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Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Einsatzort Vergangenheit (German Edition)

Titel: Einsatzort Vergangenheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Neumann
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werde jetzt mal versuchen, das Gold in
bare Münze umzuwandeln. Du bleibst hier, in diesen Klamotten würdest du einfach
zu viel Aufmerksamkeit erregen. Ich bin so schnell es geht wieder zurück.“ Er
steckte die Ohrringe in seine Hosentasche, und ehe ich mich versah, saß ich
alleine im Stroh.
     
    Ich
saß alleine in einem Stall mehrere Jahrhunderte, bevor ich geboren wurde! Meine
Gedanken fuhren Achterbahn. Er hatte recht, ich konnte nicht in Hose und Bluse
nach draußen, geschweige denn mit offenen Haaren. Schon an der nächsten Ecke
wäre ich vermutlich von irgendeinem Puritaner wegen Unsittlichkeit verhaftet
worden. Aber was war, wenn Phil nicht mehr zurückkam? Was, wenn ihm irgendetwas
geschah und er nicht mehr zurückkam, immerhin hatte er sein Handy mitgenommen.
Oder, vielleicht war es noch schlimmer und er hatte mich nur angelogen, dass
wir hier nicht rauskamen, bevor wir nicht das große Rätsel gelöst hatten. Und
er saß schon längst mit seiner neuesten Flamme bei einem Glas Rotwein und
lachte sich mit ihr über mich kaputt, weil ich so dämlich gewesen war auf ihn
reinzufallen. Was sollte ich tun, wenn er nicht mehr zurückkam? Musste ich eine
der billigen Huren in Southwark werden? Oder konnte ich vielleicht irgendwo
anders unterkommen? Frauen im 16. Jahrhundert hatten leider nicht den Anspruch darauf
jeden Beruf auszuüben, den auch ein Mann ausübte. Ich konnte versuchen mir
einen Mann zu suchen, ihm erzählen, dass ich eine arme Witwe war, um dann im
Kindbett sterben. Alles in allem waren das ziemlich trübe Aussichten. Phil
sollte zusehen, dass er schleunigst zurückkam, sonst würde ich ihn solange als
Geist im 21. Jahrhundert verfolgen, bis er dem Wahnsinn anheimfiel und sich
selbst irgendetwas antat.
     
    Die
Zeit, die ich im Stall verbrachte, zog sich wie Kaugummi und erlaubte meinen
Gedanken durchzugehen wie wilde Pferde. Und jedes Szenario, das ich mir
ausdachte, war abstruser als das vorherige. Immer wieder wurde ich durch
hereintretende Personen aufgeschreckt, einige holten ihre Pferde, andere
brachten sie rein, aber glücklicherweise kam keiner auf die Idee die Leiter
nach oben zu klettern, um Stroh zu holen. Vorsichtshalber hatte ich mir bereits
eine Art Schutzwand aufgebaut, damit ich nicht sofort entdeckt wurde, falls
doch mal jemand hochkam. Ich war gerade dabei mir auszumalen, wie ich als Bettlerin
durch die Straßen der Stadt zog, wenn ich hier alleine blieb, da hörte ich,
dass jemand den Stall betrat und die Leiter nach oben erklomm. Bitte, bitte
lass es Phil sein. Was sollte ich tun, wenn es jemand anderes war? Wie war das
noch mal im Selbstverteidigungskurs gewesen? Welche Griffe musste ich anwenden,
um jemanden unschädlich zu machen?
    „Laura,
wo bist du?“ Noch nie hatte ich mich so sehr gefreut seine Stimme zu hören, wie
in diesem Augenblick. Ich kroch aus meinem Versteck hervor und musste zweimal
hinsehen, denn vor mir stand ein völlig verwandelter Phil. Hatte er bei seinem
Weggang noch die typische Kluft des 21. Jahrhunderts getragen, Jeans und
Polohemd, so stand nun ein Zeitgenosse des 16. Jahrhunderts vor mir. Er trug
grüne Strümpfe, darüber eine Pumphose in der gleichen Farbe, einem Kragenhemd
und darüber ein braunes ärmelloses Wams aus Leder. Komplettiert wurde das
Outfit durch einen bestickten Samtumhang, einem Paar brauner Stiefel und einem
grünen Hut. Sowie einem Schwert! Und es sah nicht aus, als wäre es nur ein
Spielzeugschwert. Er war das perfekte Abbild eines Landedelmanns dieser Zeit
und selbst in diesen an sich lächerlichen Hosen, sah er noch unverschämt gut
aus. Egal was ich sonst von ihm hielt, er war ganz klar eine Augenweide, da
spielte das Jahrhundert keine Rolle.
    „Deshalb
hat es so lange gedauert, du warst shoppen!“, zog ich ihn gut gelaunt auf, froh
darüber, dass er doch zurückgekommen war.
    „Hier,
zieh das an!“ Er reichte mir einen Beutel, den ich sofort neugierig aufschnürte.
Darin befanden sich Frauenkleider, ich hätte ihn umarmen können, konnte mich
aber gerade noch so zurückhalten, so weit ging meine Freude dann auch wieder
nicht.
    „Ich
dachte mir, dass du auch gerne aus dem Stall rauskommen möchtest“, grinste er
mich schelmisch an. Darauf konnte er Gift nehmen, wenn ich schon mal in der
Vergangenheit war, wollte ich wenigstens so viel wie möglich sehen und
mitnehmen. Ich packte die Sachen und verschwand hinter meiner Schutzwand aus
Stroh. Schnell entledigte ich mich meiner Kleidung, meine Unterhose behielt

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