Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
sich drinnen zu finden. Mir war gar nicht bewusst
gewesen, dass meine Frage so schwer zu beantworten war, da gab es doch
eigentlich nur ja oder nein.
„Im
Moment kann ich es mir nicht vorstellen“, erwiderte er schließlich. Erst jetzt
wurde mir bewusst, dass ich unbewusst den Atem angehalten hatte. Erleichtert
ließ ich lautlos die Luft aus. Aber warum? „Weil du froh bist, weiterhin mit
ihm durch die Zeit zu reisen“, antwortete meine innere Stimme mir. Wo war das
denn jetzt hergekommen? Klar wollte ich weitermachen, aber das war doch nicht
von ihm abhängig, oder doch? So wie er es sich momentan nicht vorstellen konnte
für eine Frau diesen Beruf aufzugeben, so konnte ich es mir nicht vorstellen,
dass ich mit jemand anderem als ihm reiste. Zu vertraut war er mir geworden,
als dass ich mich auf einen neuen Partner einstellen wollte. Genau das war es,
besser einen Teufel, den man kennt, als einen den man nicht kennt. Ich wollte
mich doch nicht an einen Partner gewöhnen, nur um mich dann mit einem neuen
herumschlagen zu müssen, der vielleicht noch schlimmer war.
„Da
bin ich aber froh, dass ich dich nicht gleich als Partner verliere!“ Hallo? Was
war denn los mit mir? Ein wenig Glühwein getrunken und ich sagte Dinge, die ich
nur denken, aber nicht sagen wollte. Hatte er mir eine Wahrheitsdroge verpasst?
Das konnte unangenehm für mich enden, wenn er die richtigen Fragen stellte. Es
gab einige Sachen aus meiner Jugend, die besser nie wieder ans Tageslicht
kommen sollten.
„Ich
auch. Du bist gar nicht mal so übel, wenn man bedenkt, dass ich eigentlich
nicht mit Partnern arbeite“, antwortete er. Mit einer so netten Bemerkung hatte
ich gar nicht gerechnet, das war schon fast eine offizielle Anerkennung
seinerseits. Denn auch wenn wir uns inzwischen um einiges besser verstanden,
als zu Beginn unserer Bekanntschaft, so gerieten wir doch immer noch schnell
aneinander. Wobei unsere Wortgefechte viel von ihrer Hitzigkeit verloren
hatten, sondern eher zum kameradschaftlichen Schlagabtausch geworden waren.
Der
Wein und die Wärme des Feuers hatten mich schläfrig gemacht. Nur mit Mühe
konnte ich ein Gähnen unterdrücken und meine Augen offenhalten.
„Ich
geh‘ jetzt besser schlafen, bevor ich hier auf dem Stuhl einschlafe!“, sagte ich
und streckte mich, bevor ich aufstand. Vielleicht war es der Glühwein oder die
besondere Atmosphäre, die den Abend umgab. Ich wusste nicht, was genau den
Ausschlag gab, aber einer inneren Eingebung folgend, ging ich zu Phils Stuhl,
beugte mich zu ihm hinunter und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Gute
Nacht, Partner“, flüsterte ich. Überrascht schaute er mich an. Seine Augen
sahen im Licht des Feuers nicht mehr blau, sondern fast schwarz aus und wirkten
unergründlich. Was hatte ich nur getan? Warum spielte ich nur dermaßen mit dem
Feuer? Würde ich noch einen Moment länger hier stehen bleiben, dann wäre es um
mich geschehen. Ich spürte, wie mir das Herz bis zum Halse klopfte. Schnell
drehte ich mich um und floh hastig in Richtung Tür. Als ich auf der anderen
Seite stand, hörte ich etwas, was sich wie ein leises Lachen anhörte.
24.
Kapitel
Der
nächste Morgen war ein klarer, kalter Wintertag. Die Sonne schien und wir
schrieben den 14. Februar 1584 oder anders ausgedrückt: Es war Valentinstag.
Mir war zwar bewusst gewesen, dass der Valentinstag keine Erfindung der
Blumenhändler war, dennoch war ich überrascht herauszufinden, dass der
Valentinstag im elisabethanischen England ein wahrer Feiertag war. So wusste
Meg an diesem Morgen über nichts anderes mehr zu reden als über ihren
Zukünftigen.
„In
meinem Traum heute Nacht träumte ich, dass ich mit Billy Matthews, dem Sohn des
Bäckers, getanzt habe. Jedoch der erste Mann, der mir heute außerhalb des
Hauses begegnet ist, war aber John Ducker, der Schuhmacher. Wer wird denn nun
mein Ehemann?“ Sie seufzte, während sie meine Haare zu einer komplizierten
Frisur hochsteckte. Was war das denn nur wieder für eine Logik? Manchmal fiel
es mir doch recht schwer ihrem Geplapper zu folgen und dieser Morgen stellte
keine Ausnahme dar.
„Meg,
du vergisst, dass ich aus den Niederlanden komme. Was hat das alles mit deinem
zukünftigen Mann zu tun?“, fragte ich sie, da ich zwar ihre Worte, nicht aber
deren Sinn verstand. Sie schaute mich ungläubig an, als hätte ich ihr erzählt,
dass die Königin doch noch heiraten werde.
„Oh
my Lady, ihr feiert keinen Valentinstag in Eurer Heimat, welch ein
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