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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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erledigen habe, bevor ich mich mit Rickard treffe.«
    »Okay«, sagte Gunilla. »Ich glaube, ich bleibe noch eine Weile hier sitzen und warte, bis der Regen aufhört. Wir können ja im Kontakt bleiben und versuchen, ein Treffen zu organisieren. Wäre schon cool, deine Fotos zu sehen.«
    »Wir telefonieren«, sagte Anna und verließ die Konditorei.
    Gunilla schaute auf die Uhr. Sie hatten nicht einmal eine Viertelstunde beisammen gesessen.
    Aber es kam zu keinem Treffen. Den ganzen Herbst über nicht. Gunilla und Tomas diskutierten die Sache einige Male, aber jedes Mal kam etwas anderes dazwischen. Ihnen war wohl klar, dass die Initiative von ihnen ausgehen musste. Wenn nicht Tomas und Gunilla zu einem Treffen einluden, dann würde es keiner tun.
    Aber vier Touren nach Norrland kamen zustande. Im ganzen Herbst. Dreimal fuhr Tomas den Bus, einmal Germund. Gunilla fuhr das letzte Mal, als Tomas hinter dem Steuer saß, mit. Sie übernachteten in einem einfachen Hotel in Luleå. Insgesamt, alle Fahrten eingeschlossen, hatten sie achtundsiebzig Fahrgäste. Der Preis betrug ungefähr sechzig Prozent von dem, was es kostete, mit Studentenrabatt den Zug zu nehmen. Alle, die mitfuhren, waren zufrieden, aber der Bus hatte eine Kapazität für fünfzig Passagiere, und der Gewinn war bescheiden. Tomas erklärte, dass sie mindestens dreißig Fahrgäste pro Fahrt bräuchten, damit es sich lohnte. Am besten fuhren sie auch jedes Wochenende, damit die Leute wussten, dass sie einfach zusteigen konnten, wenn der Freitagnachmittag gekommen war. Und dass sie spät am Sonntagabend in Uppsala zurück sein würden.
    Aber es war natürlich erst einmal eine Teststrecke. Zum Frühling hin wollten sie mehr Reklame machen und einen neuen Versuch starten. Vielleicht sollte auch ein dritter Fahrer dazukommen. Germund war nicht besonders interessiert daran, jede zweite Woche die E4 hoch und wieder runter zu fahren, und Tomas behauptete, er hätte da ein paar Namen in der Hinterhand.
    Mit Germund und Maria war es sowieso schwierig.
    Anfangs, nachdem sie Ende August wieder nach Uppsala zurückgekommen waren, und bei dem Gedanken daran, was passiert war, war es ihnen am natürlichsten erschienen, die beiden in Ruhe zu lassen – aber mit der Zeit, im November und Dezember, war zumindest Gunilla der Meinung, dass es schon merkwürdig war, dass man sich so lange nicht getroffen hatte. Schließlich war Maria trotz allem Tomas’ Schwester, und sie hatten sich wohl vorgestellt, dass die Ereignisse von Timisoara irgendwann verblassen würden. Zumindest hatte sie es sich so vorgestellt.
    Denn so hatte die stillschweigende Übereinkunft doch ausgesehen? Man wollte nicht daran rühren, und es sollte verblassen.
    Das tat es ja vielleicht auch, das Problem war nur, dass sie es nicht genau wusste. Sie hatte versucht, Maria anzurufen, um mit ihr zu sprechen, sowohl im September als auch im Oktober, aber nie eine Antwort erhalten. Sie war sich nicht einmal sicher, ob Maria wieder angefangen hatte zu sprechen oder ob sie immer noch stumm war. Wenn man nicht redete, dann ging man natürlich auch nicht ans Telefon.
    Und sie hatte sie den gesamten Herbst über nicht ein einziges Mal gesehen, und wenn sie auf Germund traf und ihn fragte, erklärte der nur, dass es Maria gut ging.
    Sie hatte auch Briefe geschrieben, wie sie es schon auf der Heimfahrt im Bus gemacht hatte, aber auch darauf keine Antwort erhalten.
    »Ist es überhaupt sicher, dass sie noch in der Stadt ist?«, fragte sie Anfang Dezember einmal Tomas, und der nickte. Sagte, dass er es im Griff habe.
    Doch das sagte er immer. Dass er alles im Griff habe. Gunilla verstand nicht so recht, was das bedeutete, aber es war offensichtlich, dass Tomas nicht darüber reden wollte. Vielleicht traf er Maria, ohne dass er Gunilla davon erzählte. Das konnte sie nicht ausschließen – und auch nicht die Frage, ob das vielleicht mit seinen Schuldgefühlen zusammenhing, dass er nicht mit ihr über seine Schwester sprechen wollte. Aber das war nicht ihr Problem, ihr genügten die eigenen Schuldgefühle, daran hatte sie schwer genug zu tragen.
    Denn es herrschte ja kein Zweifel. Maria hatte sich an diesem schrecklichen Abend in Timisoara für sie geopfert, und Gunilla wusste, hätte Maria es nicht getan, dann wäre sie selbst daran zerbrochen. Wenn sie diejenige gewesen wäre, die diese Stunde mit den Soldaten hätte verbringen müssen, wäre sie für alle Zeit in Ulleråker gelandet. Sie hatte es Maria zu verdanken, dass

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