Einsame Spur (German Edition)
Rudelgefährte in der Höhle hatte zu diesem Ruf mit Zähnen, Klauen und Blut beigetragen, bis selbst die aggressivsten Raubtierrudel einen weiten Bogen um ihr Revier gemacht hatten. »Mit der letzten Show hat Alexei sie dann endlich erreicht«, schloss Riaz.
»Genau – und da so ziemlich alle dominanten Gefährten des Rudels anwesend waren, als er zurückkam, konnten sie sich selbst ein Bild machen. Sie haben ganz offiziell darum gebeten, sich unter unseren Schutz zu stellen, und bringen ihr Land in unser Territorium ein.«
»Wissen sie auch, was das bedeutet?« Die SnowDancer-Wölfe verlangten absolute Loyalität und hatten erst vor Kurzem einen der ihren getötet, der sie verraten hatte.
»Das werden sie schon noch – und wenn die Sache durchgeht, werden wir erst abwarten, bis sich alle unter Alexeis Führung eingerichtet haben, ehe wir das Land wirklich übernehmen.« Indigo blickte auf die Uhr. »Zeit für das Treffen. Pass auf, dass dich der Oktopus nicht kriegt.«
»Sehr witzig«, grummelte er, doch einen Teil von ihm faszinierte der Gedanke an Gestaltwandleroktopusse. Oder sagte man »Oktopussis«? Die BlackSea-Gemeinschaft hielt sich dermaßen bedeckt, dass man unmöglich wilde Konjugationen von Tatsachen unterscheiden konnte.
Hawke und Riley waren schon in der Garage. Gemeinsam mit Kenji hatten sie sich gegen Anzüge und für die üblichen Jeans entschieden. Wenn sie der Gemeinschaft nicht gefielen, wie sie waren, konnte man gleich die Hoffnung aufgeben, dass ein Bündnis funktionieren würde.
»Wer fährt?«, fragte Riaz, als sie am Wagen standen.
Sie sahen sich an … und streckten dann die Fäuste für Stein, Schere, Papier aus. Riley gewann, Riaz war der Verlierer und landete auf dem Rücksitz. Davon ließ er sich die gute Laune nicht verderben, seine Gedanken waren bei der Frau, die ihn dem Leben zurückgegeben und sein Herz erobert hatte. Seine harte, reizbare, großzügige Adria, die gar nicht mehr so hart und reizbar war.
Gestern Nacht hatte er sie zum Kichern gebracht, nachdem er eine kitzlige Stelle entdeckt und dies gnadenlos ausgenutzt hatte. Er hatte sich wie ein Junges gefühlt, als sie sich im Bett gewälzt hatten, ihr Kichern nur unterbrochen von ernsten Warnungen und atemlosen Drohungen. Sein Wolf grinste, als er daran dachte. Dann fragte er Riley: »Wie geht’s Mercy?«
Der erfahrene Offizier nahm gerade sanft eine Kurve und fädelte sich geschickt auf dem Highway am Rande des Reviers ein. »Sie hat heute noch nicht geknurrt.« In jeder Silbe klang ungläubiges Staunen mit. »Ich bin einfach so während der Arbeit bei ihr aufgetaucht, und sie hat gelächelt, hat mich geküsst und gesagt, ich könne so lange bleiben, wie ich wolle.«
Hawke drehte den Kopf zu Riley, Misstrauen im Blick. »Redest du gerade von Mercy, der Wächterin? Der Frau, die dich in den Hintern tritt, wenn du sie wie ein Kleinkind umsorgst?«
»Vielleicht liegt es an der Schwangerschaft?«, meinte Riley hoffnungsvoll.
Riaz zuckte zusammen. »Normalerweise werden die Frauen dann eher gemeiner.« Und man musste schon sehr zärtlich zu ihnen sein, wenn man ihren Zorn besänftigen wollte. »Bist du ganz sicher, dass sie sich gefreut hat?«
Riley sah ihn im Rückspiegel an.
»Verstanden«, murmelte Riaz. »Das Band zwischen euch.« Seine Narbe brannte, die Wunde pochte, doch sie blutete nicht. Denn er wusste, dass seine Kaiserin genauso glücklich wie er selbst war, sein Wolf spürte ihre Wölfin.
Hawke rieb sich das Kinn. »Dann genieß es, solange es anhält«, riet er nachdenklich. »Früher oder später kommt doch wieder die Teufelin zum Vorschein.«
Rileys Knurren dröhnte im Wagen. »Beleidige nicht meine Gefährtin, sonst halte ich an und schlag dich tot.«
Hawke schüttelte den Kopf, und die durch das offene Dach fallende Sonne ließ die Haarsträhnen silbrig golden aufblitzen. »Ich kann es mit dir aufnehmen.«
»Schwachsinn.«
»Nach dem Treffen werden wir ja sehen. Riaz macht den Schiedsrichter.«
Da Riaz genau wusste, dass die beiden beste Freunde waren und oft miteinander kämpften, verschränkte er entspannt die Hände hinter dem Kopf und sah in den klaren blauen Himmel. »Gestaltwandlerdelfine – was meint ihr? Gibt es die?«
Riley antwortete. »Da bin ich sicher. Viele Menschen und nicht im Wasser lebende Gestaltwandler – selbst einige Mediale – sind schon von Delfinen vor dem Ertrinken gerettet worden. Übereinstimmend haben sie berichtet, wie intelligent ihnen die Tiere
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