Einsamen
Silberhochzeit feierte, ziemlich gering. Sie erinnerte sich, dass sie vor gar nicht so langer Zeit einen Artikel über dieses Thema gelesen hatte. Ein Jahrzehnt später standen die Chancen etwas besser, aber immer noch deutlich unter fünfzig Prozent. Übrigens gehörten sowohl sie als auch Barbarotti dieser späteren Gruppe an, und keinem von ihnen war es gelungen (oder hatte es gewünscht?), seine Familie zusammenzuhalten, bis zumindest die Kinder erwachsen waren. So war es nun einmal, und es nützte nichts, dieses dunkle Gefühl verscheuchen zu wollen. Das Leben ist ein saurer Drops.
Aber Rickard und Anna Berglund waren immer noch verheiratet. Ebenso Tomas Winckler und Gunilla Winckler-Rysth. Das Pfarrpaar (obwohl Rickard Berglund nicht mehr für eine Kirche arbeitete) wohnte in Kymlinge, hatte den Pfarrhof draußen in Rödåkra verlassen und seit 2005 eine Adresse in der Rosengatan. Er war bei Linderholms Bestattungsinstitut angestellt, die Ehefrau war seit längerer Zeit krankgeschrieben. Vorher hatte sie als freie Journalistin gearbeitet. Vor allem für die Schwedische Kirchenzeitung .
Das Paar Winckler-Rysth wohnte in Lindås bei Göteborg. Beide waren als selbständig aufgeführt, er in der Reisebürobranche, sie in der Firmenberatung.
Elisabeth Martinsson – die bewusste Singledame nach Barbarottis Terminologie – wohnte nunmehr in Strömstad und war Illustratorin von Beruf. Sie war immer noch Single, aber in den Achtzigern eine Zeitlang (sieben Jahre) verheiratet gewesen, und sie hatte eine Tochter, geboren 1983.
Berglunds hatten keine Kinder. Wincklers hatten drei.
Was auch immer die Kinder mit der Sache zu tun haben sollten, dachte Eva Backman und schob ihre Aufzeichnungen beiseite. Aber das waren nun einmal Informationen, die man obendrauf bekam, wenn man sich mit dieser Art von Schnüffelei beschäftigte.
Keiner der fünf hatte Vorstrafen. Alle schienen finanziell gut dazustehen, was die Winckler-Rysths betraf, sogar sehr gut, und ob sie immer noch in irgendeiner Art und Weise Kontakt zueinander hatten oder ob zwischen ihnen etwas Ungeklärtes stand – oder gestanden hatte –, ja, darüber wusste das Einwohnermelderegister nichts zu sagen.
Aber so ist das nun einmal, dachte Eva Backman. Wenn man mehr Fleisch auf die Knochen kriegen will – oder die Leiche im Keller finden –, dann muss man die Sache etwas persönlicher angehen.
Und wenn man sie nicht gleich verhörte, dann zumindest ein kleines Gespräch führen.
Was Germund Grooth betraf, der seine irdischen Wanderungen vor ein paar Tagen in der Gänseschlucht beendet hatte, so hatte Inspektor Sorgsen bereits die wesentlichsten Informationen zusammengetragen. Eva Backman holte das Papier heraus und studierte es konzentriert einige Minuten lang.
Er war in Lund gemeldet, wo er auch arbeitete. Gearbeitet hatte. Er war Dozent für theoretische Physik mit einer Doktorarbeit von 1983 im Gepäck. Gradient Fragmentation Processes within Density Functional Theory. Damals war er fünfunddreißig gewesen, rechnete sie nach. Wohl ein ganz normales Alter für eine Promotion. Er war alleinstehend, hatte nie geheiratet und in den letzten zwanzig Jahren immer an derselben Adresse in der Prennegatan gewohnt. Einige weitere Publikationen in seinem Themenbereich, vermutlich war er ein bekannter Name in seinen akademischen Kreisen gewesen.
Aber keine Professur, wie sie feststellte. Nun ja, es konnten natürlich nicht alle Professor werden, es gab sicher ziemlich viele Intrigen in der Universitätswelt, davon hatte man ja schon gehört.
Was jedoch ein alleinstehender Physikdozent aus Lund an einem Wochenende im September in den Wäldern um Kymlinge zu suchen hatte, diese Frage wollte sie sich für den nächsten Tag aufheben.
Wenn es nicht doch so einfach gewesen war, wie sie es bereits Barbarotti vorgeschlagen hatte. Dass Germund Grooth beschlossen hatte, seine Tage an dem Platz zu beenden, an dem seine Lebensgefährtin es vor dreieinhalb Jahrzehnten auch getan hatte.
Glaub’s der Teufel, brummte Kriminalinspektorin Backman. Dann gähnte sie und stellte fest, dass es bereits fünf war.
Für heute genug gegrübelt, dachte sie. Löschte das Licht der Schreibtischlampe, verließ ihr Arbeitszimmer und begann sich Gedanken zu machen, was sie kochen sollte.
Dinner for one. Das klang in gewisser Weise wie ein Widerspruch in sich.
11
H ier ist wieder Maria, der Spatz.
Vor einer Woche hatte ich meinen zwanzigsten Geburtstag. Der ging in aller Stille vor
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