Einsame Spur (German Edition)
Makellosen Medialen getroffen hatte. Er stellte sich neben den Teleporter, der ihn an diesen Ort gebracht hatte.
Vasics geschulter Blick folgte Judd, bis der ehemalige Pfeilgardist um eine Ecke bog und als Schatten inmitten anderer Schatten in den Straßen San Franciscos verschwand. »Er bewegt sich immer noch, als wäre er einer von uns.«
»In allem, was zählt, ist er immer noch einer von uns.«
Vasic sagte nichts weiter, eine Sekunde später standen sie jedoch nicht mehr unter den Bäumen hinter der Kirche, sondern auf einem einsamen Kap im Dunkel der Nacht. Der Himmel war vollkommen klar, und die Sterne glänzten so hell, dass es den Augen wehtat.
Viele bezeichneten das Medialnet, dieses unendlich weite Netzwerk, das alle Medialen miteinander verband, als Sternenmeer, doch Aden war inzwischen klargeworden, das etwas ganz Fundamentales fehlte. Es mangelte dem Medialnet an dem, was selbst die Augen eines Gardisten zum Nachthimmel zog. »Ich hatte die Wüste erwartet.«
»Man kann uns an keinem dieser Orte abhören.« Vasics kühle graue Augen, die niemals etwas preisgaben, blickten den Abhang hinunter zu den knorrigen Bäumen, die mit dem Dunkel der mondlosen Nacht fast verschmolzen.
Aden wusste, wonach Vasic Ausschau hielt, aber darüber würden sie heute nicht sprechen. Stattdessen fragte er: »Was meinst du? Ist Henry Scott tot?« Der Ratsherr war vom kalten Feuer einer X-Medialen getroffen worden, doch niemand hatte ihn zu Asche verbrennen sehen – und es hatten TK -Mediale in seiner Nähe gestanden, die teleportieren konnten.
Vasics Haare wurden vom Wind aufgewirbelt, er hatte sie in den letzten Monaten wachsen lassen, sie waren nun länger, als es die unausgesprochene Regel den Gardisten vorschrieb. »Keine Bestätigung in die eine oder andere Richtung. Aber er hatte die besten Männer bei sich. Könnte gut sein, dass die ihn rechtzeitig rausgeholt haben.«
Aden war zu demselben Schluss gekommen. »Falls er noch am Leben ist, hat er dazugelernt, oder jemand hilft ihm, seine Anwesenheit im Medialnet zu verbergen.« Schon vor der Schlacht waren Veränderungen bei Henry aufgefallen. Er war immer der unterlegene Partner seiner Ehefrau Shoshanna gewesen, doch dann hatte er unerwartet eigentlich unmögliche militärische Kompetenzen gezeigt.
»Ming.« Vasic starrte immer noch hinaus in die Dunkelheit, und Aden fragte sich, welcher Teil von ihm wohl noch hier auf dem windumtosten Plateau stand.
»Ja.«
»Er könnte Henry beraten und für seine eigenen Zwecke benutzt haben, würde ihn aber nicht mehr schützen, sobald er schwach und ohne strategischen Nutzen ist.«
Adens eigene Gedanken passten so genau zu denen Vasics, dass er keine Zeit darauf verschwendete, dem anderen zuzustimmen. »Die überlebenden Makellosen Medialen sind Henry immer noch fanatisch ergeben.« Silentium hatte alle Gefühle in ihrer Gattung auslöschen sollen, aber es zeigten sich Risse in der Konditionierung, der sie alle in der Kindheit unterzogen worden waren. Die Makellosen Medialen mochten diese Risse anprangern und sich selbst als »makellos« hinstellen, doch die tiefe Hingabe an Henry stellte auch ihre Konditionierung infrage. »Unter ihnen könnte es einen starken Telepathen geben.« Jemand, der fähig war, Henrys Gegenwart im Medialnet zu verschleiern.
»Hast du schon mit der Suche begonnen?«
»Ja.« Aden war nur in die Gardistenausbildung hineingekommen, weil seine Eltern Gardisten gewesen waren. Offiziell war er Feldscher, seine telepathischen Fähigkeiten waren so versteckt, dass man ihm immer falsche – weit niedrigere – Gradzahlen auf der Skala zugeschrieben hatte. Walker Lauren hatte als Erster bemerkt, wie gefährlich Adens geistige Kräfte waren … und hatte das Geheimnis für sich behalten, ihn Dinge gelehrt, die er bis heute nutzte. »Wenn Henry noch am Leben ist, werde ich ihn finden.«
Vasic las die Nachricht, die auf dem computergesteuerten linken Handschuh angekommen war. Im letzten Jahr war diese experimentell geschaffene Verbindung zu einem Teil seines Körpers geworden. »Hast du noch einmal mit Abbot gesprochen?«
»Ja, er bleibt bei uns.« Der TK -Mediale hatte kurz davorgestanden, die Garde zu verlassen und sich den Makellosen Medialen anzuschließen.
»Was hat ihn überzeugt?«
»Die Makellosen Medialen wollen Machtstrukturen beibehalten, die sich als fehlbar erwiesen haben.« Die Gardisten waren nicht dumm, hatten nie einfach nur Befehle befolgt – bis Jax aufgekommen war. Ein längerer
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