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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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Job anfange, werde ich ja wohl auch ein Gehalt kriegen. Aber der Januar wird ziemlich knapp, das ist überhaupt ein beschissener Monat, das mögen die Götter wissen.
    Gestern habe ich Gunilla in der Stadt gesehen, auf dem St. Eriks Marktplatz zwischen den Obsthändlern, und ich bin ziemlich sicher, dass sie so getan hat, als hätte sie mich nicht gesehen. Sie hat auf so eine durchschaubare Art und Weise weggeguckt, wie man es nur tut, wenn man jemanden entdeckt hat, den man nicht grüßen will.
    Ich frage mich, was das zu bedeuten hat und ob ich es ansprechen sollte. Sie direkt damit konfrontieren, ich mag es nicht, wenn ich so behandelt werde. Von niemandem und schon gar nicht von ihr.
    Die Träume kommen jetzt immer seltener, und jedes Mal bin ich vollkommen unvorbereitet darauf. Aber mindestens einmal im Monat bin ich wieder in diesem Raum. Es ist jedes Mal gleich lebendig und gleich schmerzhaft. Ich kann verstehen, wie es Bernard Grimaux in New York ging, das kann ich wirklich.

58
    H aben wir etwas übersehen?«, fragte Eva Backman.
    Es war Freitag. Es regnete. Sie aßen im Kungsgrillen zu Mittag, sie hatte sich für Heringsfilets mit frischen Preiselbeeren entschieden, Barbarotti aß Dillfleisch mit Kartoffeln.
    »Übersehen? Ich weiß nicht. Mir fällt nichts ein.«
    Sie dachte darüber nach. »So können wir nicht mehr lange weitermachen«, sagte sie. »Es gibt keinen Grund, weiter Energie in den Fall zu stecken, Asunander und Månsson waren da recht deutlich, oder?«
    »Entschuldige«, sagte Barbarotti. »Was soll das sein, was wir übersehen haben? Ich glaube, wir haben jeden Faden gezogen, den es nur gibt.«
    »Das denke ich auch«, sagte Backman.
    Barbarotti trank einen Schluck Sprudelwasser und lehnte sich zurück. »Jetzt hör mal«, sagte er. »Wenn es tatsächlich so sein sollte, dass Grooth ermordet wurde, dann werden wir trotz allem keinen wirklichen Beweis dafür finden. Wir werden vermutlich niemals herausfinden, wer es war, und wenn wir doch so weit kommen … wenn wir über eine Lösung stolpern, dann werden wir ihn nicht an die Wand nageln können. Oder sie.«
    »Wie schön, dass du so optimistisch bist«, sagte Eva Backman. »Genau das meinte Månsson ja, die fehlenden hieb- und stichfesten Beweise. Aber es wäre doch schön, zu wissen, wie es tatsächlich abgelaufen ist, findest du nicht? Jedenfalls das? Ich finde es so einfach ärgerlich.«
    Gunnar Barbarotti kaute eine Weile sein Dillfleisch, sagte aber nichts.
    »Was ist los mit dir?«, fuhr Backman fort. »Hast du deine Neugier verloren? Ich wollte dich eigentlich auffordern, jetzt endlich diesen Fall zu lösen, weil er mir langsam auf die Nerven geht. Bist du einverstanden?«
    Barbarotti schluckte und dachte nach.
    »Ich stehe auf deiner Seite«, erklärte er. »Es ist klar, dass ich mich auch frage, was eigentlich passiert ist. Mit beiden.«
    »Hört, hört«, sagte Eva Backman.
    »Ich weiß nur nicht, wie wir weiter vorgehen sollen. Wir haben ja zwei Mal mit allen Beteiligten gesprochen. Wir können es wohl kaum noch einmal machen.«
    »Ich habe da so eine Idee, die mir immer wieder durch den Kopf geht«, sagte Eva Backman. »Es gibt da eine verborgene Geschichte, der wir uns noch nicht einmal im Ansatz genähert haben.«
    »Eine verborgene Geschichte?«
    »Ja. In dieser Gruppe. Es gibt da etwas, das nur sie wissen und worüber sie nicht reden. Und das ist der Kern von allem.«
    »Sprich weiter«, sagte Barbarotti.
    Backman legte ihr Besteck hin und wischte sich den Mund mit der Serviette ab. »Also. Sie waren sechs … vielleicht sieben … anfangs. Jetzt sind es nur noch drei. Oder vier, aber das glaube ich nicht. Diese drei, also die Wincklers und dein abtrünniger Pfarrer, beschließen ganz einfach, uns nichts zu erzählen. Sie haben eine Art Pakt geschlossen, ob nun geschrieben oder nicht … was hältst du davon?«
    »Klingt wie ein schlechtes Filmskript«, sagte Gunnar Barbarotti.
    »Vielleicht ist das Leben ja ein schlechter Film«, sagte Eva Backman. »Haben wir nicht schon mal davon geredet, dass es einen Regisseur gibt?«
    »Doch, ja. Aber warum sollte es einen schlechten Regisseur geben?«
    Eva Backman schnaubte verächtlich. »Es gibt eine ganze Menge, was darauf hindeutet, dass es genau den gibt, da musst du mir doch zustimmen, oder? Aber jetzt haben wir wieder den Faden verloren. Das passiert momentan dauernd, wenn man mit dir redet. Wie geht es Marianne denn heute?«
    »Langsam besser«, sagte

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