle, der Winter wäre bereits vorüber. Oder aber, der Felsenpfad wäre nicht zugeschneit und sie könnte ungehindert nach Domens fahren, um sich mit ausreichend Nahrungsmittel für die Wintermonate einzudecken. Ihr grösster Wunsch aber war, dass sie sich nie auf Darkos unmoralische Abmachung eingelassen hätte. Aber es war ihr nun mal nichts anderes übrig geblieben. Danielle hatte instinktiv gespürt, dass Darko, wie körperlich überlegen er ihr auch immer sein mochte, den zwielichtigen Zwillingen auf jeden Fall vorzuziehen war. Sie wusste, dass es trotz Darkos Verwerflichkeit richtig gewesen war, ihn und nicht die Zwillinge um Hilfe zu bitten. Sie spürte, dass sie in der lebensbedrohlichen Situation, in der sie sich wiedergefunden hatte, aus einer inneren Eingebung heraus richtig gehandelt hatte.
Immerhin etwas, dachte Danielle seufzend. Ergeben klappte sie ihr Buch zu. Sie konnte sich sowieso nicht auf ihre Abendlektüre konzentrieren. Sie knipste das Licht aus und schlief mit der Erinnerung an Darkos besitzergreifende Umarmung endlich ein.
Die nächsten Tage verstrichen ereignislos, sofern man Darkos Kuss als Ereignis bezeichnen wollte.
Morgens unterrichtete Danielle ihre Töchter, nachmittags spielten Emma und Louise im Schnee, gegen Abend machten sie ihre Hausaufgaben. Danielle las an den Nachmittagen, putzte das Haus oder machte die Wäsche. Da es auf dem Feuerberg keine Waschmaschinen gab, nahm die Wäsche einige Zeit in Anspruch. Die Hausarbeit
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