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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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gut», sagte Linda.
    «Ich bin Detektiv, Lady. Ich treffe auf eine Menge Leute, die Schwierigkeiten haben.»
    «Vielleicht bist du ein bisschen wie er. Vielleicht tust du das, was du tust, weil es gefährlich ist.»
    «Wie Larry Victor? Mich reizt die Gefahr?»
    «Es muss einen Grund dafür geben, dass du nicht zu Hause bleibst und mir hilfst, zehn Millionen Dollar auszugeben.»
    «Vielleicht könnte ich mir einen kleinen Goldring in den Nacken implantieren lassen», sagte ich,
    «dann könntest du mich als Anhänger am Armband tragen.»
    «Du bist wirklich unmöglich, weißt du das? Zum Glück finde ich dich zum Anbeißen.»
    «Das weiß ich», sagte ich.

20
    In Hollywood herrschte ein heißer Santa-Ana-Wind, der den Smog aus der Stadt in Richtung Catalina geblasen hatte. Der Himmel war so blau wie eine Kornblume, und die Temperatur lag bei zwanzig Grad, als ich am Sunset parkte und die Western hinauf zurück zu Reno’s Bar ging. Es war früher Nachmittag, und die meisten der Huren machten gerade Mittagspause. Im Norden und Westen, längs des Tals in Richtung Pasadena, konnte ich den Schnee auf den Spitzen der San-Gabriel-Berge sehen.
    Ich betrat das Reno’s. Es roch, als hätten sie den Gril seit längerer Zeit nicht gesäubert. Ich ging zur Bar und nahm am einen Ende Platz. Am anderen Ende saßen zwei Burschen in karierten Anzügen über ein Notizbuch gebeugt, und in der Nische, in der ich am Vortag gesessen hatte, verabreichte ein weißhaariger Mann in einem schwarzen westernartigen Hemd Drinks an eine grimmige alte Frau, deren Haarfarbe nur noch schwach an Blond erinnerte. Sie trug eine hellblaugefärbte, mit Bergkristallen besetzte Harlekinbrille. Die Zähne des alten Kerls waren von der absolut ebenmäßigen Sorte, die man nur künstlich hinbekommt.
    Sonst war niemand da. Der Barkeeper rutschte von der Bar, als habe er mehr Zeit als irgendjemand sonst. Er war ein großer schlanker Bursche mit Glatze. Einige Haarsträhnen hatte er sorgfältig darübergeklebt, um es noch schlimmer aussehen zu lassen. Seine Zähne waren gelb, und seine Hautfarbe war die eines Mannes, der nur nachts nach draußen geht.
    «Was darf’s sein, Freund?» fragte er.
    «Whiskey», sagte ich. «Ohne alles.»
    Er nahm eine Flasche aus dem offenen Regal hinter sich und schenkte mir einen Schuss Old Overholt ein, tippte den Betrag in die Kasse und legte die Rechnung vor mir auf die Bar.

    «Kommt Lola Faithful oft her?» fragte ich.
    Der Barkeeper zuckte mit den Achseln und machte sich auf den Weg zum anderen Ende der Bar.
    Ich nahm einen Zwanzig-Dollar-Schein aus der Tasche, faltete ihn längs zusammen und ließ ihn wie ein kleines grünes Zelt vor mir auf der Bar stehen. Der Barkeeper bewegte sich darauf zu.
    «Dachte, Sie wollten bezahlen.»
    «Tue ich.»
    Er sah den Zwanziger an und befeuchtete sich die Lippen mit einer Zunge, die die Farbe einer rohen Auster hatte.
    «Kommt Lola Faithful oft her?» fragte ich.
    «Oh, Lola, klar, ich hab Sie beim ersten Mal nicht verstanden. Teufel, Lola kommt dauernd her.
    Jesus, das tut sie wirklich. Sie kommt her.»
    Er grinste mit seinen gelben Zähnen wie ein altes Pferd. Er betrachtete den Zwanziger. Ich hob ihn am einen Ende hoch und sah ihn beim Balancieren zwischen meinen Fingerspitzen zu.
    «Was können Sie mir über sie erzählen?»
    «Sie trinkt Manhattans.»
    «Noch was?»
    «Ich glaube, sie war so ’ne Art Bauchtänzerin.»
    «Und?»
    «Und nichts», sagte er. «Mehr weiß ich nicht.»
    Ich nickte.
    «Schon mal von einem Kerl namens Larry Victor gehört?»
    «Nee», sagte der Barkeeper. Seine Augen folgten der Bewegung des Zwanzigers. «Kenn nur’n paar von den Stammgästen. Die meisten Leute sind keine Stammgäste.» Er hörte für einen Moment auf, den Zwanziger anzusehen, und ließ seinen Blick durch den Raum wandern.
    «Zum Teufel», sagte er, «würden Sie hier Stammgast werden?»
    «Les Valentine?» fragte ich. Er schüttelte den Kopf.
    Ich entließ den Zwanziger aus meinen Fingern und schob ihn ihm über die Bar zu. Er nahm ihn mit langen Fingern, faltete ihn gekonnt und steckte ihn in die Uhrentasche seiner hellbraunen Popelinehose. Dann griff er zur Whiskeyflasche und füllte mein Glas auf.
    «Auf Kosten des Hauses», sagte er.
    Ich nickte, und er ging wieder zum anderen Ende der Bar und begann Gläser mit einem Handtuch zu polieren, das sich besser zu anderen Zwecken geeignet hätte.
    Ich wartete.
    Die beiden karierten Burschen schlossen ihr Notizbuch und gingen, um ihr

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