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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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Familie um die Finanzen kümmere. Das ist wohl das Einfachste.«
    Gunilla stützte ihr Kinn auf die Handknöchel und betrachtete ihn. Er erwiderte ihren Blick mit geröteten Augen. Schien nicht der Meinung zu sein, dass an dem einen oder anderen, was er gesagt und getan hatte, etwas Merkwürdiges
sei.
    Weder daran, dass er sturzbetrunken um halb vier Uhr morgens nach Hause gekommen war. Noch daran, dass er den Bus verkauft hatte und plante, die anderen um zehntausend Kronen zu bescheißen.
    »Wir verteilen das Geld noch rechtzeitig vor Weihnachten«, sagte er. »In zwei Wochen oder so. Die werden sich nur freuen. Und dann melde ich nach Neujahr Konkurs an.«
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Gunilla.
    »Gibt es irgendjemanden außer mir, der auch nur einen Finger dafür gerührt hat, dass der Laden läuft?«, fragte Tomas.
    »Da magst du ja Recht haben, aber …«
    »Das nächste Mal werde ich etwas sorgfältiger sein, wenn ich mir meine Geschäftspartner aussuche«, sagte Tomas.
    »Das nächste Mal?«, wunderte Gunilla sich.
    »Ja, das nächste Mal«, sagte Tomas. »Das meine ich so. Aber jetzt muss ich mich hinlegen und noch eine Runde schlafen. Das war dieser blöde Calvados … der war von 1946, habe ich das schon gesagt? Gleich nach dem Krieg.«
    »Wir haben aber versprochen, bei Ulrika und Dennis heute Nachmittag Torte zu essen«, sagte Gunilla. »Es ist Torstens zweiter Geburtstag.«
    »Geh du«, sagte Tomas. »Es tut mir leid, aber ich schaffe es nicht. Du kannst doch sagen, dass ich erkältet bin und sie nicht anstecken will.«
    Er stand auf und schlurfte wieder ins Schlafzimmer. Gunilla blieb noch eine Weile sitzen und schaute auf die Geldscheinstapel. Dann legte sie sie in die zweite Schublade von unten im Küchenschrank und rief Ulrika an.

56
    A ls Eva Backman von ihrem Termin mit Asunander zurückkam, lag die Abschrift der Befragung von Kristin Pedersen auf ihrem Schreibtisch.
    In einem braunen Briefumschlag mit Grüßen von Sorgsen, der außerdem mitteilte, dass er es nicht geschafft habe, sie selbst zu lesen.
    Eva Backman holte die Papiere aus dem Umschlag, stellte fest, dass es sich um dreizehn Seiten handelte, und beschloss, sie mit nach Hause zu nehmen und im Laufe des Abends zu lesen. Jetzt war es Viertel nach vier, und sie hatte versprochen, den Söhnen Lasagne zu machen.
    Und es wäre nicht schlecht, wenn das Essen um sechs auf dem Tisch stand, da zwei von ihnen um acht Uhr ein Spiel hatten.
    Sie schob also die Dame Pedersen in die Aktentasche, räumte in zwanzig Sekunden ihren Schreibtisch auf und verließ das Polizeigebäude.
    Es dauerte bis halb neun, dann war es endlich so weit. Vielleicht hatte sie auch absichtlich ein wenig getrödelt. Eine verborgene Einsicht, dass eigentlich nichts mehr besonders wichtig war, war in ihr gewachsen. Asunander hatte bei dem nachmittäglichen Gespräch den Staatsanwalt Månsson dabei gehabt, und keiner von beiden war besonders beeindruckt von dem Einsatz ihrer beiden Ermittler gewesen.
    Gab es überhaupt irgendeinen winzigen Wink, der besagte, dass Germund Grooth ums Leben gebracht worden war?, hatte der Staatsanwalt wissen wollen. Ja, meiner persönlichen Einschätzung nach gibt es so in etwa genau das, hatte Asunander erklärt. Einen winzigen Wink. Den hatte es bereits vor einer Woche gegeben, und soweit er verstand, war er in der Zwischenzeit nicht größer geworden. Oder?
    Backman hatte bestätigt, dass die Lage ungefähr so aussah, leider, sie aber weiterarbeiteten, so gut es ging.
    Und dieser kleine Wink, hatte Månsson wissen wollen, woraus bestand er, genauer betrachtet?
    Backman hatte nachgedacht und erklärt, dass er genauer betrachtet aus zwei Zutaten bestand. Zwei Winke sollte man also sagen. Zum einen hatte Grooth einen anonymen und nicht zurückverfolgbaren Telefonanruf erhalten an dem Tag, an dem er gestorben war. Zum anderen war es mehr oder weniger unbegreiflich, wie er von seiner Wohnung in Lund zu der dreihundert Kilometer entfernten, abseits gelegenen Gänseschlucht gelangt war. Zumindest, wenn man voraussetzte, dass er es aus eigenem Antrieb heraus gemacht hatte.
    Ist das alles?, hatte der Staatsanwalt gefragt und sie angestarrt.
    Ja, hatte sie wiederholt und gedacht, dass sie ihm am liebsten an den Haaren gezogen hätte – es gab Anzeichen dafür, dass er eine Perücke trug, aber im Polizeigebäude gab es dazu geteilte Meinungen. Das war der ganze Komplex, war es nicht das, was Sie wissen wollten?
    Nein, warten Sie. Ihr war noch etwas

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