Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
undankbaren Amt bekommen können.
„Sir
Francis, darf ich Euch meine Schwester Lady van Simon präsentieren?“, übernahm
Phil die Vorstellung. Der Angesprochene begegnete meinem Knicks mit einer knapp
angedeuteten Verbeugung, die gerade noch das gebotene Maß an Höflichkeit
überschritt. Das hier war kein Freundschaftsbesuch!
„Ich
will keine unnötigen Worte verlieren und Euch über den Grund meines Besuches
unterrichten.“ Er machte eine Kunstpause, um die Spannung zu erhöhen, dafür
hätte es auch dieser Verzögerung nicht bedurft, die Luft war auch so schon
elektrisiert genug.
„Man
hört Euren Namen bei Hofe immer häufiger. Selbst Ihre Majestät ist voll des
Lobes über Euch Sir Philemon.“ Meine Wenigkeit ließ er außen vor, ich konnte
mir auch nicht vorstellen, was die Königin Positives über mich zu sagen hatte.
„Es
ist nur erstaunlich, dass es den Anschein hat, dass Eure Namen in Eurer Heimat
gänzlich unbekannt sind, obwohl Ihr solche hervorragende Empfehlungsschreiben
habt. Nun gibt es zwei Möglichkeiten: Ihr habt bisher ein sehr zurückgezogenes
Leben geführt oder Ihr seid nicht die, die Ihr vorgebt zu sein!“ Wieder machte
er eine Pause und studierte dabei unsere Gesichter. Ich vermied es Phil
anzusehen, weil mein fragender Blick mich in diesem Moment sicherlich verraten
hätte. Was bitteschön antwortet man auf solch eine Frage?
„Sir,
seid versichert, dass wir nicht im Traum daran denken, etwas zu tun, was dem
Wohl Eures Landes und Eurer Königin entgegensteht. Wir sind loyale und treue
Untertanen Wilhelms und in seinem Sinne handeln wir“, ließ Phil nach wenigen
Schrecksekunden verlauten.
„Ich
verstehe.“ Erneute Pause. „Es könnte zu Eurem Vorteil sein, wenn Ihr ebenfalls
für mich arbeitet. Solltet Ihr über Informationen verfügen, die für das Wohl
der Königin wichtig sein sollten, so bitte ich Euch, auch mir Euer Wissen
mitzuteilen.“
„Selbstverständlich,
Sir Francis. Wie können wir Euch erreichen?“ Phil ging sofort auf das Spiel
ein, was hätte er auch anderes tun sollen?
„Ihr
könnt einen Boten in mein Haus am Strand schicken. Ihr werdet dann Nachricht
von mir erhalten. Sollte Euch jemand auf meinen Besuch ansprechen, dann sagt
einfach, dass ich Euch zu einer sehr kleinen Feier am morgigen Abend mit
auserwählten Gästen im Palast eingeladen habe.“ Er nickte uns kurz zu und
verließ ohne ein weiteres Wort zu verlieren den Raum. Sprachlos starrte ich ihm
hinterher.
„Habe
ich das richtig verstanden? Wir sollen jetzt für ihn spionieren? Was sollen wir
ihm denn sagen? Ach Sir Francis, da wären so ein paar Sachen, auf die Ihr Euer
Augenmerk richten solltet? Behaltet einen Mann namens Babington im Auge, zum
Beispiel?“, sprudelte es nur so aus mir heraus, als ich hörte, dass die Haustür
sich hinter ihm schloss. Ich ließ mich auf einen der Stühle am Kamin fallen und
ging kopfschüttelnd das eben Geschehene noch einmal in Gedanken durch. Das
konnte doch nur schiefgehen. Schon sah ich uns schon im Tower, und zwar nicht
um die wilden Tiere zu besichtigen, sondern eher als Futter für die Löwen.
„Du
übertreibst mal wieder maßlos. Wenn wir Glück haben, sind wir bald wieder weg und
wir müssen ihm nichts mehr sagen. Unsere Zeit hier wird langsam knapp, falls du
es vergessen haben solltest. Wir haben nur bis Mitte März Zeit, dann soll
Elisabeth Raleigh das Patent überreichen! Aber das scheint dir irgendwie egal
zu sein. Du bist ja zu sehr damit beschäftigt mit besagtem Herrn
Körperflüssigkeiten auszutauschen, als auf die wichtigen Dinge zu achten!“ Wie
schon einmal erwähnt, Phils Laune war immer noch auf dem Tiefpunkt und er
schien mich weiterhin aus unerfindlichen Gründen auf dem Kieker zu haben.
„Das
mit Raleigh ist einfach so passiert und außer diesem Kuss war da nichts. Und
wenn, ginge es dich auch nichts an und schwanger kann ich übrigens auch nicht
werden. Da habe ich schon vorgesorgt. Nicht, dass es dich etwas anginge, aber ich
möchte doch nicht daran Schuldsein, das dir vor Sorge graue Haare wachsen, das
könnte deinem guten Aussehen schaden. Ich will nicht wissen, mit wie vielen
Frauen du auf deinen Reisen bisher das Bett geteilt hast. Hast du dir da mal
Gedanken um eventuelle Nachkommen gemacht?“ Aufgeregt erhob ich mich und baute
mich vor Phil auf. Meine Hände in die Hüften gestützt, sah ich kampfeslustig zu
ihm auf.
„Mach
doch, was du willst, aber komm nicht zu mir und flenn‘ dich an meiner Schulter
wegen
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