Einsame Spur (German Edition)
zurückgekehrt, weil er sein Rudel kannte. Doch nach allem, was geschehen war, nachdem er die schmerzhafte Entscheidung getroffen hatte, Lisette zu vergessen und die eigenartige, sinnliche Freundschaft mit Adria fortzusetzen, stellte der Wolf die Nackenhaare auf und wollte in Ruhe gelassen werden. »Danke, aber ich hab noch eine Menge zu tun.« Das war nicht gelogen – als Offizier vertrat er die internationalen Geschäftsinteressen des Rudels, Pierce und weitere Gefährten unterstanden seinem Befehl.
Riley lehnte sich mit verschränkten Armen an den Türpfosten. »Wenn du dich abschotten willst, hättest du nicht nach Hause kommen dürfen.«
»Dräng mich nicht.« Riaz spürte die Krallen unter der Haut.
»Das machen Freunde nun mal. In zehn Minuten laufen wir los.«
Da Riaz wusste, er würde nur vor sich hin brüten, wenn er zurückblieb, schloss er sich Riley, Drew und Indigo an. »Auf wen warten wir noch?«, fragte er, als sie vor der Höhle standen. Am dunklen Abendhimmel war noch kein Stern zu sehen.
Riley drehte den Kopf. »Da kommen sie schon.«
Riaz musste nicht hinschauen, um zu wissen, dass Adria dabei war. Dennoch wandte er den Kopf; der Leitwolf ging neben ihr her und lachte über etwas, das sie gesagt hatte. Die feuchten Haare hatte sie zu einem losen Zopf zusammengebunden.
Als sie ihn sah, verschwand das Lachen aus ihrem Gesicht, doch auf den Lippen blieb ein Lächeln zurück.
Mann und Wolf wurden ruhiger.
Dann ging es langsam los, sie sprachen miteinander, während sie durch den Wald liefen. Adria und Indigo folgten Riley und Hawke, Drew blieb an Riaz’ Seite. Vor ein paar Monaten wäre das kaum möglich gewesen, doch inzwischen hatten sie Frieden geschlossen, Drew ruhte so in seinem Bund mit Indigo, dass ihn nichts mehr erschüttern konnte.
Heiseres Frauenlachen.
Beeindruckt von einer Frau, die ihm allmählich so viel bedeutete, dass es die Grundfesten seiner Welt erschütterte, überlegte er, was Adria und Indigo wohl so erheiterte, kam aber zu dem Schluss, dass es wahrscheinlich etwas war, das ein Mann gar nicht wissen wollte.
»Sienna ist nicht dabei«, wandte er sich an Drew. »Sehr ungewöhnlich.« In der Regel wollten Männer mit ihren Gefährtinnen immer zusammen sein, wenn die Verbindung noch frisch war – und Hawke war noch dazu ein Leitwolf, bei dem die Instinkte noch stärker entwickelt waren. Außerdem hatte Sienna vor Kurzem noch in großer Gefahr geschwebt. Was auf die eine oder andere Weise immer noch der Fall war.
»Sie trainiert mit Judd.« Drew musste Indigo etwas durch das Paarungsband geschickt haben, denn sie sah ihn mit einem vernichtenden Blick an, bevor sie sich wieder Adria zuwandte. Mit einem Grinsen fuhr Drew fort: »Sie kommen nachher zusammen runter.«
In Hawke musste heftige Besitzgier toben. Dass er Judd dennoch seine Gefährtin anvertraute, lag sicher nicht nur daran, dass Judd ein Offizier war. »Sie ist so jung.« Manchmal fürchtete Riaz, dass Sienna Lauren das Gewicht nicht tragen konnte, das auf ihren Schultern lastete.
»Du hast ja gesehen, was sie getan hat«, antwortete Drew sehr ernst. »Eine solche Macht lässt einen frühzeitig altern.«
»Stimmt.« Man sah es Sienna nicht an, aber Riaz wusste, dass sie einen Preis zahlen musste für das kalte Feuer, das so viele Wölfe gerettet hatte. »Ist aber egal – ein Teil von mir will sie trotzdem beschützen.« Er respektierte sie, doch seine Instinkte schliefen nicht.
»Geht mir auch so«, gab Drew zu. »Ich glaub aber nicht, dass ihr das Kopfzerbrechen bereitet – das Mädel ist stark genug, um es mit einem Leitwolf aufzunehmen.«
Und die Frau vor ihm war mehr als stark genug, um es mit allem aufzunehmen, was er auffuhr, der stählerne Kern in ihrer zarten Witterung faszinierte den Wolf.
»Ihr lauft wie alte Weiber«, sagte Hawke, der sich zu ihnen hatte zurückfallen lassen.
Drew pfiff durch die Zähne. »Hört sich nach einer Herausforderung an.«
»Wer denkt denn so was.« Auf einen Blick von Drew hin rammte Riaz Hawke und warf ihn zu Boden.
»Was zum –?«
Drew hatte dem Leitwolf schon die Stiefel ausgezogen, zog jetzt die Schnürsenkel aus den Ösen und warf jeden Schuh in eine andere Richtung, noch ehe Hawke wieder aufgestanden und an Riaz vorbei war. »Das sind meine Lieblingsstiefel!«
Drew rieb sich die Hände. »Dann such sie lieber. Wir laufen schon mal vor.«
Hawke fletschte die Zähne – und das Rennen war eröffnet. Die Frauen und Riley machten auch mit. Riaz’ Wolf
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