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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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besser
war.
    „Hat
dein Handy auch eine Kamera?“, wollte ich deshalb wissen. Phil runzelte die
Stirn, als hätte er meine Frage nicht verstanden. „Na ja, wenn du eine hättest,
würde ich dich bitten ein Foto von mir zu machen, damit ich weiß, wie ich
aussehe“, erklärte ich ihm. Sein Gesicht hellte sich auf und er machte sich
daran, das Handy aus seinem Wams hervorzuholen.
    „Lächeln!“,
forderte er mich auf, was ich sogleich tat. Ein Blitz hellte den Stall für
einige Sekunden auf, dann wurde es wieder dunkel um uns herum. Neugierig eilte
ich zu Phil und betrachtete das Bild. Was ich sah, gefiel mir, ich hatte
wirklich schon schlimmer ausgesehen.
    „Du
siehst wirklich gut darin aus!“ Ein Kompliment von Phil. War unsere Lage
vielleicht doch ernster als angenommen? Wollte er mir, nun, nachdem er nett zu
mir gewesen war, die schlechten Nachrichten übermitteln?
    „Und
jetzt?“, wollte ich wissen. Kleidung gut und schön, aber damit hatten wir noch
nichts, wo wir über Nacht bleiben konnten. Hinzu kam das Grummeln meines
Magens, das laut genug war, dass auch Phil es hörte.
    „Wir
brauchen ein Dach über dem Kopf und damit meine ich nicht diesen Stall. Wir
nehmen uns hier ein Zimmer und dann werde ich dich füttern.“ Klang ja wie bei
den wilden Tieren, sehr schmeichelhaft. War wohl doch alles nicht so schlimm,
wie befürchtet. Phil nahm meine modernen Kleider und packte sie in den Beutel,
in dem zuvor meine neuen Sachen gewesen waren, er selbst hatte einen eben
solchen Beutel. Er ging voraus und kletterte nach unten, ich tat es ihm nach.
    „Ich
sehe, du bist nicht ganz der hiesigen Mode gefolgt“, feixte er, als ich neben
ihm stand. Zunächst schaute ich ihn verständnislos an, bis mir einfiel, dass er
beim Festhalten der Leiter unter meine Röcke hatte schauen können. Schon wieder
spürte ich die verräterische Röte über mein Gesicht kriechen und schimpfte mich
selbst eine dumme Gans nicht daran gedacht zu haben, dass ich ihm so einen
wunderbaren Einblick bot.
    „Wird
ja wohl für dich nichts Neues gewesen sein, oder? Bestimmt hast du schon die
eine oder andere Unterhose in deinem Leben zu Gesicht bekommen. Oder haben
deine Frauen alle nur Strings an?“ Die Gelassenheit, mit der ich das über meine
Lippen brachte, überraschte mich. Doch vermutlich war es wie mit allem anderen
auch, Übung macht den Meister. Phil kommentierte das nicht weiter, sondern
grinste einfach nur noch unverschämter.
     
    Wir
hatten den Stall verlassen und standen wieder im Innenhof des Inns. Geschäftiges
Kommen und Gehen herrschte um uns herum. Mägde und Knechte hechteten hin und
her, Kutschen fuhren zum Innenhof herein und ließen die unterschiedlichsten
Menschen ein- und aussteigen. Unauffällig mischten wir uns unter die Menge,
damit es nicht sofort auffiel, dass wir nicht zu Pferde oder mit einer Kutsche
angereist waren. Im Innern des Gasthauses machte Phil den Wirt ausfindig und
fragte ihn, ob er noch Zimmer für uns habe. Das Glück schien uns hold, denn wie
es der Zufall wollte, gab es tatsächlich noch ein freies Zimmer. Das Letzte,
wie der Wirt zu betonen nicht aufhörte. Glaubte er, dass wir nun einen höheren
Preis zahlten? Im Leben nicht, vermutlich war der Preis, den wir jetzt zahlten
schon jenseits von Gut und Böse. Auf die Frage, wo unser Gepäck sei, antwortete
Phil, dass es sicherlich mit einem der nächsten Kutschen käme, die von Dover
nach London fuhren. Der Wirt nahm die fadenscheinige Ausrede ohne Zögern hin
und führte uns in den zweiten Stock des Gebäudes zu unserem Zimmer. Bevor uns
der Wirt verlassen konnte, bestellte Phil noch etwas zu essen. Er nickte
zustimmend und schloss beim Hinausgehen die Tür und wir waren alleine.
     
    Neugierig
blickte ich mich im Raum um und was ich sah, überraschte mich. Hatte ich doch
mit dunkler Eichholzvertäfelung gerechnet, nicht jedoch mit bunten
stoffbedeckten Wänden. Der farbenfrohe Stoff machte den Raum gleich um einiges
wohnlicher und gemütlicher. Auf einer Seite des Raumes war die Stoffbespannung
unterbrochen und machte Platz für einen Kamin. Die Einrichtung war praktisch
und bestand aus einem richtigen Himmelbett mit Vorhängen, einer Kommode und
einem Tisch mit zwei Stühlen sowie einem Waschtisch, mehr gab es nicht. Ein
paar vereinzelte Kerzenständer mit gelblichen Kerzen, vermutlich aus Talg, bildeten
die gesamte Dekoration. Ich versuchte einen Blick durch die Fenster zu werfen,
doch das dicke Bleiglas trübte den Blick und der Innenhof

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