Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
gebrochenen Herzens aus, wenn wir heimreisen. Ich bin nicht deine beste
Freundin!“ Was hatte ich ihm denn getan, dass er derart auf mir rumhackte? Bis
vor zwei Tagen hatten wir uns bestens verstanden, Geschichten ausgetauscht. Wir
waren Freunde gewesen und nicht nur Partner und dann diese Wende um 180 Grad.
Verschwunden war der unbesorgte und unbekümmerte Junge, den ich damals auf dem
Foto in Richards Büro gesehen hatte und der vorher immer mal wieder
hervorgeblitzt war. Zurückgeblieben war ein Miesepeter, dem ich anscheinend
nichts recht machen konnte. Für einen kurzen Augenblick tauchte das besagte
Bild vor meinem inneren Auge auf und mich traf fast der Schlag, als ich mir
alle Details ins Gedächtnis rief.
„Glaub‘
jetzt bitte nicht, dass ich vom Thema ablenken will, aber du hast mir nie
erzählt, was aus Richards bestem Freund, Klaus, wurde.“ Mein Themenwechsel
überraschte ihn zwar, dennoch antwortete er mir:
„Er
ist vor einigen Jahren gestorben. Ich dachte, das hätte ich dir erzählt. Wieso
kommst du jetzt da drauf?“ Phils Miene hätte skeptischer nicht sein können.
„Er
ist ganz sicher tot?“, hakte ich noch einmal nach. Sollte ich mich derart
geirrt haben?
„Worauf
willst du hinaus?“
„Ich
habe dir doch mal von diesem Mann erzählt, der mich ohne Weiteres im Palast
begrüßt hat und ich sagte doch, dass ich sein Gesicht kenne. Heute ist er mir
am Saint Paul’s Churchyard wieder begegnet. Wir haben ein paar Worte
miteinander gewechselt. Und ich wusste, dass ich ihn schon mal gesehen hatte,
aber nicht auf einer Leinwand, wie du gesagt hast. Mir ist gerade klar
geworden, dass es der dritte Mann auf dem Foto im Büro deines Onkels war.“ Vor
Aufregung überschlug sich meine Stimme fast.
„Das
kann nicht sein. Er starb auf einer Reise mit Richard! Da gibt es keinen
Zweifel daran, du spinnst dir da was zusammen.“ Ich war mir so sicher gewesen,
dass dieser Mann Klaus gewesen war, aber wenn er tot war, musste ich mich doch
geirrt haben. Es mochte zwar Zeitreisende geben, aber Geister waren dann doch
zu abstrus und abgefahren.
„Vermutlich
hast du recht“, gab ich mehr als widerwillig zu.
„Selbstverständlich
habe ich recht! Wenigstens gut, dass einer von uns beiden den Durchblick hat.
Bei deiner derzeitigen Hormonlage kann man ja nicht von klarem Verstand
reden!“, erwiderte er mit ätzendem Tonfall.
„Ich
glaube, es ist das Beste, wenn ich nun auf mein Zimmer gehe. Meine Anwesenheit
scheint wohl ein rotes Tuch für dich zu sein. Ich habe keine Lust mehr dein
verbaler Punchingball zu sein und von daher sollten wir ab sofort getrennte
Wege gehen!“
„Was
meinst du damit? Getrennte Wege gehen?“ Etwas wie Ratlosigkeit zeichnete sich
auf seinem Gesicht ab.
„Du
und ich, das geht auf die Dauer nicht gut. Vielleicht kann Richard mich nach
unserer Rückkehr jemand anderem zuweisen, wenn nicht …“ Ich zuckte mit den
Schultern, da ich wusste, dass es bedeutete, dass ich alles Erlebte vergessen
würde, vielleicht auch Phil. Was wahrscheinlich noch nicht mal das Schlechteste
wäre, wenn man bedachte, wie sich mein Herz, alleine bei dem Gedanken nicht
mehr mit ihm zusammen zu sein, anfühlte. Vielleicht wäre es sogar das Beste,
wenn ich ihn vergessen könnte, dann würde ich den Schmerz, den er mir zufügte,
auch nicht kennen.
„Wenn
du meinst, dass es das Beste ist, dann wird es wohl so sein! Reisende soll man
nicht aufhalten.“
„Gut,
dann wäre ja wohl alles geklärt. Wir werden diesen Auftrag zu Ende bringen und
das war es dann. Sobald wir zurück sind, werde ich mit Richard sprechen.“ Seine
Worte hatten mich schwer getroffen. Was hatte ich denn erwartet? Dass er mich
aufhielt, weil ich ihm auch etwas bedeutete? Oh nein, das hier war das wahre
Leben und in dem gewann Philemon Berger den Preis für den Mistkerl des Jahres.
Hoch
erhobenen Kopfes drehte ich mich um und ging zur Tür heraus.
In
meinem Zimmer angekommen, ließ ich mich aufs Bett fallen und schluchzte laut
los. Das mit dem Weinen wurde langsam zur unschönen Angewohnheit, fast so als
wäre ich an einen Wasserschlauch angeschlossen. Hoffentlich war unser Auftrag
bald vorbei und Phil endlich Geschichte. Ich hatte genug von dem Ganzen und
bereute es, dass ich mich auf die Sache mit den Zeitreisen eingelassen hatte.
Nein, das stimmte nicht wirklich, aber ich bereute es, dass ich mich auf Phil
eingelassen hatte. Ohne es zu wollen, hatte er sich still und heimlich seinen
Weg in mein Herz gegraben und
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