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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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wollen, dass genügend Lebensversicherungen das Leben sichern. Ich stand halbverdeckt von einem Beet mit riesigen Geranien an der Ecke des zwei Nummern entfernten Strandhauses und sah zu.
    Marlowe, der Alles-Sehende, sieht alles, späht nach allem. Das Mädchen beugte sich vor und küsste Victor, und der Kuss dauerte an und entwickelte sich. Als der Kuss und der sich daraus ergebende Ringkampf vorbei waren, griff Victor wie automatisch nach oben und ordnete seine Frisur.
    Ich lächelte. Volltreffer. Les Valentine mit einem Haarteil.

14
    Ich kam rechtzeitig nach Springs zurück, um das verspätete Abendessen zu mir zu nehmen, das Tino mir in der Küche bereitgestellt hatte. Linda war im Tennisclub und kam erst nach Hause, als ich mit dem letzten Rest des Salates fertig war, auf dessen Servieren im Anschluss an das Essen Tino bestanden hatte.
    «So ist es üblich, Mr. Marlowe», sagte Tino. «Jeder hier in Poodle Springs macht es so.»
    «Jeder außer mir, Tino. Ich esse meinen Salat vor den Mahlzeiten.»

    Tino schüttelte den Kopf. «Mrs. Marlowe sagte, dass wir niemals einen kultivierten Menschen aus Ihnen machen werden, Mr. Marlowe.»
    «Ich bin so kultiviert, wie ich es für richtig halte.»
    «Es reicht ja auch vollkommen, so wie Sie sind, Mr. Marlowe.»
    An diesem Punkt des Gesprächs erschien Linda.
    «Na, Darling», sagte sie, «wie ich sehe, bist du von einem harten Schnüffeltag heimgekehrt.»
    Sie näherte sich mir und gab mir einen zarten Kuss. Ich konnte den Alkohol in ihrem Atem riechen.
    «Möchten Sie auch etwas essen, Mrs. Marlowe?»
    «Nein, Tino, bitte nur einen großen Scotch, etwas Soda und Eis.»
    Linda nahm mir schräg gegenüber in der Küche Platz. Tino brachte ihr den Drink.
    «Hast du heute irgendetwas sehr Wichtiges herausgefunden, Darling?»
    «Ich habe Les Valentine gefunden.»
    «Wie aufregend für dich. Das ersetzt dir sicherlich sogar unser Abendessen mit Mausi und Morton im Club, das du verpasst hast.»
    «Perfekt», sagte ich. «Myrna Loy hätte es nicht besser ablesen können.»
    «Sei nicht so grob, Darling. Du weißt, dass du mich versetzt hast.»
    «Weiß ich. Und es tut mir leid, dass ich nicht anders konnte. Aber für mich pfeift die Sirene nicht zur Cocktailzeit.»
    «Und das wusste ich ja, als ich dich geheiratet habe», sagte Linda. Es war nichts, dem ich hätte widersprechen können, also ließ ich es im Raum stehen.
    «Darling, es wäre ermutigend für mich, wenn du dich manchmal vor deinem Job drücken würdest, um mit mir zusammen zu sein.»
    «Das ist leider nicht möglich», sagte ich. «Dein alter Herr hat ungefähr fünfhundert Millionen Mäuse. Wenn ich anfange, deinetwegen meinen Job zu vernachlässigen, werde ich ziemlich bald herumliegen und mir die Augenbrauen zupfen lassen.»
    «Du bist ein so gottverdammter Narr.»
    «Wahrscheinlich.»
    Linda nippte wieder an ihrem Drink.
    «Willst du denn nicht mit mir Zusammensein?»
    «Verdammt noch mal, das ist doch genau der Punkt. Natürlich möchte ich mit dir Zusammensein.
    Ich möchte am liebsten die ganze Zeit mit dir im Bett liegen, mit dir am Pool Cocktails trinken und dir helfen, deine Garnituren zu sortieren. Aber wenn ich das täte, was wäre ich dann? Du könntest mir ein kleines, mit Edelsteinen besetztes Halsband kaufen und mit mir Gassi gehen.»
    Linda stand auf und wandte sich ab, das halb geleerte Glas in der Hand. Sie machte zwei Schritte auf die Tür zu, blieb stehen und warf das Glas in die Spüle. Es verfehlte sein Ziel, knallte gegen den Schrank, zerbrach, und Scotch und Scherben landeten auf dem Vorleger. Sie taumelte, ließ sich in meinen Schoß fallen und drückte ihren Mund auf meinen.
    «Du Miststück», sagte sie und hielt mir ihren geöffneten Mund entgegen. «Du unbeugsames Miststück.»
    Ich hob sie hoch und machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer. Geld hatte seine Vorteile. Tino würde alles wieder in Ordnung bringen.
    Am Morgen hatte Linda Kopfschmerzen, also blieben wir im Bett, tranken Orangensaft und Kaffee und warteten darauf, dass die Kopfschmerzen nachließen.
    «Zuviel Scotch», sagte ich.
    «Bestimmt nicht», widersprach Linda. «Ich gehe zu einer ruhigen Feier und nehme ein paar Kinderdrinks und komme müde nach Hause, und... also, ich habe bestimmt nicht viel geschlafen.»
    «Das habe ich bemerkt.»
    Tino klopfte sanft an die Schlafzimmertür und kam dann mit einem Frühstückstablett herein.
    Sie wandte den Kopf ausgesprochen schnell ab.
    «Aber Mrs. Marlowe», sagte Tino

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