Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
jenem Nachmittag im Krankenhaus denkt er oft an Storm. Rick will wissen, was man gegen ihre Krankheit tun kann. Eine Krankheit, von der er noch nie gehört hat, kann nicht so schlimm sein. Niemand ist unbesiegbar, denkt Rick, auch der Feind in Storms Blut nicht. Er muss Storm am Sonntag wiedersehen, koste es, was es wolle. Daher wollte er nicht glauben, dass ihre Verabredung geplatzt ist, und rief sie nicht an. Bis Sonntag konnte sich noch manches ändern. Rick ging sich umziehen. Er brauchte nicht heimzufahren, um die Klamotten zu wechseln. Genau genommen
fährt Rick immer seltener heim. Eines Tages hatte Kanter nämlich zu ihm gesagt: »Wie läufst du eigentlich rum?« Als Rick verständnislos an sich runterschaute – T-Shirt, Jeans, bequeme Turnschuhe –, hatte der Alte ihm eine Adresse genannt. »Sag ihm, du kommst von mir.«
Im Süden, wo sich Chinatown an Alphabet City heranschiebt, liegt der Laden des Chinesen. Der Chinese hat Rick neu eingekleidet und die Anzüge ins Edelweiß geschickt. Seitdem besitzt Rick dort einen Spind.
Am Eingang erinnert nichts mehr an ein Kino, auch nicht an den Waschsalon. Rick nimmt die Hände aus den Anzugtaschen und geht in den Drachenpalast. Der Aufzug ist dreckig und verbeult. Rick fährt bis zum 16. Stock, von dort geht er zu Fuß. Im 18. sitzt Howard und liest in der Sportzeitung. Er sagt nichts, er lässt Rick durch. Wer an Howard vorbeikommt, hat die letzte Barriere zu Kanter genommen. Wenn Howard nicht will, dass man zu Kanter gelangt, sollte man es erst gar nicht versuchen.
Rick tastet umsonst nach einer Klingel, es ist nicht abgeschlossen. Als er eintritt, glaubt er, in der falschen Wohnung zu sein. Die runden Lampen sind aus tausend Kristallen. An der Decke schlängeln sich Goldornamente. Die Möbel sind aus Silber und Seide, aus
Silber und Leder, die Treppe aus Marmor, die Geländer aus schwarzem Granit. Die runden Fenster werden von Draperien umwuchert. Wer Kanter nicht kennt, denkt, hier wohnt ein New Yorker Spinner. Rick kennt Kanter als nüchternen Mann und ahnt, die Einrichtung stammt von Oona.
Kanter kommt ins Zimmer und legt ihm den Arm um die Schulter. »Hunger?«, fragt er, als ob es darauf ankäme.
Rick lässt sich zu dem Monster von Tisch führen. Roter Marmor, die Platte so dick, dass ein Auto drüberfahren könnte, getragen von goldenen Löwenbeinen.
»Ich wollte eigentlich was kommen lassen.« Kanter lächelt. »Aber sie lässt sich’s nicht nehmen. Sie kocht selbst.«
»Aha.« Rick ist nicht sicher, ob er sich darüber freuen soll.
Zu Beginn habe ich angekündigt, dass es drei Frauen geben wird: Frauen, die einem den Atem rauben, schön und außergewöhnlich. Zwei habt ihr bereits kennengelernt. Oona ist die Dritte.
Sie trägt eine Schürze, ist größer als Kanter, ihr Haar ist natürlich gelockt und hat den Ton von dunklem Chili. Ihr Gesicht erzählt, dass sie von einer verzauberten Insel stammt, Südsee vielleicht, vielleicht noch weiter weg. Ihre Augen sind samtig, als wäre sie gerade aus sanftem Schlaf erwacht. Die Lippen schimmern feucht, weil sie in diesem Moment
etwas abschmeckt. Sie hält den Kochlöffel so, dass nichts zu Boden tropft.
»Magst du Französisch?« Sie lächelt ein bisschen. Rick ist geblendet von ihren wunderbaren Zähnen.
Kanter mustert den Jungen, der auf der Kippe zum Mann steht. Er gönnt ihm den Anblick, gönnt ihm die Sensation, Oona zu begegnen. Zugleich hat Kanter gehofft, dass Rick nicht denselben dämlichen Gesichtsausdruck kriegt wie alle Männer, die Oona zum ersten Mal sehen.
»Das riecht nach Bouillabaisse«, sagt der Junge.
Rick stammt von der Upper Eastside und ist kein Ignorant, was Essen betrifft. »Und zwar nicht die Bouillabaisse Marseillaise …«, er schnuppert, »… sondern die aus dem Norden, mit Hummerkrabben und Muscheln.«
»Excellent«, sagt Oona auf Französisch und sieht Kanter an. »Keiner von deinen Gewichthebern hätte das erraten.«
Da sie die Hand ausstreckt, schüttelt Rick Oonas schmale Hand und sieht den Ehering. Er hat gehört, dass Oona auf der Heirat bestanden hat. Sie wollte nicht nur Kanters Verhältnis sein.
»Zu Tisch«, sagt sie und verschwindet in der Küche.
Sie setzen sich. Kanter fragt seinen Schützling nicht, ob er Wein möchte, er gießt ihm einfach ein.
»Sag bloß, du verstehst auch was von Wein?«, knurrt er, als Rick das Etikett betrachtet.
»Mein Vater …«
»Ich weiß, dein Vater war ein reicher Schnösel, der sich mit überflüssigen
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