Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
Rick überlegt, wohin er sie bringt; die Rampe führt in den Keller. Er schaut auf die Uhr. Höchste Zeit, Oona abzuholen.
In diesem Moment steigt Kanter aus dem Wagen. Die Scheiben sind getönt, Rick hat ihn nicht bemerkt. Wieso schlägt sein Herz so wild, warum zuckt er zurück? Weil er etwas zu sehen bekam, was keiner sehen sollte, niemand aus Kanters Organisation. Deshalb hat der Boss alle weggeschickt. Wieso ist Rick überhaupt noch hier? Er muss seinen Job antreten, sein Job heißt Oona. Rick nimmt die Beine in die Hand. Er kennt das Haus und seine Schlupflöcher, klettert über die Feuerleiter ins nächste Treppenhaus, von dort ins Erdgeschoss und raus auf die Straße. Er hetzt die Avenue hinunter, zum Drachenpalast, währenddessen denkt er sich eine Ausrede für Oona aus.
Hinter dem Tompkins Square Park glänzt das ehemalige Kino in der Sonntagssonne. Rick sprintet über den Rasen, will zum Eingang, da öffnet sich das Rollgitter der Tiefgarage. Ein ziemlich schneller, lauter Wagen kommt da hochgeschossen. Oona fährt ihn und bringt den Schlitten so punktgenau zum Stehen, dass der Kühler sanft gegen Ricks Knie stößt. Ein niedriger Kühler in Rot, vorne ein springendes Pferd auf gelbem Grund.
»Ich dachte, du lässt mich hängen.« Oona fährt mit offenem Verdeck, ihr Rock ist grün, der Stoff über die Knie hochgerutscht. Der Motor knurrt. Der Motor ist so aggressiv, dass die Tauben im Park hochfliegen.
»Steigst du ein oder willst du neben mir herlaufen?«
Rick öffnet die Tür und lässt sich in den Schalensitz sinken. »Sorry, dass ich so spät bin, aber …«
Sie gibt Gas, dass es ihm fast den Kopf vom Genick reißt. Sie nimmt die East 7th, rast die 1st Avenue in nördliche Richtung, und wäre die Ampel nicht auf Rot gesprungen, hätten sie ihr Ziel bereits Sekunden später erreicht.
»Die Croquette Lounge ist doch gleich um die Ecke«, sagt Rick. »Wozu nehmen wir da den Wagen?«
Oona mustert ihn über den Rand der Sonnenbrille. »Eins sag ich dir gleich: Ich hasse es, beschattet zu werden.« Sie schießt über die Ampel und hält vor dem Lokal. Oona wirft Rick den Autoschlüssel zu. »Parken. Ein Kratzer und ich beiß dir den Kopf ab.« Sie geht in die Croquette Lounge.
Es heißt, Oona stammt aus Tahiti, Oona hat zwei Doktortitel, Oona ist Schwimmweltmeisterin. Es hat nicht geheißen, dass sie arrogant und zickig ist und dass die Zeit mit ihr ein einziges Erdbeben zu werden droht. Rick denkt sehnsüchtig daran, dass er jetzt mit Storm im Park sitzen könnte; vielleicht wären sie runter nach Brighton Beach gefahren und hätten den Tag am Strand verbracht.
Oona hat nicht bedacht, dass Rick keinen Führerschein hat. Sie weiß allerdings auch nicht, dass ihm sein Vater bereits mit elf Jahren Autofahren beibrachte, an einem europäischen Wagen mit Gangschaltung. Rick startet, würgt den Motor zweimal ab, beim dritten Mal rollt der Ferrari los. Mit quietschenden Reifen
setzt er auf die Straße. Um die Ecke findet er einen bewachten Parkplatz und bezahlt für zwei Stunden. Als er in die Croquette Lounge kommt, wartet der nächste Anschiss auf ihn.
Kanter trinkt Martini und sieht ihn gallig an. »Wenn sie sagt, du sollst weggehen und irgendwas für sie tun, antwortest du, du darfst sie nicht allein lassen. Sonst bist du als Bewacher eine Niete.«
Rick sucht in Kanters Augen. Hat er ihn vorhin im Hauptquartier bemerkt, weiß er, verbirgt er etwas? »Sie hat mir den Ferrari überlassen«, antwortet er. »Ich musste parken.«
»Glaubst du, irgendwer in der Gegend kommt auf die Idee, diesen Wagen zu klauen? – Hol dir einen Quiet Sunday . Danach will ich deinen Mund am Strohhalm sehen und deine Augen bei meiner Frau.« Kanter geht zur nächsten Gruppe.
Rick fragt an der Bar, was im Quiet Sunday drin ist. Der Barkeeper fängt die Aufzählung mit Amaretto an und hört mit Wodka auf. »In deinem Alter würde ich’s langsamer angehen lassen. Wie wärs mit einem Quiet Passion ?« Rick sieht zu, wie Grapefruitsaft, Trauben und Maracujas gemixt werden. Er schließt die Lippen um den Strohhalm und hält Ausschau nach Oona.
Kanters Clan versammelt sich, um einen Drink zu nehmen, bevor sie gemeinsam zum Festzug aufbrechen. Seine Jungs haben ihre Familien dabei. Sie lachen viel, vom Business wird nicht gesprochen. Oona wird den Jungs vorgestellt. Während Rick an seinem
Quiet Passion nuckelt, kriegt er mit, was wirklich läuft. Kanters Männer huldigen der Königin. Die Schlitzohren, die Geldzähler,
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