Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
Vom Netzwerk:
komplette Narrenfreiheit hatte er sicherlich
dennoch nicht.
    „Selbstverständlich!
Ich habe keine Lust, dass hier mein letztes Stündlein schlägt, dafür bin ich
noch zu jung.“ Um auf andere Gedanken zu kommen, wechselte ich das Thema und
fragte ihn zum ersten Mal nach seiner Kindheit mit Richard. Dankbar für die
Ablenkung, begann er mir davon zu erzählen, wie er schon als kleiner Junge
buchstäblich durch die Weltgeschichte gereist war. Zusammen mit Richard hatte
er alle möglichen Epochen unserer Weltgeschichte besucht. Bei seinen Berichten
verspürte ich einen kleinen Anflug von Neid, denn er hatte meinen Jugendtraum
tatsächlich erlebt.
    „Es
gab damals noch keine Fehler, die korrigiert werden mussten. Wir waren
unterwegs wie Touristen und was haben wir nicht alles gesehen. Ich kann mich
noch genau an den Tag erinnern, den wir auf der Baustelle der Cheops Pyramide
verbracht haben. Aus sicherer Entfernung haben wir das Ganze beobachtet. Die
Sonne brannte auf uns herab und wir hatten Durst, da wir zu wenig Wasser dabei
hatten. Leichtsinnig, ich weiß, aber daran hatte damals keiner von uns gedacht.
Aber wir haben gesehen, wie Hunderte, ach was, Tausende Menschen auf der
Baustelle beschäftigt waren. Ameisengleich wirkten sie aus der Entfernung auf
uns. Du weißt doch, man sieht immer Ameisen, die das Hundertfache ihres
Gewichts tragen und so war es auch bei diesen armen Kerlen, die die Steine
zogen. Es ist immer noch unglaublich, was da geschaffen wurde. Als wir am Abend
in unsere Zeit heimkehrten, hatten wir zwar einen Sonnenstich, aber das war es
auf alle Fälle wert gewesen!“ Er nahm einen Schluck seines Glühweins und
lächelte wehmütig, als er an diese Episode dachte. Seine Züge wurden bei seinem
Ausflug in die Vergangenheit sanft und ließen den kleinen Jungen auf dem Foto
in Richards Büro wieder lebendig werden.
    „Oh,
und als ich dann zur Schule ging, das war ein Spaß. Frag‘ nicht, wie oft ich
nachsitzen musste, weil ich mit dem Geschichtslehrer aneinandergeraten bin. Ich
dachte, ich müsste ihm zeigen, dass ich alles viel besser weiß als er. Du
kannst dir vorstellen, dass er das nicht lustig fand. Richard musste mindestens
einmal die Woche in die Schule kommen und sich für meine blühende Fantasie
entschuldigen. Er drohte mir, mich nicht mehr mitzunehmen, wenn ich nicht
aufhörte, in der Schule zu plaudern. Das half dann, von da an war Ruhe!“ Sich
Phil als Neunmalklug vorzustellen, war eine Herausforderung, denn er war nicht
der Typ dafür, der sein Wissen, wo es nur ging, raushängen ließ. Seit seiner
Kindheit schien er sich enorm weiterentwickelt zu haben.
    „Hättest
du eine Lehrerin gehabt, hättest du sie sicherlich um den Finger gewickelt,
was?“, zog ich ihn auf. Gespielt entrüstet erwiderte er:
    „Wie
kommst du denn da drauf?“
    „Vielleicht,
weil du das mit allen Frauen versuchst? Und wie kam es dann, dass das Büro
entstanden ist?“ Schnell stellte ich ihm eine weitere Frage, bevor er noch
näher auf dieses verfängliche Thema eingehen konnte.
    „Wir
wissen es nicht genau. Irgendwann kurz vor meinem Abitur fing es an. Richard
hatte schon damals das Computerprogramm entwickelt, um zu sehen, ob seine oder
die Reisen der Anderen nicht doch irgendwann Schaden anrichteten. Er wollte
sichergehen, dass alles blieb, wie es war. Eines Tages zeigte das Programm eine
Anomalie auf, in einer Zeit, in der wir nie gewesen waren. Allerdings ging
zeitgleich auch einer der Archäologen verschollen, der mit einer Zeitmaschine
unterwegs war. Und so fing alles an, und da es immer mehr Zwischenfälle gab,
sah Richard sich gezwungen das Büro, wie es in seiner heutigen Form existiert
zu gründen.“
    „Du
hattest also gar keine Wahl, als es darum ging, was du mal werden möchtest?“
    „Doch
schon, aber die Frage stellte sich mir nie. Ich habe wie du, Geschichte
studiert und nebenbei diesen Job erledigt. Und auch wenn so etwas wie heute
passiert, möchte ich um nichts in der Welt damit aufhören!“
    „Auch
nicht für die Liebe deines Lebens?“ Schon in dem Moment, in dem ich Frage
ausgesprochen hatte, bereute ich es sie gestellt zu haben. Ich wusste, dass er
sich seit Eva auf keine ernsthafte Beziehung mehr eingelassen hatte. Er schien
nicht mehr an die Liebe zu glauben und bevorzugte die unverbindlichen
Geschichten, wie er nicht müde wurde mir zu versichern. Phil schwieg einen
Augenblick und starrte eine Zeit lang ins Feuer, als müsse er erst in sich
gehen, um die Antwort tief in

Weitere Kostenlose Bücher