Einsame Klasse.
kennt Sonny. Sie ist das Topmodell hier an der Küste.»
«Haben Sie sie jemals fotografiert?»
«Nein, hatte nie das Vergnügen. Das heißt, man ist an mich herangetreten, aber Sie wissen ja, wie das ist, Marlowe. Sie haben Verpflichtungen, sie hat Verpflichtungen. Wir haben es nie geschafft, zusammenzukommen.»
«Nicht mal, als sie jünger war?» fragte ich. Ich wusste nicht, worauf ich hinauswollte. Ich wollte es einfach am Laufen halten. Möglicherweise käme dabei irgendetwas an die Oberfläche.
Er schüttelte den Kopf. «Als sie jung war, Freund, war ich noch nicht im Geschäft. Sonny ist schließlich kein kleines Mädchen mehr.»
Ich nickte und bequemte einen weiteren kleinen Schluck Scotch in meinen Mund, nachdem ich ihn lange unschlüssig vom Rand aus umschlichen hatte. Es schmeckte noch immer faulig.
«Wie sieht’s mit Manny Lipshultz aus?»
Wenn ihn das kalt erwischt hatte, dann zeigte er es nicht. Er zog leicht die Lippen kraus und sah noch oben in die Zimmerecke. Dann schüttelte er den Kopf.
«Nein, kein Manny Lipshultz», sagte er. «Aber ein toller Name, finde ich.»
Ich stimmte ihm zu. Der Name war toll. Wir waren alle toll. Er und ich waren besonders toll, einfach zwei tolle Burschen, die an einem freundlichen Nachmittag herumsaßen und sich gegenseitig das Blaue vom Himmel herunterlogen.
13
Ich ging runter zur Western Avenue, setzte mich in meinen Wagen und wartete. Während ich wartete, versuchte ich mir darüber klar zu werden, was ich eigentlich vorhatte. Ich wusste, dass ich dabei war, einen Mann zu verfolgen, der nicht der war, den ich suchte, aber ein Foto von Sondra Lee besaß und sein Büro in genau dem Haus hatte, vor dem der Kerl, den ich suchte, einen Strafzettel bekommen hatte. Es gab keinen Grund, es zu tun, außer, dass der Bursche vorne und hinten nicht stimmte. Wenn man in sein Büro kommt und einen Kerl dort vorfindet, dann setzt man sich nicht hin und trinkt einen mit ihm. Man ruft die Plakettenträger.
Nachdem ich zwanzig Minuten im Wagen gesessen hatte, kam Victor aus dem Bürohaus und ging zu Fuß die Western Avenue hinunter. Ich wartete, bis er die Ecke erreicht hatte und nach rechts in den Sunset eingebogen war, stieg dann aus dem Olds, jagte hinter ihm her und legte erst auf dem Sunset einen gemütlicheren Gang ein. Ich überquerte die Südseite des Sunset und marschierte westwärts. Victor ging auf der anderen Straßenseite, mir ungefähr fünfzig Meter voraus. Seine Art zu gehen hatte etwas Heimlichtuerisches, aber das mochte instinktiv sein. Er sah sich nicht um.
Nachdem er einen halben Block weiter gegangen war, betrat er eine Bar namens Reno’s. Ich ließ ihm eine Eingewöhnungszeit, schlich mich dann selbst hinein und drückte mich in eine Nische nahe des Ein-gangs. Die Kellnerin sah mich finster an; ein Kerl in einer Nische für vier.
«Ich gehöre zur Abwehrreihe der Southern Cals», erklärte ich, «meine Teamkollegen kommen gleich nach.»
«Hier draußen scheint jeder irrsinnig lustig zu sein», sagte sie. «Möchten Sie etwas trinken?»
Ich bestellte einen Gimlet mit Eis, trank ihn langsam und ließ ihn gegen den Geschmack von Victors mörderischem Scotch wirken. Victor saß auf einem Hocker an der Bar, vornübergekrümmt über etwas, das - seinem Scotch nach zu urteilen - vermutlich schmeckte wie alter Pfeifenreiniger.
Neben ihm saß eine Blondine in sehr knappem Rock mit übereinandergeschlagenen Beinen seitlings auf einem Barhocker und beugte sich zu Victor herüber. Sie hatte grünen Lidschatten und stark leuchtenden roten Lippenstift aufgetragen, und ihr Rock, der gut zu ihrem grün-roten Pullunder passte, klaffte in dieser Haltung etwas auf. Die einzige andere Person an der Bar war eine ältere Rothaarige mit gewaltigem Busen, der von einem weißen, paillettenbesetzten und an den Ärmeln ausgefransten Pullover im Zaum gehalten wurde. Sie trank Manhattans, und während ich sie beobachtete, brachte ihr der Barkeeper einen und zeigte auf Larry Victor. Sie nahm den Drink, nickte Victor dankend zu und tauchte ein. Larry grüßte kurz zurück, indem er seine Stirn mit zwei Fingern berührte, und wandte seine Aufmerksamkeit dann wieder La Blondie zu.
La Blondie bestand auf etwas. Ich konnte sie nicht hören, aber aus der Intensität ihrer Bewegungen und der Geschwindigkeit, mit der ihr Mund sich bewegte, war klar ersichtlich, dass sie außer sich vor Wut war. Victor schüttelte immer wieder den Kopf und murmelte ihr irgendwelche Antworten
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