Einsame Spur (German Edition)
sich davon ab, die Wasserflasche in seiner Hand zu zerquetschen, und ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Und worüber willst du reden?«, fragte er in einem Ton, der deutlich besagte, sie solle es lieber lassen.
Adria ließ den Wink unbeachtet. »Zwischen uns gibt es eine starke sexuelle Anziehung«, sagte sie und stellte sich breitbeinig vor ihn. »Vielleicht war dir das bis heute nicht bewusst, aber nun weißt du es.«
»Und ich bin Offizier«, sagte er wütend, weil er nicht rechtzeitig begriffen hatte, was der Grund für seine widerstreitenden Gefühle gewesen war, um sie im Keim zu ersticken. »Ich habe meine Bedürfnisse unter Kontrolle.« Weder Wolf noch Mensch wollten der unerwünschten Begierde nachgeben, die beide mit heftigem Zorn erfüllte.
»Das habe ich auch.« Etwas in ihrer heiseren Stimme kratzte an seiner Haut, fast wie eine Liebkosung. »Ich sage ja nur, dass wir nicht unbedingt verzichten müssten.« Sie hielt seinem dominanten Blick lange stand, bevor ihre Wölfin sie zwang, wegzusehen. Ihre Fäuste waren so fest zusammengeballt, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Ich will momentan keine dauerhafte Beziehung, und Indigo hat mir erzählt, dass du auch nicht an einer interessiert bist.«
»So, hat sie das?«
Bei der leisen Frage sah Adria wieder auf, obwohl sich ihre Brust in schnellen Stößen hob und senkte, ihre Wölfin kämpfte dagegen, denn sie spürte instinktiv, dass Riaz der Stärkere und Gefährlichere von ihnen beiden war. »Sie hat nichts verraten.«
Ihr sofortiges Eintreten für Indigo nötigte ihm Respekt ab, doch das war keine Entschuldigung für ihren Vorschlag. Sein Zorn war kalt und vernichtend. »Du willst also nur mit mir schlafen, habe ich das richtig verstanden?«
Die schlanken Finger streckten sich und wurden wieder zu Fäusten. »Mir geht es um den Austausch intimer Körperprivilegien.« Eine leichte Röte zeigte sich auf ihren Wangen. »Das ist weder verboten noch tabuisiert unter Gefährten. Ich weiß nicht, warum du so tust, als hätte ich etwas Schlimmes vorgeschlagen?«
»Das liegt daran, dass ich dich nicht ausstehen kann«, sagte er.
Sie zuckte zusammen.
Er war zwar rücksichtslos, normalerweise aber nicht brutal. Doch Adria hatte die größte Wunde in seinem Herzen noch weiter aufgerissen und Salz hineingerieben, indem sie beiläufig etwas vorgeschlagen hatte, das ihn fertigmachte. Er konnte kaum noch geradeaus sehen, noch weniger einen klaren Gedanken fassen, aber eines konnte er mit Sicherheit sagen: »Ein Frau wie dich will ich nicht in meinem Bett haben.«
Adria spürte, wie ihr Gesicht brannte, wie die Scham sie innerlich beinahe versengte, aber sie würde sich nicht einfach so davonschleichen. »Deutlicher geht es wohl kaum.«
Riaz sagte nichts, sah sie nur mit den Augen in der Farbe gehämmerten Goldes an.
»Wir müssen auch weiterhin zusammenarbeiten«, sagte sie. Sie würde sich von ihm nicht einschüchtern lassen, obwohl sie seine Dominanz fast körperlich spürte. All ihre Kraft war notwendig, um ihr standzuhalten. Eigentlich duckte sich ihre Wölfin schon vor dem größeren Raubtier, doch das kleine »Geheimnis« um ihren wahren Rang in der Hierarchie erlaubte es ihr, seiner geballten Kraft noch ein wenig länger standzuhalten. »Diese … Sache zwischen uns« – so wütende, heftige sexuelle Anziehung, dass die Luft vibrierte — »sollte sich nicht auf unsere Arbeit auswirken. Können wir uns darauf einigen, uns so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen und einigermaßen freundlich zueinander zu sein, wenn uns das einmal nicht gelingt?«
»Schön.« Kein Blinzeln, nicht die kleinste Veränderung in seinem Blick.
Schweiß rann ihr den Rücken hinunter, sie biss die Zähne zusammen und nickte kurz, bevor sie sich abwandte und fortging. Die Plastikwasserflasche in ihrer Hand knirschte laut, als Adria sie zusammendrückte. Was sie am meisten beschämte, war die Tatsache, dass sie ihn immer noch begehrte, selbst nachdem er so verletzend deutlich gesagt hatte, was er von ihr hielt, dass sich alles in ihr zusammenzog. Doch sie war nicht schon mit fünfundzwanzig in den Rang einer Vollsoldatin aufgestiegen, weil sie schwach war.
Ihre Krallen fuhren heraus, ihre Augen blitzten sicher schon bernsteinfarben wie die ihrer Wölfin.
Riaz Delgado würde keine weitere Einladung von ihr erhalten, niemals.
8
Aden entfernte sich von der Hintertreppe des Gotteshauses, wo er Judd Lauren nun schon zum zweiten Mal seit dem Kampf der Stadt gegen die
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