Einsame Spur (German Edition)
auf der letzten Offiziersversammlung besprochen.«
»Ich weiß, aber ich könnte schwören …« Hawke schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Wo wollte Riley uns treffen?«
Judd deutete mit dem Kinn auf eine Stelle zwischen den Bäumen, wo Wasser silbern und kobaltblau im Sonnenschein glitzerte. »Auf der Lichtung an der gegenüberliegenden Seite des Sees. Er wollte Abstand vor dem Wahnsinn hier drinnen haben.«
Hawkes Wolf gefiel es nicht, dass er sich in der Witterung getäuscht hatte, doch er schüttelte den Gedanken ab und ging mit seinem Offizier weiter – der als Ergebnis einer unglaublichen Vorstellung während der Schlacht in San Francisco nun einen eigenen Fanclub hatte. Mit allem, was dazugehörte, inklusive »I ♥ Judd«-und »Judd Is My Boyfriend«-Fan-Artikeln.
Normalerweise wären Zivilisten nie in die Nähe des früheren Pfeilgardisten gelangt, aber man hatte die Stadt nicht vollständig vor dem Angriff der Makellosen Medialen evakuieren können. Zumindest sein Name hätte jedoch geheim bleiben sollen. Aber eine ganze Reihe unerschrockener Journalisten hatte Leib und Leben riskiert, um über die Schlacht zu berichten – und einer von ihnen hatte gehört, wie die Kämpfenden Judd gerufen hatten, und es prompt in einem Artikel ausgeplaudert. »Hat Brenna dir die Website gezeigt?«
»Ja«, murrte Judd düster.
Hawkes Wolf lachte leise, als er an den Stapel »I ♥ Judd«-T-Shirts und die Kiste Buttons dachte, die Drew für das kommende Offizierstreffen gekauft hatte. »Ich überlege, ob ich dich nicht als neuen Werbeträger einstellen soll.«
»Ich würde meine Nichte nur ungern so bald zur Witwe machen«, war die kühle Antwort.
»Hab gehört, manche Frauen stellen ihre Telefonnummern auf die Seite.« Neben sexy Filmchen und Fotos.
Judds Augen glühten. »Nicht mehr, seit Brenna sich in die Seite gehackt und die Meldung hinterlassen hat, dass ich überaus glücklich verheiratet mit einer Wölfin bin, die rasiermesserscharfe Zähne und spitze Krallen hat und wahnsinnig eifersüchtig ist.« Der Anflug eines Lächelns, das dennoch sehr zufrieden wirkte. »Dazu hat sie noch ein paar schreckliche Fotos von Leuten hochgeladen, die Opfer wilder Wölfe wurden.«
Hawke grinste stolz – er hatte nichts anderes erwartet. »Das ist genau mein Mädchen.« Er nahm eine andere Witterung wahr und blieb stehen. »Verdammt, das ist Matthias.«
Judd zwinkerte nicht einmal, der perfekte, gefühllose Gardist. »Hast du zu wenig geschlafen?«
»Sehr witzig.« Mit tiefem Knurren sprintete Hawke los. »Jem. Kenji. Cooper –« Und dann war er auch schon auf der Lichtung, umringt von allen Offizieren, vom jüngsten bis zum ältesten, aus jedem einzelnen Abschnitt des riesigen Territoriums der SnowDancer-Wölfe.
Großes Hallo brach aus, man umarmte ihn, schlug ihm auf den Rücken und küsste ihn sogar. »Ich hatte es eigentlich auf den schönen Mund abgesehen«, sagte Jem mit einem schrägen Lächeln und strich über die Wange, die sie gerade geküsst hatte. »Aber ich habe gehört, deine Gefährtin sei sehr eifersüchtig.«
Ihm war überhaupt nicht nach Lachen zumute. »Was zum Teufel macht ihr hier?« Noch nie hatten diese Männer und Frauen so offen seine Befehle missachtet.
»Entspann dich, Boss«, sagte Tomás, respektlos wie immer. »Wir haben allen Grips zusammengenommen, um unter dem Radar durchzutauchen – niemand wird uns heute Abend vermissen. Jeder von uns hat Leute, denen wir vollauf vertrauen, die Stellung zu halten, und wir stehen in ständigem Kontakt mit ihnen.« Er hielt ein Satellitentelefon hoch.
»Noch dazu«, sagte Riaz und hielt auch sein Satellitentelefon hoch, »stehen Judd, Riley, Indigo und ich im Notfall als doppelte Sicherung zur Verfügung.«
Hawke sah Riley an. »Ich nehme an, die Falken sind ebenfalls auf Patrouille?« Seine Offiziere waren viel zu klug, um nicht jede verfügbare Unterstützung zu nutzen.
»Ich habe euch ja gesagt, dass er es rauskriegt.« Alexei setzte sein »Supermodel-Lächeln« auf, wie Tomás es einmal genannt hatte … um gleich darauf von Alexei ein blaues Auge verpasst zu bekommen. »Wir mussten herkommen. Du kannst uns ruhig anbrüllen und rauswerfen, aber wir werden nur die Achseln zucken und wieder auf der Matte stehen.«
Kenji nickte, in den knallviolett gefärbten Haaren glänzten goldene Sternchen. »Wir sind wie Termiten – man wird uns nicht los.«
Hawke war der Leitwolf, sein Wort war Gesetz, aber er wusste auch,
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