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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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antrieb, schneller als
gewöhnlich zu laufen. Da wir weder Sänfte noch Kutsche besaßen, hatten wir den
kurzen Fußweg für unsere Rückkehr nach Hause gewählt, anstelle der sonst
üblichen Fähre.
    „Sir
Francis Drake hat mir von seiner Weltumsegelung erzählt. Es war äußerst
faszinierend.“ Überrascht blickte Phil mich an. Er hatte dem Neuankömmling, der
neben Raleigh gestanden hatte, keine besondere Aufmerksamkeit zukommen lassen.
Für ihn war es nur ein weiterer meiner unzähligen Verehrer. Die Tatsache, dass
ich nun auch den Kontakt zu Drake hergestellt hatte, schien ihm zu gefallen.
     
    Plötzlich
brach Tumult um uns herum aus. Aus einer Seitengasse heraus rannte ein Mann auf
uns zu. Im Schein der Fackeln sah ich Metall aufblitzen. Der Mann stürzte sich
auf Phil und versuchte mit dem Messer auf ihn einzustechen, doch Phil reagierte
im Bruchteil einer Sekunde. Mit einer zügigen Bewegung zog er sein Schwert und
hielt es abwehrend vor sich. Der Kerl hatte keine Chance, sondern rannte in
seinem Eifer direkt auf Phils Waffe zu. Das Schwert durchbohrte seinen Körper
in einem Zug. Die Augen des Angreifers öffneten sich vor Überraschung und
Schmerz. Ungläubig schaute er auf die Wunde und betrachtete erschrocken das
Blut, das aus ihm heraussprudelte. Phil hatte das Schwert in dem Moment, in dem
er erkannt hatte, dass er den anderen getroffen hatte, bereits wieder aus ihm
herausgezogen. Doch es war schon zu spät, der Übeltäter wollte noch etwas
sagen, aber schon verließen ihn seine Lebensgeister und er sank zu Boden, wo er
regungslos liegen blieb. Fassungslos schaute ich zu dem Mann, der am Boden lag
und dann langsam zu Phil hinüber, dessen Wams mit Blut besudelt war. Ich
blickte an mir herab und erkannte, dass auch mein Kleid mit roten Spritzern
übersät war, denn ich hatte nicht unweit der beiden gestanden. Das Blut und die
Tatsache, dass Phil vor meinen Augen gerade einem tödlichen Anschlag nur
deshalb entkommen war, weil er selbst einen Menschen getötet hatte, ließen
meinen Magen rebellieren. Eine Welle der Übelkeit überkam mich und ich spürte,
wie sich alles, was sich in meinem Magen befand, den Weg nach oben suchte. Ich
hatte kaum Zeit zu reagieren, schon übergab ich mich auf offener Straße vor
allen Anwesenden. Würgend und keuchend stand ich dort, bis nichts mehr kam. Die
Tränen liefen über mein Gesicht, von dem scheußlichen Geschmack, den ich im
Mund hatte, ganz zu schweigen.
    Warum
konnte ich nicht einfach im Boden versinken? Mir war das Ganze mehr als
peinlich. Was war ich dankbar dafür, dass es in dieser Zeit keine Handys mit
Kamera gab, die meinen wenig würdevollen Auftritt für die Ewigkeit festhalten
konnten. Und Phil würde sich nicht trauen das Handy hervorzuholen, um mich
erpressbar zu machen. Glück im Unglück konnte ich da nur sagen.
    Unbemerkt
war Phil an mich herangetreten. Wortlos zog er mich in seine Arme und hielt
mich fest. Wild um mich schlagend befreite ich mich aus seiner Umarmung.
    „Du…“
Ich schluckte, da ich erneut würgen musste, obwohl mein Magen bereits leer war.
„Du hast einen Mann getötet!“ Anklagend blickte ich zu ihm auf.
    „Er
ist mir ins Schwert gelaufen! Meinst du, ich hätte das absichtlich gemacht?“,
erwiderte er sanft. Er hob mein Gesicht mit einer Hand an und sah mich ernst
an. Trotz der schummrigen Beleuchtung, die die Fackeln lieferten, konnte ich
den Schmerz und die Trauer in seinen Augen sehen. Ich schüttelte den Kopf.
    „Nein,
selbstverständlich nicht, aber… der Mann ist tot…“, schluchzte ich aus lauthals
los.
    „Wäre
es dir lieber gewesen, ich läge da?“ Vorwurfsvoll schaute er mich an.
    „Blödmann!
Natürlich nicht. Aber, ich habe noch nie gesehen, wie du jemanden vor meinen
Augen tötest. Ich glaube nicht, dass ich mich an so etwas gewöhnen kann.“
    „Das
solltest du am besten auch nicht. Ich hatte gar keine Chance. Ich wollte ihn
nur aufhalten, mich verteidigen und er ist blindlings in das Schwert
reingelaufen!“ Er zog mich wieder in seine Arme und hielt mich tröstend fest.
Ich drückte mich fester an ihn, in der Hoffnung, dass diese Umarmung die
schrecklichen Bilder wegnehmen konnte. Seine Nähe, sowie die Wärme seines
Körpers gaben mir ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit. Wenn es nach mir
gegangen wäre, hätte ich ewig hier in seinen Armen bleiben können, doch ein
Räuspern von Phil ließ mich in die Realität zurückkehren. Verwirrt löste ich
mich und blinzelte, um den Tränenschleier

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