Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
Dingen beschäftigt hat.«
Warum ist Kanter sauer? Weil Rick sich die Weinflasche angeguckt hat? Weil er so gut aussieht in seinem mitternachtsblauen Anzug? Weil Oona ihn excellent fand? Ist Kanter sauer, weil er selbst nicht in der Lage ist, eine Bouillabaisse zu erschnuppern?
»Danke für die Einladung«, sagt Rick. Sie stoßen an.
»Ich brauche jemanden, der nicht auffällt.« Kanter nimmt einen kräftigen Schluck. »Einen, den sie akzeptiert. «
Rick versteht nicht, darum hält er die Klappe.
»Sie hat eine Abneigung gegen meine Jungs.« Missmutig schüttelt er den Kopf Richtung Ausgang. »Nicht mal Howard darf in die Wohnung, seit sie hier ist. Er nimmt es gelassen.« Kanter seufzt. »Aber sie kann … Ich darf sie draußen nicht allein rumlaufen lassen.«
Rick hat nicht mal den Hauch einer Ahnung, worauf Kanter hinauswill.
»Bis jetzt konnte ich sie mit der Dekoration des Apartments beschäftigen.« Er zeigt auf den überladenen Irrsinn rundum. »Damit ist es vorbei, sie hat alle Läden leergekauft.«
Kanter zieht die Brauen hoch, seine Augen sind blutunterlaufen. Er nimmt die Zigarre vom Tischrand, sie ist erkaltet. Ein böses Lächeln stiehlt sich auf sein Gesicht. »Wenn ein Bürschchen wie du sie begleitet,
fällt das nicht auf. Und ich bin sicher, dass sie einen akzeptiert, der mit Messer und Gabel isst und das Parlevousfrangsais draufhat.«
Rick geht ein Licht auf. »Aber ich bin doch kein Bodyguard«, sagt er.
Kanter wirft einen Blick Richtung Küche. »Du bist das, wozu ich dich mache. Natürlich bist du kein Bodyguard. Aber du hast ein Handy. Wenn’s ernst wird, rufst du Howard an.«
Rick nickt betrübt. Allmählich ahnt er, dass er die Verabredung mit Storm wird absagen müssen.
»Sonntag«, sagt Kanter, als hätte er Ricks Gedanken gelesen. »Sonntag wirst du sie zum ersten Mal begleiten. Auf dem Fest von St. Liberty.«
»Ja, Mr Kanter.«
»Ich hoffe, du bist hungrig.« Der Alte senkt die Stimme. »Ich steh nämlich nicht auf den französischen Fraß. Schmeckt alles irgendwie, als ob einer reingespuckt hätte.« Kanter hebt den Blick.
»Aaaah«, macht er, als Oona mit der Suppenterrine kommt.
Rick öffnet die Serviette und legt sie über seine Knie.
8
Wenn der Himmel anderswo blau ist, ist er in Manhattan blauer. Der aufgesprungene Asphalt ist ein Kunstwerk, die vom Smog verkrüppelten Bäume sind dicht belaubt. Bei diesem Wetter wird das Fest von St. Liberty bestimmt ein voller Erfolg. Rick hat mit Storm telefoniert, er hofft, dass die Feier nicht den ganzen Tag dauert, dann könnte er abends zu ihr. Sie hat das akzeptiert, unter einer Bedingung: Er soll ihr sagen, was er eigentlich macht und warum er jeden Tag nach Alphabet City muss. Rick hat sich vorgenommen, Storm nicht zu belügen.
Um zehn Uhr morgens kommt er ins Edelweiß, nimmt einen Anzug aus dem Spind und zieht sich um. Wegen der Sonne setzt er eine dunkle Brille auf, vielleicht aber auch, weil er heute Bodyguard sein wird. Am Sonntag sind alle ausgeflogen, keiner ist im Hauptquartier. Daher ist Rick überrascht, als er Kanters Limousine auf dem Hinterhof entdeckt.
Kein Howard, auch keine Spur von Kanter, vielleicht nimmt der Boss heute einen anderen Wagen.
Rick soll Oona abholen und ist schon im Begriff zu gehen, als ein Truck rückwärts in die Einfahrt rollt. Eine Lieferung am Sonntag, am Tag von St. Liberty? Sonst, wenn es etwas abzuladen gibt, stehen die starken Jungs auf dem Hof bereit, diesmal nicht. Stattdessen steigt der Truckfahrer aus, angezogen wie ein Astronaut. Er trägt einen Anzug aus weißem Kunststoff und einen Helm. Mit der Fernbedienung öffnet er die Heckklappe und lässt einen Gabelstapler heraus. Er steuert ihn per Tastatur, sonst macht der Stapler alles allein. Fährt die Laderampe hinauf und holt fünf Kisten. Normale Holzkisten mit der Aufschrift 137 . Sie sind nicht besonders groß, wirken nicht besonders schwer; sie könnten Baseballkappen enthalten oder japanische Sonnenschirmchen. So wie sich der Truckfahrer verkleidet hat, ist nichts davon in den Kisten. Er bleibt in sicherem Abstand, hantiert konzentriert und so schnell er kann.
Eine Tür öffnet sich. Howard trägt einen schwarzen Anzug, auch er hat sich für St. Liberty fein gemacht. Der Truckfahrer gibt ihm ein Zeichen, er soll nicht zu nahe kommen. Howard geht auf sicheren Abstand. Der Stapler transportiert die Kisten in Kanters Haus, eine nach der anderen. Er fährt hinein, bleibt eine Weile drin, kommt ohne Kiste wieder heraus.
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