Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Auch wenn ich bereits zum zweiten Male an diesen Ort kam, so
beeindruckte mich die Atmosphäre doch wieder aufs Neue. Die mannigfachen
Geschäfte, das Gewusel der vielen unterschiedlichen Menschen, die ihren
Einkäufen nachgingen, die Atmosphäre, die hier herrschte, es war einfach
großartig und einzigartig. Ich hätte hier Stunden verbringen können, wenn neben
mir nicht Phil gestanden hätte, der mir mit seiner Leidensmiene klarmachte,
dass er sich nicht länger als nötig in der Börse aufhalten wollte. Typisch
Mann, kaum wollte Frau mal shoppen, reagierten sie völlig allergisch darauf!
Nach einigem Suchen in den verschiedensten Geschäften wurde ich bei einem
Juwelier fündig, wo ich einen Ohrring aus Rubinen für Raleigh erstand. Zuvor
hatte ich mich noch bei Meg erkundigt, was ein angemessenes Geschenk sei. Auf
alle Fälle wollte ich vermeiden, dass ich im Falle eines Falles ein zu geringes
Geschenk hatte. Aus einem Impuls heraus kaufte ich auch für Phil etwas, eine
Art Taschenuhr. Man durfte doch auch Freunden am Valentinstag Geschenke machen,
rechtfertigte ich mich vor mir selbst, als ich dem Händler das Geld für die Uhr
überreichte. Und die Idee einem Zeitreisenden eine Uhr zu schenken hatte für
mich einen besonderen Reiz und Bedeutung. Ich nahm mir vor ihm das Geschenk am
Abend zu geben, wenn er schon nicht mehr damit rechnete. Die Vorfreude auf sein
verdutztes Gesicht stimmte mich gleich noch fröhlicher.
Der
ganze Hof in Whitehall schien im Valentinstagsfieber zu sein, überall hörte man
Gekicher und Getuschel. Die Frauen blickten den Männern hinterher, steckten
ihre Köpfe zusammen und wisperten einander zu, gefolgt von lautem Gelächter.
Als ich mit Phil an einer solchen Gruppe vorbeilief, konnte ich sogar leises
Stöhnen einer einzelnen Dame hören. Fehlte wirklich nur noch, dass sie in
Ohnmacht fiel. Wo war ich denn hier gelandet? Ich hatte schon Abifeiern
mitgemacht, bei denen es ernsthafter zuging als bei Hofe am Valentinstag. Ich
rechnete schon fast damit, dass eine der Holden Phil einen Zettel zusteckte,
auf dem stand: „Willst du mit mir gehen? Kreuze an: Ja oder Nein“. Aber nichts
dergleichen geschah. Die Angst vor der Königin, was geschah, wenn man ihr das
Spielzeug wegschnappte, saß wohl zu tief. Wenn man ihr Ersatz anbot, wie ich es
getan hatte, war ihre Reaktion gar nicht mal so furchterregend, aber das musste
ich den Damen nicht auf die Nase binden, zumal sich bietende Alternativen rar
gesät waren.
Der
von Elizabeths Vater angeordnete Feiertag wurde mit aller Pracht gefeiert. Alle
hatten sich in ihre kostbarsten Gewänder gekleidet und waren voller Vorfreude
auf die anstehenden Feierlichkeiten. Ehe ich mich versah, war ich von einer
Horde Männer umrundet, die mir zu Ehren Gedichte vortrugen. Peinlich berührt,
dass ich dermaßen im Mittelpunkt stand, hielt ich nach Phil Ausschau. Dieser
war jedoch in dem Moment, in dem wir den großen Saal betreten hatten grußlos
verschwunden. Vermutlich war er bei der Königin, denn diese erwartete mit aller
Sicherheit auch seine Aufwartung und Geschenke. Dass er überhaupt ein Geschenk
hatte, hatte er nur mir und meinem Wunsch einkaufen zu gehen zu verdanken. Denn
kaum waren wir in der Börse angekommen, fing er an, sich noch einmal Gedanken
um das Thema zu machen. Ihm dämmerte, dass es wohl besser für ihn sei, wenn er
auch etwas für Elisabeth hatte, wollte er sich nicht ihren Zorn zuziehen. Darum
erstand er bei einem Juwelier einen wertvollen Armreif, sowie bei einem der
Schreiber, die dort herumsaßen, noch schnell ein Gedicht, welches er ihr
vortragen und selbstverständlich, als seines verkaufen wollte. Alter
Hochstapler, aber wenn es der Sache diente, heiligte der Zweck nun mal die
Mittel.
Mir
war klar, dass mein Aussehen nicht alleine den Ausschlag für die Bewunderung
der Männer gab. Bei Silvia hätte das der Fall sein können, aber in meinem Fall
war der Ruf des Geldes eine noch größere Motivation als meine bloße
Erscheinung. Dennoch fühlte ich mich unter all den aufmerksamen Blicken und dem
Stimmengewirr der Männer, die um meine Aufmerksamkeit rangen unwohl. Meine
Erleichterung, als Walter Raleigh zu uns kam, war fast hörbar. Freudig wandte
ich mich ihm zu und begrüßte ihn:
„Sir
Walter, ich bin entzückt Euch wiederzusehen.“
„Lady
Laura, das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite. Sagt, ich würde Euch gerne
unter vier Augen sprechen. Es geht um eine eher private Angelegenheit“ Seine
Miene war ernst und
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