Einsatzort Vergangenheit (German Edition)
nicht. Meine Worte hatten
den gewünschten Effekt, denn Lady Annes Lächeln erlosch und sie wechselte
schnell das Thema. Vermutlich hatte sie ihre, erst kürzlich aufgehobene
Verbannung vom Hofe, aufgrund ihrer Affäre mit Oxford, noch nicht ganz
überwunden und wollte garantiert nicht durch eine weitere Liebschaft von sich
Rede machen. Das Gespräch wurde sofort in eine andere Richtung gelenkt und wir
unterhielten uns über die aktuelle Mode und wie man die überdimensionierten
Kragen, die gerade absolut en vogue waren, am besten tragen konnte, bis ich aus
dem Augenwinkel Francis Drake in unmittelbarer Nähe stehen sah. Jetzt galt es.
Ich pfiff auf meine gute Erziehung und verstieß vermutlich gegen jede
Benimmregel bei Hofe und rief:
„Sir
Francis, ich freue mich Euch wiederzusehen!“ Kaum hatte er seinen Namen gehört,
drehte er suchend den Kopf, und als er mich sah, hellte sich sein Gesicht merklich
auf. Eiligen Schrittes kam er auf mich und meine Gesprächspartnerinnen zu.
„Lady
van Simon, welch eine Freude Euch wiederzusehen. Wie ist es Euch in den letzten
Wochen ergangen?“, begrüßte er mich freudig, während er meine Hand zum Handkuss
ergriff.
„Ich
kann mich nicht beklagen Sir Francis. Darf ich Euch meine Begleiterinnen
vorstellen?“ Erneut übernahm ich die Aufgabe alle miteinander bekannt zu machen
und stellte die Damen Drake vor, die ihrerseits ganz entzückt waren, dass ich
über dermaßen gute Kontakte zu verfügen schien. Gut, Phil war in ihren Augen
Familie, aber dass ich auch noch den berühmten Weltumsegler und Freibeuter
Francis Drake kannte, beeindruckte sie zusätzlich. Und das, wo ich Ausländerin
war! Und was war mit Elizabeth Sydenham? Hatte Phil ihr noch nicht mal das
leiseste Lächeln entlockt, so entlud sie ihren ganzen Charme auf Drake. Sofort
verwickelte sie ihn in ein Gespräch und wich nicht mehr von seiner Seite und
auch er schien von der jungen Dame beeindruckt. Oder wie sonst sollte man es
deuten, dass er für den Rest des Abends nicht mehr von ihrer Seite wich?
Fast
hatte ich damit gerechnet, dass Phil in dieser Nacht nicht in mein Schlafzimmer
käme. Sein Verhalten mir gegenüber war an diesem Tag immer noch recht
merkwürdig und distanziert gewesen. Doch kaum waren die Geräusche des Hauses
verklungen, hörte ich, dass sich die Tür zu meinem Schlafzimmer öffnete und er
den Raum betrat.
„Bist
du noch wach?“, flüsterte er in die Dunkelheit des Raums. Seine nackten Füße
hallten leise auf dem Boden, als er in Richtung des Betts kam.
„Glaubst
du mir, wenn ich jetzt Nein sage?“ Ich scherzte, doch insgeheim war ich mehr
als überglücklich, dass er mir nicht fernblieb. In der Zwischenzeit war er am
Bett angekommen und setzte sich auf den Bettrand. Ich setzte mich auf, um ihn
im schwachen Licht des Kaminfeuers zu betrachten. Einen Augenblick sprach
keiner von uns, sondern wir verloren uns im Blick des anderen. Langsam umrahmte
er mein Gesicht mit seinen Händen und zog mich ohne Vorwarnung an sich. Seine
Lippen trafen auf meine, seine Zunge suchte sich ihren Weg ins Innerste und
eroberte meinen Mund. Voller Ungeduld drängte ich mich näher an ihn, meine
Hände suchten die Bänder seines Hemdes und langsam begann ich ihn auszuziehen.
Was immer es gewesen war, was ihn hatte so abwesend sein lassen, es konnte
nicht nur an mir gelegen haben. Wie schon in den Nächten zuvor spielten unsere
Körper eine gemeinsame, bittersüße Symphonie, die in einem großartigen Finale
endete.
„Ich
habe, bevor ich zu dir kam, noch einmal die Zeitmaschine geprüft. Immer noch
rot!“, ließ Phil verlauten, als wir einige Zeit später zusammen
nebeneinanderlagen.
„Hast
du geglaubt, dass wir hier fertig sind, wenn wir Drake und Elizabeth
miteinander bekannt machen?“
„Eigentlich
schon. Denk doch mal nach! Unser Auftrag lautete ja nur, dass wir Drake davon
abhalten sollten eine solche Expedition zu unternehmen. Du hast mit eigenen
Augen gesehen, dass es zwischen den beiden gefunkt hat. Raleigh war der Sache
mit der Expedition gegenüber extrem aufgeschlossen. Meine Hoffnung war es
gewesen, dass es reichen würde Drake davon abzuhalten, aber anscheinend ist
unsere Arbeit hier noch nicht getan.“
Es
stimmte. Eigentlich hätte es ausreichen sollen Drake auszuschalten, zwar hatte
es nicht geschadet, dass wir Raleigh auf die Sprünge geholfen hatten, doch wie
sich die Sache momentan darstellte, mussten wir sogar noch weitergehen. Schade,
ich hatte wirklich gehofft, dass
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