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Einsatz in New York - Secret Mission ; 1

Einsatz in New York - Secret Mission ; 1

Titel: Einsatz in New York - Secret Mission ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ist so einer der Sätze, die Rick zu hören kriegt. Hat das Kauderwelsch damit zu tun, dass Semyoto aus Borneo stammt oder damit, dass er sein halbes Leben als daoistischer Mönch lebte? Semyoto redet, wie er kämpft: unvorhersehbar. In Klamotten, die wie schlecht geschnittene Unterwäsche aussehen, steht der Meister Rick gegenüber.
    »Die Bewegung fließend, bewusst, entspannt.«
    »Wie soll meine Bewegung entspannt sein, während ich zuschlage? Da muss ich meine Muskeln doch anspannen.«
    »Du musst?« Semyoto streckt den Arm, so genüsslich, als würde er sich rekeln, aber Rick kriegt dabei eine gescheuert, dass es ihn fünf Meter durch den Raum schleudert. Keinen Moment ist das Lächeln aus Semyotos Gesicht verschwunden. »Du musst?«, wiederholt er.
    »Na ja, zugegeben…« Rick reibt sich den schmerzenden Steiß.
    »Wahrnehmen das Gefäß bei jeder Regung, stets aufmerksam der Geist durchdringt den Körper. Nicht
kämpferisch denkst du, nur weil du kämpfst. Denkst wie ein Schläfer, weich und gelassen, versteife nicht, natürlich dein Körper auf Angriff reagiert. Wenn du bist weich, du bezwingst Hartes.«
    Was sich simpel anhört und irgendwie wie die Weisheit von einer Esoterik-CD, erfordert unsagbar hartes Training. Rick ist fünfzehn, er birst vor jugendlicher Kraft, seine Hormone, die Säfte und Triebe veranstalten in ihm ein stürmisches Durcheinander. Für ein Geschöpf an der Schwelle zum Mann ist es das Schwerste, weich und gelassen, überlegen und abwartend zu agieren. Also trainiert Semyoto diese Technik zu Beginn in Zeitlupe. Rick bricht schon der Schweiß aus, bevor er den ersten Schritt getan hat. Er soll den Energiefluss in seinem Körper kontrollieren; das macht ihn so hibbelig, dass er jedes Haar auf seinem Kopf spürt. Er darf keinen Finger rühren. Er steht still, ein Bein vorn, eins zurück, mit nach außen gedrehten Füßen. Dann erhält er den Befehl »Quo quao zia!« . Jetzt soll er die Energie in seinem Zeigefinger bündeln, den Zeigefinger langsam an den Mittelfinger heranführen und mit leichtem Schwung ein Brett von der Stärke eines Bücherregals durchhauen. Er glaubt nicht, dass so etwas geht, also geht es auch nicht. Auf Ricks Bitte weigert sich Semyoto, es ihm vorzumachen. Rick holt sich Prellungen und einen gesplitterten Fingernagel, bevor das Brett zum ersten Mal knackt. Durchbrechen wird es erst Tage später, wenn er so fertig sein wird, dass es ihm egal ist, ob das Brett bricht oder sein Finger.
Das ist der Zustand, auf den Semyoto hinarbeitet.
    Während sein Schüler die nächste Stufe, die Haltung des Zoa qua ze, übt, geht Semyoto im Kreis und erzählt vom unsterblichen Meister Zhang Sanfeng, der auf dem Berg Wudang die Schule des Inneren Kampfes begründete, nachdem er einen Kranich und eine Schlange beobachtet hatte. Die wendige Schlange wich dem attackierenden Kranich so lange aus, bis er erschöpft war und aufgeben musste, worauf die Schlange ihn mit einem einzigen Biss niederrang.
    »Wer willst sein, Schlange du, oder Kranich du?« Semyoto geht im Kreis.
    »Na, das ist eine Frage.«
    »Sag es.«
    »Die Schlange natürlich.«
    »Meine es.«
    »Die Schlange, Himmel Herrgott!«
    »Sei es.«
    »Die Schlange«, antwortet Rick und versenkt seine Power in die rechte Ferse. »Wann war das auf dem Berg Wudang, wann ist das passiert?«
    »Vor vier Jahrhundert. – Zoaa!«, schreit Semyoto.
    Ricks Ferse schnellt vor und zermanscht einen steinharten Kürbis zu Brei.
    Nach solchen Stunden duscht er und tut auf Befehl des Meisters nichts. Einfach gar nichts. Er soll dem Energiefluss in sich die Chance geben, das Erlebte zu versenken. Beim nächsten Mal wird Ricks Ferse
ohne das ganze Vorgeplänkel wissen, wie sie den Kürbis zertrümmert. Zum Nichtstun geht Rick gern in den Geldzählraum. Er legt sich in eine Mauernische, nimmt einen Packen von dem gezählten, in Plastik verschweißten Geld und benutzt ihn als Kopfkissen. Die Leute im Geldzählraum kennen ihn. Kanter hat ihn rumgeführt, hat Rick als den Neuen vorgestellt und ihm den Arm auf die Schulter gelegt. Mehr Zeichen des Vertrauens braucht es nicht. Rick ist dabei, er gehört zum Kreis, zur Organisation.
    Natürlich macht Rick sich Gedanken über das Verbrechen. Er ist weder dumm noch blind. Wo so viel Geld hereinkommt, ist Verbrechen im Spiel. Bloß, und das gibt Rick zu denken, stimmt das leider in jeder Branche. Zu viel Geld bedeutet, dass etwas faul ist. Faul war im Business von Ricks Vater so ziemlich alles. Da wurde

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