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Einsame Spur (German Edition)

Einsame Spur (German Edition)

Titel: Einsame Spur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nalini Singh
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von einem Individuum auf das andere, doch es war mehr als wahrscheinlich, dass sie weiter mutieren und noch gefährlicher werden würde. Kaleb selbst war immun gegen die Infektion, was offensichtlich seiner Verbindung zum Zerrbild des Netkopfzwillings zuzuschreiben war.
    8–91 war der erste Wirt, in dem der Netkopf die neue Variante des Virus gefunden hatte, und damit hatte Kaleb nun ein Messinstrument, einen »Kanarienvogel im Kohlenschacht«. Der altmodische Ausdruck passte genau. Wenn 8–91 weiterhin so reagierte wie bisher, würden sich bei ihm katastrophale Effekte der Fäulnis eher zeigen als bei jedem anderen im Medialnet.
    Falsch, korrigierte sich Kaleb, 8–91 zeigte ja bereits diese Effekte. Im Schlaf war es vor zwei Tagen zu einem Gewaltausbruch gekommen, der Mann hatte sich die Hand gebrochen, als er gegen eine Wand geschlagen hatte. Interessant war nur, dass dieser Ausbruch offensichtlich nicht auf einen Bruch von Silentium zurückzuführen war – obwohl der Mann das nicht wusste. Auslöser war die Veränderung der Krankheit in seinem Kopf gewesen.
    8–91 war schlau genug gewesen, sich eine plausible Geschichte auszudenken, bevor er einem M-Medialen die Hand gezeigt hatte, doch der Netkopf beobachtete den Mann schon eine ganze Weile und war über jeden seiner Schritte informiert. Und da sowohl der Netkopf als auch dessen Zwilling, der Dunkle Kopf, in Verbindung mit Kaleb standen, wusste auch dieser immer über den Zustand von 8–91 Bescheid.
    Weiter beobachten, beschied Kaleb den Netkopf nicht in Worten, sondern durch eine intuitive Verbindung, die er nicht einmal einem anderen Medialen hätte erklären können. Schütze ihn vor Entdeckung. 8–91 musste im Medialnet aktiv sein. Jede Störung würde das Bild verdunkeln, das Fortschreiten der Krankheit nicht mehr deutlich zeigen und es so Kaleb schwerer machen, den Prozess zu verstehen.
    Ein Bewusstseinsstrom des Netkopfes: eine Frage.
    Nein, antwortete Kaleb. Du kannst ihn nicht retten. Er ist schon zu sehr beschädigt. Die Fäulnis saß bereits in den Gehirnzellen, fraß Teile des Frontallappens – die Veränderung war allerdings so schleichend, dass sie dem M-Medialen selbst dann entgangen wäre, wenn er kein Orthopäde, sondern Neurologe gewesen wäre. Wie sich schon bei den Infizierten der Sunshine Station erwiesen hatte, gab es keine Heilung, und die neue Variante war noch viel komplexer als das damalige Virus. Doch selbst wenn eine Heilung möglich gewesen wäre, hätte Kaleb nicht anders entschieden – der Tod von 8–91 war unausweichlich.
    Jemand musste der Kanarienvogel sein.
    Nachdem er die Veränderungen notiert hatte, entließ Kaleb den Mann aus seinen Gedanken und kehrte in seinen Körper zurück, stellte aber vorher noch dem Netkopf und dem Dunklen Kopf eine Frage: Wisst ihr, wo sich diese Person befindet? Er schickte ein Bild und ein geistiges Profil, das er aus Erinnerungen und Informationen aus Akten zusammengestellt hatte, zu denen er sich im Laufe der Jahre Zutritt verschafft hatte.
    ???
    Etwas anderes als dieses Zeichen von Verwunderung hatte er noch nie von den beiden Wesenheiten erhalten, seit er zum ersten Mal nach der Person gefragt hatte, die er aus ganz persönlichen Gründen suchte. Als befände sie sich überhaupt nicht mehr im Medialnet. Doch Kaleb wusste es besser. Und nichts, nicht einmal das unerklärliche Versagen von Netkopf und Dunklem Kopf, würde bewirken, dass er sein Ziel aus den Augen verlor und die Suche aufgab.

4
    Hawke schnappte sich Siennas Hand, als sie einander im Flur begegneten, und zog sie in eine Ecke, wo die neugierigen Gefährten sie nicht sehen konnten. »Wohin so eilig?« Der Wolf in ihm freute sich, sie zu sehen, und tollte wie ein Junges in ihrem Herbstduft herum. Der Geruch erinnerte ihn daran, wie er sie heute Morgen geweckt und ihren Duft auf höchst intime Weise eingesogen hatte.
    »Ich treffe mich mit ein paar Leoparden zum Mittagessen«, antwortete Sienna leise und liebevoll, während sie ihm über die Brust streichelte.
    »Mit Kit?« Er knurrte.
    »Ja.« Die Falten auf ihrer Stirn waren ebenso gerade wie ihr Mund. »Wir sind Freunde.«
    Der Junge hatte sie geküsst, hatte es gewagt, sie anzufassen und ihr seine Witterung aufzudrücken. »Nein.« Der Befehl eines Wolfes, der an Gehorsam gewöhnt war.
    Doch Sienna Lauren Snow hatte sich ihm noch nie gebeugt. Sie entzog ihm ihre Hand, stellte sich auf die Zehenspitzen und fuhr ihm mit beiden Händen durchs Haar. »Doch.«
    Sie hielt

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