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Einsatz in New York - Secret Mission ; 1

Einsatz in New York - Secret Mission ; 1

Titel: Einsatz in New York - Secret Mission ; 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mit Werten jongliert, die es gar nicht gibt. Da wurden den Leuten Papiere verkauft, die keinen reellen Gegenwert hatten. Als die Sache aufflog, nannte man das Finanzkrise. Verbrechen träfe es besser, denkt Rick, Raub träfe es besser. Nur dass die Börsenräuber so pervers waren, für ihr missglücktes Verbrechen auch noch Hilfe vom Staat zu verlangen. Zuerst beschissen sie die kleinen Leute, deren Papiere plötzlich nichts mehr wert waren, dann beschissen sie den Staat und zogen ihm Hunderte Milliarden aus der Tasche. Ist einer wie Kanter da nicht ehrlicher?
    Eine gewagte Hypothese, das ist Rick klar, aber für ihn macht sie Sinn. Kanter ist, wenn man das so simpel
ausdrücken mag, ein Hehler im großen Stil. Er kauft kriminellen Gangs gestohlene Ware ab und verkauft sie weiter. Daneben verleiht er Geld zu einem handelsüblichen Zinssatz. Zahlt jemand nicht pünktlich, geht Kanter nur ein wenig härter vor als eine Bank. Die Bank pfändet das Haus des Zahlungsunfähigen, Kanter verpfändet dessen Frau. Oder seine Tochter. Oder der Schuldner muss Kanter so lange gefällig sein, bis die Schuld abgetragen ist. Daher gibt es in Alphabet City viele Leute, die Mr Kanter Gefälligkeiten erweisen. Das ist der Grund, warum niemand damit rausrückt, was Kanter in Wirklichkeit tut. Jeder weiß es, trotzdem kann man ihn nicht verhaften, denn keiner würde es bezeugen. Alphabet City grenzt an den East River. Jeder ahnt, sollte er eines Tages auspacken, würde er mit großer Wahrscheinlichkeit auf dem Grund des East River landen.
    Rick gefällt, und das muss erwähnt werden, dass da einer ist, der sich einen Dreck um Regeln schert. Auch um Gesetze nicht, und schon gar nicht um so etwas Schwammiges wie Moral. Einer, der sich nicht anpissen lässt, dem niemand dumm kommen darf, einer mit Eiern, wie Kanter selbst sagen würde. Rick ist ein beschädigter Junge. Sein Vater, den er sein Leben lang verehrte, musste klein beigeben, nach New Jersey ziehen, musste zu Kreuze kriechen. Er musste Ricks Mutter gehen lassen. Auf der einen Seite sieht Rick seinen ruinierten Vater in New Jersey, auf der andern Theodore Kanter in Alphabet City. Wenn man Rick
in diesen Wochen fragen würde, wäre seine ehrliche Antwort, dass Kanter derzeit mehr Vater für ihn ist als Montgomery.
    Deshalb ist Rick so glücklich, dass es jemanden gibt, der weder mit dem einen noch mit dem anderen Vater zu tun hat, weder mit schmutzigem Geld noch mit dem schmutzigen Geschirr, das sich bei ihnen daheim türmt. Deshalb freut Rick sich so auf das Treffen mit Storm, auch wenn es an einem unerfreulichen Ort stattfindet.
    »In welchem Krankenhaus?«, hat er gefragt, als sie sich verabredeten; das ist noch keine Stunde her. Zu ihrem ersten Date konnte er leider nicht kommen. Semyoto hatte eine Trainingsstunde angesetzt. Das zweite verpasste er, weil Kanter ihn überraschend brauchte. Diesmal scheint es zu klappen. Er kommt direkt vom Training, hat nicht geduscht, sich nicht umgezogen, er will seine Verabredung nicht schon wieder verpassen. Er hofft, dass es Storm nichts ausmacht, weiß, dass es ihr nichts ausmacht. Sie ist anders als seine schnöselige Schwester Charlene, die Menschen nach Äußerlichkeiten beurteilt.
    Das New York Methodist Hospital in Brooklyn ist keine feine Adresse, eher eine Krankenverwahranstalt, ein hässlicher Bunker mit hässlichen Korridoren und hässlichem Personal. Rick versteht nicht, warum Storm hier sein muss. Er braucht lange, um die Abteilung für Immunologie zu finden. Während er durch die Korridore eilt, denkt er, dass man den ätzenden
Kunststoffboden herausreißen und vernichten müsste. Rick hasst Dinge, die sauber und zugleich billig aussehen.
    Immunologie. Was an dem Wort abschreckend ist, begreift Rick erst, als er Storm findet. Man hat so ziemlich jeden Teil von ihr festgeschnallt, sie starrt an die Decke, aus ihrer Nase kommt ein Schlauch.
    »Na du, was ist mit dir?« Kann man etwas Passendes sagen, wenn man so einen Schreck kriegt wie Rick?
    Langsam dreht sie den Kopf. »Selber schuld«, murmelt sie, als sie seinen Gesichtsausdruck sieht. »Du wolltest ja unbedingt herkommen.«
    »Klar wollte ich.« Danach schweigt Rick.
    »Da ist ein Typ in meinem Blut.« Sie hebt die Hand, die Schläuche zittern. »Der ist ziemlich aggressiv.«
    Rick senkt den Blick auf das Krankenblatt am Fußende. Die Kurven und Zahlen machen ihn nicht schlauer.
    »Aplastische Anämie«, sagt Storm.
    »Was heißt das?« Rick will, dass es nichts Ernstes ist,

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