Einsame Spur (German Edition)
selten gewesen war, streichelte er sie, bis sie schnurrte. Wie stets freute er sich darüber. »Ich hab dich zum Schnurren gebracht.
Sie gähnte. »Das war nur gespielt.«
Seine Mundwinkel hoben sich, und er küsste sie. Es war ein vertrautes Geplänkel, ein Spiel zwischen ihnen, das ihnen leichtfiel, weil sie so vollkommen vernarrt ineinander waren. Den Begriff »vernarrt« hatte ein entrüsteter Sage aufgebracht, aber Riley machte es nichts aus, in Mercy vernarrt zu sein. »Spiel es mir noch mehr vor«, sagte er.
Doch als sie den Kopf lächelnd nach hinten warf, erstarrte er, denn die plötzliche Weichheit in ihren Zügen traf ihn völlig unvorbereitet. Mercy war keine verletzliche Frau – und doch kam der Wolf in ihm hervor und wollte sie beschützen und für sie sorgen. Das Bedürfnis war so stark, dass er unwillkürlich die Hand in ihrem Haar zur Faust ballte und die andere auf ihrem Bauch zu Krallen bog.
»Stimmt etwas nicht?« Mercy richtete sich auf und strich mit den Händen über Haar, Nacken und Brust des Wolfs.
Liebkoste ihn. Als wollte sie ihn trösten.
»Sag was, du harter Mann.« Unverhüllte Besorgnis, ihre Augen glühten im Dunkeln.
Riley wehrte sich gegen den primitiven Instinkt, doch dieser kehrte so heftig wieder zurück, dass er keine Chance hatte. Schockiert überließ er dem Wolf die Führung, doch der leitete keine Verwandlung ein, sondern zog sich wieder zurück … und hinterließ ein leuchtendes Wissen, ein Juwel mit so vielen Facetten, dass Riley beinahe geblendet war.
»Oh«, flüsterte er und senkte den Kopf. »Das habe ich nicht gleich verstanden.« Eine Entschuldigung für den Wolf. »Es ist schließlich das erste Mal für mich.«
Mercy zog an seinem Haar. Heftig. »Du machst mir Angst.«
Er sah auf, erfüllt von dem Wunder. »Rate mal, was passiert ist.«
Mercy sah dorthin, wo er seine Finger jetzt wie einen Fächer ausgebreitet hatte. Sie erstarrte und riss die Augen auf. »Sind wir – hast du – wie –?«
»Ja«, antwortete er. »Wir sind und das weiß ich, weil ein Gestaltwandler es immer als Erster weiß, wenn es seine Gefährtin betrifft.« Er kannte die Vermutungen der Heiler, dass es mit einer Veränderung in der Witterung der Frau zu tun hatte, die so geringfügig war, dass niemand anders es bemerkte, doch Rileys Wolf hatte es sofort gerochen.
In Mercys Augen standen Überraschung und pure Freude. »Riley!«
Er spürte, wie sein Lächeln noch intensiver wurde. »Das sollten wir mit ein paar brandneuen Briefmarken feiern.«
Das Lachen seiner Raubkatze war warm und klang nach Heimat. »Deine Marken haben uns doch in diese Lage gebracht.« Sie küsste ihn, als er sich vorbeugte, und legte ihm die Arme um den Hals. »Ich bin so glücklich«, flüsterte sie verschwörerisch.
Er drückte sie fest an sich. »Darf ich es den anderen erzählen?«
Nachdem Drew Indigo in der Nähe der Hütte in den Wald gezogen hatte, beschlossen Tai und Evie, noch am Wasserfall zu bleiben, sodass Riaz und Adria den Rest des Weges allein waren. Beide schwiegen, und die Stille war nicht gerade gemütlich, aber auch nicht so voller Abwehr wie vor einiger Zeit.
Die kühle Nachtluft küsste sanft ihre Haut, als sie die Weiße Zone durchquerten und nur wenig später die Höhle erreichten. Riaz trennte sich nicht am Eingang von Adria, sondern begleitete sie zu ihrem Zimmer. An der Tür wartete er, bis sie aufgeschlossen hatte, machte aber keinerlei Anstalten einzutreten. Sie lud ihn auch nicht ein, hereinzukommen, in ihren Augen stand das Wissen, dass sich etwas zwischen ihnen verändert hatte, dass sie seit dem Nachmittag Bande geknüpft hatten, die tiefer waren, als sie sein sollten. »Gute Nacht.«
»Gute Nacht.« Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog es ihn wieder hinaus aus der Höhle in die nächtliche Stille. An einer abgelegenen Stelle zog er sich aus, deponierte seine Kleider in einer Vertiefung zwischen zwei zusammengewachsenen Kiefern und verwandelte sich.
Schmerz und Ekstase, Lust und Leid.
Der schwarze Wolf in ihm nahm in einem Funkenregen Gestalt an, witterte tausend einzigartige Gerüche. Er schüttelte sich und rannte los, verunsichert durch die verwirrenden Empfindungen. Der Wolf hatte immer klar empfunden, hatte sich geärgert oder auch amüsiert über die Art, wie der Mann die Dinge verkomplizierte.
Jetzt war es anders. Jetzt bat der Wolf den Mann um Klarheit … sie jagten mit dem Wind im Fell des schwarzen Wolfs, für den der Wald vertrautes Gelände
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