Einsatz in New York - Secret Mission ; 1
Wohnung ist ja groß genug.«
Das hört sich plausibel an, und Rick ist überzeugt,
es ist die Wahrheit. Bleibt allerdings die Frage, wieso Håkon Melissa bis jetzt davon nichts erzählt hat. Und wieso er Astrids Po tätschelte, als Rick ihn auf der Straße beobachtete. Håkon legt den Arm um Melissas Schulter.
»Astrid macht erst seit letzter Woche Gebrauch von meinem Angebot«, sagt er beruhigend. Dabei mustert er Rick so feindselig, als wollte er ihm den Burger samt Ketchup ins Gesicht reiben.
Melissa bleibt ruhig. Sie schiebt Håkons Arm nicht beiseite, kuschelt sich aber auch nicht an ihn. »Ricky, was machst du denn in einem Sprachstudio?«, fragt sie, weil ihr nichts Besseres einfällt.
Die Fischplatte wird serviert, schweigend greifen sie zu, tun sich Wildlachs, Garnelenspieße und Austern auf, aber so recht schmecken will es keinem. Ricks Schuss sitzt. Er hat Unfrieden gesät, hat Håkon angeschwärzt, hat den Schatten eines Verdachts in Melissas Herz gesenkt, er hat ihr wehgetan. Egal, ob Håkon Schuld hat oder nicht, Melissa wird ihn ab jetzt mit misstrauischen Augen betrachten. Rick hat seine Mutter aus dem Paradies der jungen Liebe vertrieben. Er fühlt sich nicht super deswegen, und er weiß, Storm findet sein Vorgehen mies. Vielleicht wäre Melissa früher oder später selbst draufgekommen, dass der Holzfäller nicht der Richtige ist. Aber – und das sagt Storms verschlossene Miene – so etwas tut man nicht. Rick hat also nicht nur Sand ins Getriebe der Love Affair seiner Mutter gestreut, sondern auch in die
eigene. Das Thema Sex stand schon ziemlich weit oben auf der Tagesordnung von Storm und Rick. Durch seinen Schachzug hat das Thema etwas Schmuddeliges bekommen. Der Abend, den der Junge so geschickt eingefädelt hat, ist also ein voller Erfolg und ein Misserfolg zugleich.
Es mag für Rick kein Trost sein, aber die Tage, an denen er Zeit für Beziehungskram hat, sind ohnehin vorbei. Ab morgen bekommt sein Leben eine andere Gangart, ab morgen wird es gefährlich. Gönnen wir ihm den Rest seines Burgers, den Nachtisch und den schweigenden Spaziergang, auf dem er Storm nach Hause bringt. Sie küsst ihn, er küsst sie; es ist anders diesmal. Ohne ein Wort schlüpft Storm ins Haus und lässt einen Teenager zurück, der zu ahnen beginnt, dass die Sache mit der Liebe nur in seltenen Fällen gleichbedeutend mit Glück ist. Traurig schleicht Rick zur Subway und fährt nach New Jersey.
18
»Ich weiß, dass ich sie vorgestern noch hatte«, sagt Oona zu ihrem Mann.
Wir sind in Boston. Mr und Mrs Kanter sind ins Hotel gefahren, ziehen sich aus und machen sich bereit, ins Bett zu gehen. Oona hat ihren Schmuck abgelegt, den Hotelsafe geöffnet, die Schmuckschatulle herausgenommen und aufgeklappt. Kanter war im Bad und hat, ohne dass Oona es merkte, den Knopf aus dem Ohr genommen, das Kabel aufgewickelt und den kleinen Sender verstaut. Kanter ist zufrieden. Der Dreiergipfel hat funktioniert. Er hat das Ergebnis erbracht, das ihm vorschwebte. Der Preis stimmt, die Konditionen stimmen, er wird mit den fünf Kisten in seinem Keller einen Mega-Deal machen. Darum verdirbt ihm Oonas Bemerkung keineswegs die Stimmung.
»Du wirst sie in New York gelassen haben«, sagt er und tritt im Bademantel hinter sie.
»Wieso soll ich sie in New York lassen? Ich habe die
ganze Schatulle mitgenommen, weil ich noch nicht wusste, welches deiner Geschenke ich heute tragen soll.«
»Du hast toll ausgesehen.« Kanter umarmt sie, spürt ihren festen, warmen Körper, freut sich, mit ihr ins Bett zu gehen, und überlegt, ob er noch Viagra einnehmen soll. Die Sache mit dem Schmuck kümmert ihn im Moment nicht die Bohne.
»Aber es ist weg, schau, in diesem Fach liegt es normalerweise, jetzt ist es leer.«
Um ihr zu zeigen, dass er ihre Probleme ernst nimmt, wirft Kanter einen Blick in die dargebotene Schmuckbox. Es sind so viele Klunker darin, dass er sich fragt, ob sie wirklich feststellen kann, dass ein Stück fehlt.
»Es war mein Lieblingscollier.« Oona zieht die Stirn in Falten. »Ich wäre untröstlich, wenn es verschwunden ist.«
»Wie soll es denn wohl verschwinden?«, brummt er und legt den Arm um ihre Taille. »Wenn wir morgen daheim sind, suchen wir gründlich. Es wird sich irgendwo im Apartment finden.«
»Ich frage mich …« Sie legt den Finger an den Mund. »Nein, unmöglich.«
»Was denn, Honey?« Er nimmt den reizenden Finger und steckt ihn in seinen eigenen Mund.
»Ach Unsinn, blöde Idee. Vergiss es.«
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