Einsame Spur (German Edition)
ein Kompromiss. Ein neues Wort in unserem Wortschatz.«
30
»Teufelsbraten.« Trotz des Ärgers lachten Mann und Wolf und freuten sich an der Frau, die ihnen gehörte. »Ich werde mit Riley darüber sprechen«, sagte er und legte einen Finger auf ihre vollen Lippen. »Regeln.«
Sienna biss leicht zu und zog ihn an den Haaren. »Ich mag diese dumme Regel nicht.«
»Geschieht dir nur recht.«
»Riley ist immer so fair«, murrte Sienna. »Wenn er zu deinen Gunsten entscheidet, kann ich nichts mehr dagegen sagen.«
»Umgekehrt ist es genauso.« Es war ein wichtiger Teil ihrer Beziehung, dass Hawke seinen Status als Leitwolf nicht nutzte, um seinen Willen durchzusetzen. Doch ihr Rang im Rudel erlaubte nicht, dass sie einfach tun und lassen konnte, was sie wollte. Und ein solcher Mangel an Disziplin wäre auch nicht gut für sie gewesen – wie sie selbst schon festgestellt hatte.
»Wie die Wölfe brauche auch ich die feste Struktur, die eine Hierarchie bietet«, hatte sie erklärt. »Das passt zu dem militärischen Denken, das mir beigebracht wurde, und hilft mir, das X-Feuer in mir zu beherrschen.«
So hatten sie beschlossen, dass Riley Sienna als Rekrutin Befehle gab und absegnete oder sein Veto einlegte, wo normalerweise Hawke entschied. Praktisch war also Riley Siennas Leitwolf.
Bislang hatte es funktioniert.
»Hast du Hunger?«, fragte er, als sie ihn weiter mit den Zärtlichkeiten verwöhnte, ohne die er sich sein Leben nicht mehr vorstellen konnte.
»Ja, aber ich will noch nicht reingehen.« Sie fragte, wie sein Tag gewesen sei, und er erzählte es ihr, spitzte die Ohren, als sie ihrerseits berichtete.
»Evie möchte, dass wir mit ihnen ausgehen.« Ihr Grinsen war beinahe wölfisch.
»Und was sagt Tai dazu?« Vor ihrem Bund hatte ihm der Altersunterschied zu Sienna Sorgen gemacht, doch inzwischen fühlte er sich nicht mehr schuldig, weil er sie für sich beanspruchte – nicht mehr, seit sie sich fast auf dem Schlachtfeld umgebracht hätte. Die Erinnerung daran machte ihn jedes Mal fast wahnsinnig, und gleichzeitig war er sich sicher, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Denn wer außer ihm hätte es wohl mit der klugen und sturen Unruhestifterin aufnehmen können.
Jetzt lachte sie in unverhohlener Freude. »Tai ist jedes Mal wie vor den Kopf geschlagen, wenn sie davon anfängt.«
Die Reaktion des jungen Soldaten überraschte Hawke nicht, doch er begriff auch, dass die süße Evie, die weit mehr sah, als alle wussten, und Sienna wie eine Schwester liebte, dem jungen Mann mit diesem Scherz eine Nachricht zukommen ließ.
Die Leute in Rileys Haus hatten alle eine hohe Stellung im jeweiligen Rudel, ganz anders als in Siennas Freundeskreis. Sie würde sich nicht unwohl fühlen – seine Gefährtin schreckte nichts –, doch es war sicher nicht eine ebenso entspannte Angelegenheit für sie wie für ihn. »Zusammen ausgehen ist nicht.«
»Dabei habe ich mich so darauf gefreut.«
Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern; spitze Fingernägel fuhren in seinen Hals. »Vorsicht«, sagte sie. »Ich kann auch beißen.«
»Dafür kann ich jedem die Beweise zeigen.« Er küsste sie auf die Wange und hob den Kopf. »Ich bin nun mal ihr Leitwolf, Baby.« Da gab es keine Grauzonen.
»Das weiß ich.« Liebevoll, ohne jede Anspannung. »Ich hab nur Spaß gemacht.«
Er dachte über Evies stille Nachricht nach. Sienna musste noch viel lernen, um sich an das Leben als Gefährtin eines Leitwolfs zu gewöhnen. »Es spricht aber nichts dagegen, dass sie heute zu uns stoßen«, sagte er. Sie waren ihre Freunde, ihre Unterstützung im Rudel, die sie umso mehr brauchen würde, je mehr Verantwortung sie übernahm.
Hawke musste der Leitwolf bleiben, doch mit Indigo, Adria und auch Sienna würde sich Evie dennoch wohlfühlen. Und Tai war Judds Schützling und trainierte sogar manchmal mit Dorian. Ihm würde es gut in ihrer Gesellschaft gehen.
Sienna sah ihn mit vollkommen schwarzen Augen an. »Manchmal machst du Dinge, bei denen ich mich Hals über Kopf gleich noch einmal in dich verliebe.«
Der Wolf in ihm strahlte. »Ach ja? Dann zeig es mir.«
Riaz amüsierte sich besser, als er es für möglich gehalten hatte. Schließlich landete er, ein Bier in der Hand, mit allen anderen auf der Terrasse und nahm sich noch eine von den kleinen Teigtaschen, die Bastien herausgebracht hatte.
Gerade hatte er überlegt, dass Mercys Bruder, der im wirklichen Leben ein wahres Genie in Finanzdingen war, es auch als
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