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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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Aden blickte zum Horizont, der blassgraue Himmel ging in einem schwarzen Meer unter, bis zum Sonnenaufgang würde es noch eine Stunde dauern.
    »Und wie?«
    »Ich habe nicht nach Henry gesucht«, antwortete Aden sich scheinbar widersprechend. »Ich habe Ausschau nach Ärzten gehalten, die schwere Verbrennungen behandeln können und plötzlich verschwunden sind.«
    Darum war Aden auch der Führer der Garde. »Schick mir die Daten für die Teleportation.«
    Es klopfte leise in seinem Kopf, eine Bitte, jemanden einzulassen. Als Vasic den telepathischen Kanal öffnete, sandte Aden ihm genaue Bilder der sterilen Glaskammer, in der Henrys vom X-Feuer versengter Körper sich befand. Der Arzt, aus dessen Kopf die Bilder stammen, wird keinen Alarm schlagen – er weiß nicht, dass ich in seine Schilde eingedrungen bin.
    »Henry«, sagte Aden nun laut, »hat nie weitblickend gedacht, es war daher vorhersehbar, dass er die Ärzte nicht besser geschützt hat. Doch von Vasquez hätte ich mehr erwartet.«
    Vasic überlegte, was sie über Henrys General wussten, und wog dieses Wissen gegen seine Taten ab. »Vernunft allein treibt ihn nicht an, auch wenn er das vielleicht anders sieht.« Und so jemand machte Fehler. »Was ist mit Ming?«
    Sie wussten, dass Henry bei seinen militärischen Operationen Hilfe gehabt haben musste – der frühere Ratsherr war nicht kreativ genug, um strategische Waffen wie eine Frequenzkanone zu benutzen, um die Gestaltwandler mit ihren empfindlichen Ohren lahmzulegen. Sie konnten unmöglich beweisen, dass Ming auch an der Entwicklung der Idee beteilig war, das Medialnet durch die Tötung von Ankern zu verstümmeln, aber wahrscheinlich war genau das der Fall.
    »Wenn wir zwei frühere Ratsherrn so schnell hintereinander eliminieren, ist das Risiko einer verheerenden Druckwelle im Medialnet zu hoch«, sagte Aden, dem eine salzige Meeresbrise durch das Haar fuhr.
    Nicht jeder Tod eines Ratsmitglieds musste gleich eine solche Wirkung haben, das wusste Vasic. Es kam auf die Umstände an. Marshall Hydes Ermordung hatte nur kleine Wellen geschlagen. Doch im Augenblick war das Volk durch die verheerenden Auswirkungen des Anschlags von Cape Dorset beunruhigt. Ein weiterer Schock konnte eine ganze Reihe empfindlicher Gehirne zerstören. Doch – »Für die meisten ist Henry sowieso schon tot.«
    »Eben. Seine Hinrichtung dürfte relativ wenige Erschütterungen auslösen.«
    »Wann soll ich es tun?«
    Aden sah ihn an, in den dunkelbraunen Augen regte sich etwas, das Vasic in seinen eigenen schon lange nicht mehr gesehen hatte. »Ich bestimme nicht über dich. Wenn wir es tun, tun wir es zusammen.«
    »Das ist unvernünftig. Wir könnten leichter entdeckt werden.«
    »Möglicherweise sollten wir nicht immer so vernünftig sein«, sagte Aden leise. »Judd war auch nicht vernünftig, als er alles aufgab, nur auf die vage Möglichkeit hin, dass seine Familie Schutz bei den Wölfen finden würde, und er führt jetzt ein richtiges Leben.«
    Während sie nur existierten.
    Vasic wusste, dass er niemals ein Leben wie Judd würde führen können, er war zu beschädigt, aber Aden hatte noch eine Chance. »Ich erledige das«, sagte er und teleportierte, bevor der andere ihn aufhalten konnte.
    In seinem Zimmer hüllte sich Vasic in einen schwarzen Umhang und zog die Kapuze so weit ins Gesicht, dass er darunter nicht zu erkennen war. Es gab keinen Grund, Henrys Leuten, allen voran Vasquez, ein erkennbares Ziel zu bieten – je mehr man die Makellosen Medialen verwirrte, desto weniger wirksam konnten sie vorgehen.
    Ein kurzer Augenblick der Konzentration auf die Bilder, die Aden aus dem Kopf des Spezialisten für Brandwunden geholt hatte, und schon stand Vasic neben dem schlafenden Henry, ohne Alarm ausgelöst oder gar die Luft bewegt zu haben. In dem gedämpften Licht verschwamm er mit den Schatten.
    Der Techniker hinter den Glasscheiben hatte den Eindringling nicht bemerkt, da sein Blick auf den Bildschirm vor ihm gerichtet war. Vasic teleportierte hinter ihn und setzte den Mann durch einen schmerzfreien Druck auf einen Nerv außer Gefecht, der ihn für etwa eine Stunde bewusstlos machte. Dann kehrte der Gardist in den Glaskasten zurück, in dem man nur die pfeifenden Atemzüge Henry Scotts vernahm und das leise Pumpen der Geräte, die dessen malträtierten Körper am Leben erhielten.
    X-Feuer war kein normales Feuer, die Schäden waren häufig zu schwer, um vollständig geheilt zu werden. Henry hatte beide Beine und einen

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