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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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vermeiden, so gehörte dies doch nicht an die
große Glocke. Nach einem Tanz zog ich mich mit Raleigh in einer weniger stark
frequentieren Ecke des großen Presence Chambers zurück.
    „Was
begehrt Ihr meine Schöne?“ Mist, so hatte ich mir den Beginn des Gesprächs
nicht vorgestellt.
    „Sir
Walter, Ihr seid mir zu einem guten Freund geworden und dafür wollte ich mich
bei Euch bedanken. Ihr habt mir in den letzten Wochen das Leben hier bei Hofe
so angenehm wie möglich gemacht“, begann ich vorsichtig.
    „Ich
hoffe doch für Euch mehr zu sein, als ein Freund“, warf er ein. Ok, also doch die
Holzhammermethode. Schade, ich hatte mir das wesentlich einfacher vorgestellt.
    „Leider
dürft Ihr das nicht sein!“
    „Ist
es wegen Eures Bruders? Ich dachte, das sei geklärt!“ Raleigh sah erbost aus.
Beschwichtigend nahm ich seine Hand und hielt sie fest. Jetzt half nur noch
eine fette Lüge.
    „Nein,
mein Bruder hat nichts damit zu tun. Es ist nur so, dass ich mich bald
vermählen werde.“
    „Mit
einem Engländer? Aber wer?“, stammelte er verwirrt.
    „Mit
keinem Eurer Landsmänner. Er ist ein alter Freund der Familie aus den
Niederlanden. Mein Bruder hat einen Brief von ihm erhalten, in dem er um meine
Hand anhielt und Philemon hat der Verbindung zugestimmt. Sobald wir
zurückkehren, werden wir heiraten!“ Hoffentlich würde er das schlucken. Ich sah
es als einzige Möglichkeit ihm, so elegant es ging, den Laufpass zu geben, ohne
seine Gefühle allzu sehr zu verletzen.
    „Ihr
kennt Euren Zukünftigen also schon lange?“ Er schien sich nicht so schnell
zufriedenzugeben, also musste ich meine Geschichte noch ordentlich ausschmücken.
    „Seit
unserer Kindheit. Wir sind zusammen aufgewachsen. Er wollte mich schon vor
Jahren zur Frau nehmen, aber dann kam mein verstorbener Gatte und bat bei
meinem Vater um meine Hand. Er war eine gute Partie, besser als mein Niklas.
Von daher zögerte mein Vater keinen Moment und ich wurde damals gegen meinen
Willen verheiratet. Es war keine schlechte Ehe, aber er war nicht derjenige,
den ich gewählt hätte.“ Selbst in meinen Ohren klang das dick aufgetragen, aber
Walter schien es zu hinzunehmen.
    „Waren
all Eure Gefühle nur gespielt?“ Wie ein verletztes Reh schaute er mich an.
Warum musste es nur so hart sein? Konnte er nicht ein Macho sein, der eine nach
der anderen vernaschte und sich keine Gedanken um die Gefühle der Frauen
machte? Wenigstens nur einmal in meinem Leben wollte ich an so einen Mann
geraten und was geschah? Ich erwischte einen richtig netten Kerl, dem ich das
Herz brechen musste.
    „Meine
Zuneigung Euch gegenüber ist echt. Ich hege ebenfalls gewisse Gefühle für Euch,
doch Niklas…“ Ich ließ den Satz unvollendet, denn anscheinend hatte Raleigh
sein Einsehen mit mir. Er nahm meine Hand und hauchte einen Kuss darauf.
    „Dann
bleibt mir nichts anderes übrig, als Euch alles Glück dieser Erde zu wünschen.
Auch wenn ich zugeben muss, dass ich es lieber gesehen hätte, wenn Ihr mit mir
den Bund der Ehe eingegangen wäret.“ Immer noch lag ein Schatten des Bedauerns
auf seinem Gesicht.
    „Ich
hoffe doch, dass wir weiterhin Freunde bleiben können. Wir werden noch einige
Zeit hier bleiben und es wäre schade, wenn ich auf Eure Gesellschaft verzichten
müsste!“ Hätte mir irgendwann mal jemand gesagt, dass ich die alte
Wir-können-ja-Freunde-bleiben-Nummer abziehen würde, hätte ich demjenigen
sicherlich den Vogel gezeigt, denn normalerweise war ich diejenige, der man
diese Geschichte erzählte. Aber hier saß ich am Hofe von Elizabeth I. und
erzählte Walter Raleigh ebendies. Das Ganze war so absurd, dass ich schon fast
darüber lachen konnte, aber nur fast, denn Walters Gefühle zu verletzen, war
meilenweit von dem entfernt, was ich im Sinn gehabt hatte.
    „Ich
beneide Euren zukünftigen Gatten über alle Maßen. Seid Euch meiner Freundschaft
gewiss, ich werde Euch immer in Ehren halten.“
    „Eine
Bitte habe ich noch an Euch, bevor wir uns wieder zu den anderen gesellen: Was
ich Euch gerade mitgeteilt habe, soll noch nicht an die Öffentlichkeit dringen.
Mein Bruder hofft noch einige Geschäfte abzuschließen, und solange die Herren
glauben, ich sei noch haben, denkt er, dass sich das günstig auf seine
Unternehmungen auswirken kann. Ich bitte Euch um absolutes Stillschweigen!“
    „Euer
Geheimnis ist bei mir sicher, das versichere ich Euch! Wie lange werdet Ihr
noch hier bleiben?“ Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, dass Phil

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