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Einsame Klasse.

Einsame Klasse.

Titel: Einsame Klasse. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler , Robert B. Parker
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Lachen, das in einem Keuchen endete.
    «Sie stehen vermutlich nicht auf Männer», keuchte sie, als sie das Lachen wieder unter Kontrolle hatte. Sie hustete kurz und trank etwas Wein. Ich lächelte aufmunternd.
    «Ich wünschte, ich könnte dasselbe sagen. Ist einfach, Wein und Zigaretten zu bekommen. Aber verteufelt schwer, einen guten Mann zu finden.»
    Sie hustete wieder und trank erneut, nahm die kleine Papierserviette, die sie mit dem Wein bekommen hatte, und betupfte sich damit die Lippen.
    «Und ich habe weiß Gott eine Menge von ihnen ausprobiert.»
    Ihr Glas war leer. Sie warf einen kurzen Blick auf den Barkeeper, aber der betrachtete gerade das alte Pärchen in der Nische.
    «Willie», sagte ich, «die Dame braucht eine Nachfüllung. Das geht auf meine Rechnung.»
    Willie füllte den Wein aus der Karaffe kommentarlos um und setzte es auf meine Rechnung.
    «Danke», sagte sie. «Sie scheinen zu nett zu sein, um hier herumhängen zu müssen.»
    «Das wollte ich gerade über Sie sagen.»
    «Klar wollten Sie das. Und dann wollten Sie mich zum Film bringen, oder?»
    «Wenn ich vor ein paar Jahren im Filmgeschäft gewesen wäre.» Ich konnte mein Gesicht in der Bar sehen. Es hatte den unschuldigen, aalglatten Ausdruck eines Kojoten beim Hühnerstehlen.
    «Sie schauen so aus, als könnten Sie alles hinbekommen, wenn Sie wollen.»
    «Ich war gestern hier und habe Sie gesehen», sagte ich. «Es gab einen Streit. Ein Mann und eine Frau haben sich angebrüllt, und Sie haben die Jukebox bedient.»
    Val nahm einen Schluck von ihrem Wein. Ihre Zigarette war im Aschenbecher bis auf einen unrauchbaren Stummel heruntergebrannt. Sie kramte eine weitere aus ihrer Handtasche, und ich hielt ihr ein Streichholz hin. Marlowe, der Lakai. Ich hätte einen großartigen Kammerdiener abgegeben.
    «Ja», sagte sie, «Lola und Larry. Sind die beiden ein Fehlschlag? Ich meine, wenn man bedenkt, was ich von Männern halte.»
    «Worüber haben sie sich gestritten?» fragte ich. Sie kippte etwas Wein nach. Sie trank ihn, als habe jemand die vier apokalyptischen Reiter in Encino gesichtet.

    Vals Achselzucken war einstudiert. Alles an ihr war übertrieben, wie bei einem Frauenimitator.
    «Wie heißt du, Schätzchen?»
    «Marlowe.»
    «Waren Sie mal verliebt, Marlowe?»
    «Bin ich gerade», sagte ich.
    «Na, warten Sie, bis es Sie anödet.»
    Ich nickte Willie zu, und er füllte ihr Weinglas auf.
    «Wenn es beginnt, Sie anzuöden, ist es wie vergammelte Rosen. Es stinkt.»
    «Lola und Larry?» fragte ich.
    «Eine Zeitlang; ist etwas her.» Sie schüttelte den Kopf mit langsamen, theatralischen Bewegungen.
    «Aber er hat sie fallen lassen.»
    «Um was genau ging es in dem Streit gestern?»
    «Sie wusste irgendetwas», sagte Val. «Vermutlich wollte sie es ihm heimzahlen.»
    Sie trank.
    «Eine verschmähte Frau», sagte sie ernst. «Wir sind zur Liebe geschaffen. Wir können ausgesprochen giftig werden, wenn es umschlägt.»
    Sie trank erneut. Etwas von dem Wein tropfte aus ihrem Mundwinkel. Sie betupfte sich wieder mit der Serviette.
    «Sie hatte also irgendwas gegen ihn in der Hand.»
    «Bestimmt», sagte Val. «Und sie hat versucht, ihn zur Kasse zu bitten.»
    «Und was war das?» fragte ich.
    «Zum Teufel, Marlowe, das weiß ich nicht. Es gibt immer irgendwas. Wahrscheinlich sogar bei Ihnen, wenn man lange genug sucht.» Sie lachte wieder ihr keuchendes Lachen und gestikulierte mit dem Weinglas in meine Richtung.
    «Prosit», sagte sie und lachte etwas heftiger. Der Rand des Weinglases war von ihrem Lippenstift verschmiert.
    «Sie kennen Larry auch?» fragte ich.
    Sie nickte, kramte in ihrer Tasche und nahm den Inhalt heraus. Taschenspiegel, Lippenstift, ein zerknülltes Taschentuch, Kaugummi, einen Rosenkranz, eine Nagelfeile.
    «Haben Sie Vierteldollarstücke, Marlowe?»
    Ich schob Willie einen Fünfer zu.
    «Vierteldollar.»
    Er wechselte und stellte die Vierteldollar in fünf ordentlichen Türmen zu je vier Münzen vor mir auf der Bar auf.
    «Sie sind ein Gennleman», sagte Val mit taumelnder Stimme, nahm einen der Türme und ging zur Jukebox.
    Kurz darauf kam sie zurück und setzte sich wieder auf ihren Hocker, als gerade ein gejammerter Countrysong über eine Frau, die einen Mann geliebt hatte, der sie verstoßen hatte, einsetzte.
    Stimmungsmusik.
    «Was haben Sie mich vorhin gefragt?»
    «Kannten Sie Larry sehr gut?» sagte ich behutsam. Betrunkene sind zerbrechliche Wesen. Man muss sie behandeln wie sehr volle Gläser; eine Bewegung

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