Einsame Klasse.
täuschend, voller Hollywood-Versprechen. Die Tage kommen und gehen. Das Neon bleibt.
Ich versuchte mir darüber klarzuwerden, warum ich hier war, allein, und mitten in der Nacht auf dem Sunset Betrachtungen über Neon anstellte. Ich hatte einen Auftraggeber, aber der hatte mich ganz bestimmt nicht engagiert, um Valentine zu beschützen und herauszufinden, wer Lola umgebracht hat. Ich hatte längere Zeit nicht geschlafen, ich hatte längere Zeit nichts gegessen, und der Whiskey zum Mittagessen und der Scotch zum Abendessen waren aufgezehrt, also fühlte ich mich wie irgendetwas, das um 3 Uhr 30 am Morgen auf den Sunset Boulevard gehörte, ohne zu wissen, wo es hingehen sollte. Ich hatte zu Hause, in einem bequemen Bett, eine wunderschöne Frau, die mit einem Arm über der Stirn und mit leicht geöffnetem Mund schlief. Wenn ich jetzt zu ihr ins Bett ginge, würde sie sich zu mir umdrehen und den Arm um mich legen.
Was zum Teufel spielte es für eine Rolle, ob das Bett ihr gehörte? Was zum Teufel spielte es für eine Rolle, ob Les Valentine Lola Faithful umgebracht hatte? Sollten die Bullen das herausbekommen.
An der Western Avenue bog ich in den Hollywood Boulevard ein. Ich hatte kein Ziel. Was spielte es schon für eine Rolle, wohin ich fuhr? Ich kam an Larrys Bürohaus vorbei. Zehn Meter weiter verlangsamte ich das Tempo, wendete und fuhr wieder zurück. Im Eingang des Gebäudes hatte sich etwas bewegt. Wahrscheinlich nur ein Penner, der sich vom Mondlicht fernhielt. Aber warum sollte ich nicht noch mal nachsehen?
Ich hielt vor dem Gebäude, nahm eine Taschenlampe aus dem Handschuhfach und leuchtete in den Eingang. Da saß, zusammengekauert, um dem Licht zu entgehen, Angel, Victors andere Frau.
Ich schaltete die Lampe aus und stieg aus dem Wagen, und als ich das tat, stürzte sie aus dem Eingang und lief die Western hinauf in Richtung des Hollywood Boulevard. Genau das, was ich brauchte: ein Wettrennen. Ich holte tief Luft und rannte hinter ihr her. Sie war gerade um die Ecke zum Hollywood Boulevard gebogen und wollte weiter nach Westen laufen, als ich sie einholte. Vielleicht hätte ich es überhaupt nicht geschafft, aber einer der hohen Hacken ihrer Schuhe war abgebrochen.
«Ich bin es», sagte ich, «Marlowe, der Mann, der mit Larry weggefahren ist.»
Sie atmete sehr schwer und weinte ein bisschen vor Angst und begriff noch immer nicht richtig, wer ich war. Ich hielt sie an den Armen fest, als sie versuchte, sich loszureißen.
«Marlowe», sagte ich. «Ihr Kumpel, Ihr Beschützer, Ihr Vertrauter. Ich tue Ihnen nicht weh.»
Sie wehrte sich weniger, dann noch weniger, und stand schließlich still, schwer ein- und ausatmend, mit zitternden Schultern, und Tränen liefen ihr über das Gesicht. Ich hielt sie noch immer an den Handknöcheln fest, aber sie hatte den Versuch aufgegeben, mich zu schlagen, und sie machte auch keine Anstalten mehr, sich loszureißen.
«Ich bin es», sagte ich noch einmal, «Marlowe, der Mondscheinritter. Der räudige Retter von Frauen in Hauseingängen.»
Ich war völlig umnachtet vor Müdigkeit.
«Wo ist Larry?» fragte sie.
Ich antwortete nicht. Statt dessen sah ich in das Scheinwerferlicht, das mich plötzlich blendete. Der Wagen war von der Western um die Ecke gebogen und neben uns auf den Bordstein gefahren.
«Bleiben Sie, wo Sie sind», sagte eine Stimme. Es war eine Bullenstimme, ein bisschen gelangweilt, ein bisschen hart. Sie kamen aus dem Scheinwerferlicht von beiden Seiten auf mich zu.
«Hände auf den Wagen, Meister», sagte einer von ihnen.
Ich legte meine Hände auf das Wagendach. Dann trat einer meine Beine auseinander und klopfte mich ab. Er nahm die Waffe unter meinem Arm heraus. Ich fragte mich, warum ich sie überhaupt trug, wenn sie mir doch ständig von irgendwelchen Leuten weggenommen wurde. Danach ging der Kerl wieder etwas zurück.
«Haben Sie eine Lizenz?» fragte er.
Ich fischte meine Brieftasche heraus, reichte sie ihm, und der Bulle sah sich den Inhalt im Scheinwerferlicht an. Sie waren beide in Zivil, ein dicker mit gemütlich um den Nacken gewickelter, aber schief hängender Krawatte. Der andere, derjenige, der das Reden besorgte, war ein großer, schlaksiger Kerl mit Brille. Er trug Jeans und ein T-Shirt und hatte seine Waffe vorne im Gürtel seiner Jeans stecken.
«Mein Name ist Bob Kane», stellte er sich vor, als er mir die Brieftasche zurückgab. «Würden Sie mir sagen, warum Sie diese Dame verfolgt haben?»
«Ich wollte sie nach
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