Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
Erlaubnis
entschied, ob Raleigh seine Unternehmungen starten durfte.
In
der darauffolgenden Nacht erzählte ich Phil von den Ereignissen des Abends.
„Bist
du wahnsinnig? Was hast du dir denn davon versprochen?“, fuhr er mich aufgeregt
an. Überrascht setzte ich mich auf und blickte ihn ernst an.
„Was
ist denn mit dir los? Warum regst du dich so auf?“ Mir war nicht bewusst
gewesen, dass mein Handeln derart falsch gewesen war.
„Walsingham
hat Lunte gerochen. Er weiß, dass etwas faul ist. Er wird keine Ruhe geben, bis
er herausgefunden hat, was los ist. Und du setzt ihn auch noch schön darauf
an!“ Phil war richtig wütend geworden, seine Augen blitzten vor Empörung und
seine Hände hatte er zu Fäusten geballt.
„Das
habe ich nicht gewusst, als ich mit ihm gesprochen habe! Mir kam es wie ein
guter Einfall vor.“
„Es
war dumm. Wir können nur hoffen, dass wir genügend Zeit haben, bevor er
herausfindet, dass wir nie und nimmer diejenigen sind, die wir vorgeben zu
sein. Warum hast du nicht einfach deinen Mund gehalten?“ Manchmal raubte mir
dieser Mann immer noch den letzten Nerv. Sein Temperament ging schneller mit
ihm durch, als Pferde beim Start in Ascot.
„Weil
die Zeit eng wird und ich jede Möglichkeit nutzen wollte.“
„Man
merkt echt, dass du noch Anfängerin bist. Immer mit dem Kopf durch die Wand!“
Das reichte! Nur weil wir miteinander schliefen, gab ihm das noch lange nicht
die Erlaubnis mich zu behandeln, wie es ihm gefiel. Ich stand auf, zog mir
Nachthemd und Morgenmantel an und schlüpfte in meine Pantoffeln.
„Was
machst du da?“ Das war ja wohl bitte offensichtlich, was ich vorhatte. Musste
ich es ihm noch buchstabieren?
„Das
nächste Mal, bevor du mich alleine lässt, weil du das Händchen der Königin
halten musst, wäre es besser, wenn du mir einen Verhaltenskodex mitgibst, damit
ich weiß, was ich sagen darf und was nicht! Wenn ich mich recht entsinne, habe
ich uns auf der letzten Reise erst auf die richtige Spur gebracht, während du
im Dunkeln getappt bist. Ich gehe jetzt, vielleicht solltest du mal über deine
Worte nachdenken! Und zwar alleine!“, redete ich mich in Rage. Phil ließ mich
in Ruhe ausreden, bevor er kühl antwortete:
„Ich
glaube, das ist wohl das Beste. Wir brauchen wohl ein wenig Abstand!“ Das
schwache Licht des flackernden Kaminfeuers reichte zum Erkennen seines
Gesichtsausdrucks nicht aus. Seinem Tonfall nach zu urteilen, war seine Miene
vermutlich wieder die typisch versteinerte, die er immer dann auflegte, wenn
ihm etwas gegen den Strich ging.
„Das
denke ich auch! Gute Nacht!“ Die wünschte ich ihm selbstverständlich nicht. Von
mir aus konnte er die ganze Nacht wach liegen und darüber nachdenken, was er
mir so an den Kopf geworfen hatte. Aber was hatte er mit Abstand gemeint? Diese
letzten Worte führten dazu, dass ich es war, die die ganze Nacht nicht schlief
und mir Gedanken darüber machte, ob er mich nicht abserviert hatte. Und hatte
ich vielleicht nicht überreagiert? So ganz unrecht hatte er nicht gehabt, als
er sagte, dass ich voreilig gehandelt hatte. Mein Temperament stand seinem zum
Teil in nichts nach. Normalerweise hatte ich mich gut im Griff, seit ich jedoch
mit Phil zusammenarbeitete, brach ich immer wieder wie ein Vulkan aus. Kritik
an meiner Person vertrug ich anscheinend nicht gut, etwas an dem ich dringend
arbeiten musste. Und gleich morgen wollte ich damit anfangen und mich bei Phil
für mein Benehmen entschuldigen, auch wenn es mir schwerfiel.
31.
Kapitel
Meinen
Entschluss der Nacht noch im Kopf machte ich mich am nächsten Tag auf die Suche
nach Phil. Doch wie ich feststellen musste, war er schon wieder nicht im Haus.
Eine Frage bei seinem Diener brachte zutage, dass er schon gleich am frühen
Morgen zu einem Ausritt aufgebrochen und er bisher noch nicht zurückgekehrt
war. Kompensierte er seine morgendlichen Joggingrunden durch Reiten? Seit wir
in der Vergangenheit waren, verging fast kein Morgen, an dem er nicht ausritt,
ich fand seine Disziplin sehr bewundernswert. Ich trug dem Jungen auf, Phil
sofort nach seiner Ankunft in die große Halle zu schicken, da ich ihn dort zu
sprechen wünschte. Wie ein gefangenes Wildtier lief ich in unserem Wohnzimmer
auf und ab und wartete auf Phils Rückkehr. Immer wieder horchte ich auf, wenn
ich etwas hörte, was wie die Tür klang. Doch leider wurde ich immer wieder aufs
Neue enttäuscht. Endlich wurde ich erlöst, die Haustür wurde geöffnet und
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