Einsame Spur (German Edition)
sie in die Nähe der rothaarigen Offizierin kamen. Schon eigenartig, wie das lief – einen Abend zuvor hatten sie noch keine Ahnung gehabt, aber seit Riley Bescheid wusste, war Mercys Leopardin wohl der Ansicht, dass auch alle anderen davon erfahren konnten.
Die offene Begeisterung beider Alphatiere, dass die Allianz von Leoparden und Wölfen auf diese Weise besiegelt wurde, hatte ihnen ein Knurren eingetragen, obwohl natürlich alle viel zu närrisch vor Glück waren, um wirklich böse zu werden. Doch gerade jetzt beschäftigte Hawke etwas anderes als diese Neuigkeit, die seinen Wolf so gefreut hatte, dass er sich tatsächlich mit dem Alphatier der Leoparden in seltener Harmonie befunden hatte.
»He«, sagte er und stellte auf Hoverantrieb um, um keine der zarten Pflanzen im Wald zu beschädigen. »Grämst du dich um deine Countrymusik?« Sienna hatte den kleinen Mediaplayer vergessen, den sie normalerweise in die Stereoanlage des Wagens einstöpselte. »Das Zeug ist eine grausame Strafe.«
»Du mochtest doch den langsamen Song, zu dem wir gestern getanzt haben.«
»Ich habe ihn toleriert.« In Wahrheit hatte er während ihres Tanzes nur ihren flüsternden Atem, ihren Herzschlag und ihre leise Stimme vernommen. »Spuck’s aus, Baby.« Das hörte sich an wie ein Befehl, und zum Teufel, das war es auch.
Ein Blick aus sehr schmalen Augen. »Ich sollte mich schon aus Prinzip weigern.«
»Und wenn ich dich darum bitte?«
Sienna lachte leise, sie kannte und akzeptierte ihn so, wie er war. Nie ließ sie ihm irgendetwas durchgehen, aber sie gab ihm auch nie einen Tritt in den Hintern, wenn er als Leitwolf agierte. »Ich habe an Kinder gedacht«, sagte sie, nun wieder ernst. »Wir haben nie darüber gesprochen.«
Damit hatte er überhaupt nicht gerechnet. »Du willst Kinder?«
Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Sienna sich auf die Unterlippe biss. »Bislang habe ich es nie in Erwägung gezogen. Weil …«
»Ich weiß.« Er umklammerte das Lenkrad mit festem Griff bei dem Gedanken, dass sie der festen Meinung gewesen war, sie würde sterben, noch bevor sie richtig gelebt hatte.
»Ich habe immer noch Angst.« Ein leises Bekenntnis.
Sein Wolf spürte ihre Not; er hielt den Wagen auf einer Lichtung an und drehte sich zu ihr, legte den Arm auf die Lehne des Beifahrersitzes. Doch das war weder für den Wolf noch für den Mann genug. Deshalb schob er seinen Sitz zurück und zog sie auf seinen Schoß. Sie leistete nicht den kleinsten Widerstand, was ein weiteres Zeichen dafür war, wie sehr sie das alles mitnahm.
»Wir haben jede Menge Zeit«, sagte er. »Kein Grund zur Eile.«
Sie richtete sich auf, um ihn anzusehen. »Das ist es nicht.«
»Was denn?«
»Das X-Gen ist eine Mutation, die nur sehr selten auftritt«, sagte sie leise, doch mit Nachdruck, »aber es ist äußerst wahrscheinlich, dass ich es an meine Kinder weitergebe, und das will ich nicht, nie im Leben.«
»Hehe.« Er nahm ihren Kopf in beide Hände und rieb die Nase zärtlich an ihrer. »Gestaltwandler mögen es zwar nicht, wie Mediale dauernd an der DNA ihrer Nachkommen herumpfuschen, doch selbst wir machen eine Ausnahme bei Krankheiten, die das Wohlergehen eines Kindes erheblich einschränken.« Bevor sie etwas erwidern konnte, sprach er mit fester Stimme weiter. »Meiner Meinung nach handelt es sich bei dem X-Gen nicht um eine Krankheit, sondern um eine Gabe.« Sie hatte damit das Rudel gerettet, das Leben vieler Gefährten. »Aber –«
»Walkers Helix«, unterbrach ihn Sienna mit geröteten Wangen. »Sie stabilisiert mich, aber niemand kann vorhersehen, was passiert, wenn ein X-Gen aktiv wird.« Tränen glitzerten in den nachtschwarzen Augen. »Unser Kind könnte in Flammen aufgehen, ohne dass wir etwas dagegen tun können.«
Er legte die Hand auf ihren Nacken und übte sanften Druck aus. »Deshalb wollte ich ja gerade sagen, dass ich dich unterstützen werde, wenn du einen Genspezialisten aufsuchen willst, bevor wir ein Kind zeugen, obwohl ich deine Fähigkeiten für eine Gabe halte.«
»Wirklich?« Schlanke Finger umfassten sein Kinn.
»Aber ja«, sagte er und steckte seiner Medialen eine lose Strähne hinters Ohr. Ihre Liebe war so leidenschaftlich und wild wie das Blutrot und Gold des X-Feuers. »Aber bei der Haarfarbe gehe ich keine Kompromisse ein.« Er rieb die rubinroten Strähnen zwischen den Fingern.
Sie lächelte nicht, Furcht schimmerte in ihren Augen. »Zum Zweiten«, flüsterte sie, »weiß ich nicht, wie eine
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