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Einsamen

Einsamen

Titel: Einsamen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nesser
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hat, liegt?
    Sowohl Ribbing als auch Larsson gaben sich alle Mühe, eine logische Antwort auf diese Frage zu finden, kapitulierten aber schließlich.
    »Er hat sich nicht das Leben genommen!« Zu diesem Schluss kam Ribbing. »Es muss sich anders zugetragen haben.«
    »Ja«, stimmte Larsson zu, wobei er Luft holte, da er in Skellefteå geboren war und auch nach dreißig Jahren den Dialekt von Skåne nicht gelernt hatte. »So sieht es wohl aus. Wenn er nicht von einer ganz plötzlichen Depression überfallen wurde.«
    »Man kriegt keine Depression, wenn eine Parisreise winkt«, entschied Ribbing. »Gibt es sonst irgendetwas, was darauf hindeutet, dass er sich das Leben genommen hat?«
    »Es gibt nichts, was auf irgendetwas hindeutet«, sagte Eva Backman. »Das ist ja das Problem.«
    »Also ein Unfall?«, fragte Larsson.
    »Seine Mitbewohnerin starb vor fünfunddreißig Jahren genau an derselben Stelle«, informierte Backman die beiden.
    »Verdammt«, sagte Larsson und schob sich eine Portion Snus unter die Lippe.
    Sie blieben gut eine Stunde. Suchten aufs Geratewohl in Schubladen und Schränken nach irgendetwas – man konnte nicht genau sagen, was –, das auf irgendeine Art und Weise einen Hinweis darauf geben könnte, warum der Wohnungsbesitzer, der einundsechzigjährige Physikdozent Germund Augustin Grooth seine Tage in der Gänseschlucht, Rönninge, Gemeinde Kymlinge, beendet hatte. Vor fast einer Woche und mehr als dreihundert Kilometer von seinem Wohnort entfernt.
    Sie fanden nicht das Geringste, nahmen aber den Computer – einen ziemlich neuen Laptop, der leider trotz der vom Inspektor behaupteten Hackertalente nicht zu knacken war – und den Kalender mit. Backman hatte letzteren Seite für Seite durchgeblättert, es gab insgesamt nur wenige Aufzeichnungen. Zwei Frauennamen, Kristin und Birgitta, kamen ein paar Mal vor, immer zusammen mit einer Uhrzeit – genau wie H-G und Rex. Es gab Anzeichen, dass es sich hierbei um zwei Arbeitskollegen von Grooth handelte. Zumindest zog Backman den vorläufigen Schluss.
    War nur zu hoffen, dass der Computer mehr Wissenswertes enthielt. Diese optimistische Beurteilung äußerten alle drei, Backman versprach, nach dem Mittag in Lunds Polizeigebäude vorbeizuschauen, um sich über den Stand der Dinge zu informieren und eventuell den Laptop mit nach Kymlinge zu nehmen.
    Anschließend trennten sie sich, Ribbing und Larsson begaben sich in besagtes Polizeigebäude, Backman ging eine Treppe höher und klingelte bei Frau Zetterlund, zweiundachtzig Jahre alt und bereits vorgewarnt.
    »Ich höre nicht so gut«, begann die Witwe Zetterlund. »Aber ich sehe immer noch wie ein Adler und rieche wie ein Veilchen. Kaffee?«
    »Ja, gerne«, sagte Backman.
    »Zoega, ist das recht?«
    »Auf jeden Fall«, bestätigte Backman.
    »Was?«, fragte Frau Zetterlund.
    »Ich trinke gern Zoega«, erklärte Backman etwas lauter.
    »Schön zu hören«, sagte Frau Zetterlund. »Besseren Kaffee gibt es nördlich von Brasilien nicht, das pflegte mein Mann immer zu sagen. Wenn Sie sich schon mal ins Wohnzimmer setzen wollen, ich komme gleich.«
    Es dauerte eine Weile, bis man zur Sache kam, aber nach gewissen Präludien, anderthalb Tassen Kaffee und vier, fünf Keksen ungefähr, ergriff die Wirtin selbst die Initiative.
    »Es ist aber auch zu traurig mit dem Herrn Dozenten Grooth. Er war der beste Nachbar, den man sich denken kann.«
    »Tatsächlich?«, fragte Eva Backman nach. »Ja, im Zusammenhang mit seinem Tod muss ich ein paar Fragen stellen.«
    »Er ist erschlagen worden?«
    »Erschlagen?«, wiederholte Backman. »Wieso fragen Sie, ob er erschlagen wurde?«
    »Man hört so viel«, erklärte Frau Zetterlund. »Leute werden die ganze Zeit erschlagen. Und erschossen und alles Mögliche.«
    »Wir wissen nicht genau, wie Germund Grooth gestorben ist«, gab Backman zu. »Deshalb untersuchen wir es ja.«
    »Das ist mir schon klar«, sagte Frau Zetterlund. »Auf jeden Fall ist es traurig, dass er tot ist. Er war so ein netter Mann. Und Dozent war er auch.«
    »Hm«, räusperte sich Backman. »Sagen Sie, können Sie sich erinnern, wann Sie ihn zum letzten Mal gesehen haben?«
    »Wann ist er gestorben?«
    »Wir nehmen an, dass er am Samstag gestorben ist. Also am Samstag vor einer Woche.«
    »Ja, ich habe ihn die ganze Woche nicht gesehen«, stellte Frau Zetterlund fest. »Das kann schon stimmen. Aber er hat doch wohl nicht …?«
    »Was?«
    »Er hat doch wohl nicht seit letztem Samstag tot in seiner Wohnung

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